Im Lipperland ist die Bestürzung anhand der Stellenstreichungen, die im Raum stehen, ungleich massiver als in Lüdenscheid. In der Kleinstadt Blomberg, 45 Kilometer südöstlich von Bielefeld gelegen, stehen rund 600 Stellen auf der Kippe. Die Lippische Landeszeitung (Detmold) berichtete bereits im März von den Plänen.
In einer Presseerklärung hatte Phoenix Contact seinerzeit erklärt, seine Wertschöpfungsketten in den Kernländern des globalen Wachstums – also in China, Indien und USA – auszubauen, um sich zukunftsorientiert aufzustellen. Man reagiere damit auf die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft, aber auch auf die weltpolitischen Spannungen und erwarte, dass die Regionen Nordamerika und Asien künftig die entscheidende Rolle spielten.

Die aktuelle Schwäche der deutschen Wirtschaft sei keine klassische konjunkturelle Krise, sondern zeige nur eine grundsätzliche Veränderung der Bedingungen auf dem Weltmarkt auf. Deshalb werde die Phoenix-Gruppe ihre Produktion in den Kernländern des globalen Wachstums, d.h. in China, Indien und den USA ausbauen.
Ulrich Leidecker, Mitglied und Sprecher der Geschäftsführung von Phoenix Contact, skizziert einen Weltmarkt mit „zunehmend protektionistisch gelenkten Regionen aus mit den beiden Wirtschaftsräumen USA und China sowie Europa in der Mitte“. Die Reaktion des Unternehmens könne nur sein, sich auf diese Situation einzurichten. Leidecker: „Investitionen in Deutschland sind deutlich gehemmt oder werden umgelenkt auf die Regionen Nordamerika und Asien. Durch die Politik der neuen US-Regierung, insbesondere mit der Einführung von Zöllen, sehen wir die Entwicklung getrennter Wirtschaftsräume nicht nur bestätigt, sondern deutlich verschärft. Der Wettbewerbsdruck in Europa wird sich hierdurch erheblich verstärken.“

Zwar ist der weitaus größte Teil der Stellenstreichungen in Blomberg verortet, gleichwohl kommt die Wellenbewegung auch negativ in Lüdenscheid an. Nach Boomjahren sei es zu einer deutlichen Beruhigung und auch zu einem Rückgang der Nachfrage gekommen. Kapazitätsanpassungen müssten die Folge sein.
In einer Betriebsversammlung wurde die Belegschaft auf Stellenabbau und Umstrukturierungsprozesse eingestimmt. Die Rede ist von einer niedrigen zweistelligen Zahl betroffener Jobs. Betriebsbedingte Kündigungen sollten durch freiwilliges Ausscheiden aus dem Betrieb möglichst vermieden werden. Den Mitarbeitern wurde ein ganzes Bündel sozialer Angebote vorgestellt, um ein Ausscheiden zu versüßen. Das geht von früherem Renteneintritt über Sabbaticals bis hin zu Teilzeitmodellen.
Hintergrund:
Phoenix Feinbau als metallverarbeitender Betrieb fertigt in Lüdenscheid seit mehr als 85 Jahren und an sechs Standorten hochwertige und technisch anspruchsvolle Stanz- und Biegeteile, Kunststoffteile, elektronische Komponenten und Baugruppen. Die Produkte werden u.a. in der Lebensmittel-, Elektronik-, Maschinenbau- und Automobilindustrie eingesetzt. Mit den Kompetenzbereichen Stanzteilfertigung, Werkzeugbau, Oberflächentechnik, Montage mit Spritzgussfertigung, Technologieentwicklung und Engineering sei das Unternehmen ein langjähriger, verlässlicher und kompetenter Partner für die Kunden.
Phoenix Feinbau ist ein Mitgliedsunternehmen der weltweit tätigen Phoenix Contact Gruppe, einem Familienunternehmen, das weltweit Marktführer für Komponenten, Systeme und Lösungen im Bereich der Elektrotechnik, Elektronik und Automation ist.