Beim Biergericht des Schützenvereins Oestertal überzeugte das Moderatorenduo Jan Müller und Carsten Bock mit – teils hintergründigem – Wortwitz. Das sehr aufmerksam zuhörende Publikum am Sonntagvormittag in der Oesterhalle war begeistert.

Sie verstehen sich nahezu blind auf der Bühne. Die Rede ist von Neu-Präses Jan Müller und Schöffe und Ex-Präses Carsten Bock, die kurzweilig und mit viel Wortwitz durch das Oestertaler Biergerichtsprogramm führen. Im Hintergrund werden sie unterstützt von ihren Kollegen, damit auch jede Verurteilung der Schützensünder gut dargestellt werden kann, um auch den Gästen von den Nachbarvereinen die jeweiligen Sachlagen verständlich zu machen. Vergleicht man die bisherigen Biergerichtsveranstaltungen miteinander, stellt man fest, dass im Oestertal bislang das aufmerksamste Publikum zugegen war. Nahezu mucksmäuschenstill war es in der Oesterhalle, um ja jeden Gag mitzubekommen. Dabei stellte das Duo auch Anforderungen an den Grips. „Manche Witze und Gags brauchen ein bisschen“, freute sich Müller. Wie die T-Shirt-Aufschrift für Ex-Kaiser Michael Funke: lieber in der Kaiserin als Imperator!

Ex-Kaiser Michael Funke bekam ein neues T-Shirt.
Foto: Ai-Lan Na-Schlütter / LokalDirekt

Als Running Gag zog sich der mehrfache Werbeblock für ein Sauerländer Pils durchs Programm, welches nach Art eines Fruchtgummiherstellers mit verfremdeten Stimmen dargestellt wurde. Dabei bedienten sich Jens Beckmann und seine Mitstreiter des Gases Helium, um ihre Stimmen wie die von Kindern klingen zu lassen.

Sicher angegurtet ließen die Schöffen den höhenängstlichen Ex-König Matthias Krüger in die Luft steigen, musikalisch untermalt von Tom Astors „Flieg junger Adler“. Hintergrund dieser Aktion war die Vielzahl von Fotos während der aktiven Königszeit, die zuweilen zu Irritationen geführt hatten. Am Haken hängend sah sich der Delinquent noch einmal in der Situation, der Produktion von noch mehr hässlichen Fotos ausgesetzt zu sein.

Matthias Krüger hob ab.
Foto: Ai-Lan Na-Schlütter / LokalDirekt

In unnachahmlicher Art und Weise erzählte Vollblutschütze Eberhard Ebi Riedesel, wie es überhaupt dazu kam, dass er und auch Matthias Krüger auf den Königsvogel angelegt hatten. Es begab sich der Schütze Ebi in der Schützenfestlosen Zeit während der Corona-Pandemie in die Badewanne mit seiner „Bache“, als ihm die Idee zum Friedhofsschützenfest 2021 kam. In Wort und Bild wurde der Ablauf minutiös geplant und in die Tat umgesetzt. Stören konnte niemand, denn Ebi hat aufgrund seiner Wohnlage (am Friedhof) sehr ruhige Nachbarn. Durchdringen bis zum Oestertaler Biergericht sollte diese Geschichte eigentlich nicht. Immerhin dauerte es vier Jahre, bis dem aktuellen Gericht diese Geschichte zugetragen und dem interessiert zuhörenden Publikum bühnenreif serviert wurde.

Manfred Stumpf, ebenfalls langjähriger Präses in der Vergangenheit, hatte schon immer einen besonderen Humor. Er besuchte bei einer Reise nach Esens auch den dortigen Friedhof, teilte dann die Fotos der Grabsteine, die dort stehen. Die Schöffen griffen diese Idee auf und servierten Stumpf einen fertigen Limerick für seinen Grabstein in spe. Dazu lief die Melodie nach dem Spielfilm „Spiel mir das Lied vom Tod“. Manni Stumpf wäre nicht er, wenn er nicht contra geben könnte. Zu seinem eigenen Urteil spielte er zur Gitarre das Lied „Komm, wir gehen auf den Friedhof“. Völlig überrascht reagierte Stumpf jedoch, dass diese Aktion quasi die Einleitung seiner Ernennung zum Ehrenbiergerichtspräsidenten war. Mit Tränen der Rührung nahm er die dazu passende Urkunde aus den Händen des Moderatorenduos entgegen.

Manfred Stumpf wurde zum Ehrenbiergerichtspräsidenten ernannt.
Foto: Ai-Lan Na-Schlütter / LokalDirekt

Es gab Kurzverurteilungen, bei denen die Begriffe „Nach-16-Uhr-Blödheit“, „dysfunktionale Garagenkofferraumkoordination“ sowie „Ladungssicherungsverweigerung“ eine entscheidende Rolle spielten. Auf richtige und gute Sprache legten die Schöffen großen Wert. Beim Vorsitzenden Andrea Saladdino sei da noch viel Luft nach oben. Die besten Versprecher Andreas sorgten für große Heiterkeit im Schützenrund: 4. Platz: Man muss auch mal über den Tellerrand reden. 3. Scheiße, jetzt habe ich den Faden vergessen. 2. Unsere Situation ist grad wolkig mit Aussicht auf gutes Dings. Und als Krönung: Um finanzielle Probleme zu lösen, müssen wir ab sofort die Putzen klinken. Man merkt schon, wie liebevoll die Schöffen mit ihrem Kollegen und Vorsitzenden umgehen. So fand sich Saladdino auch in den BG-News mehrere Male mit lustigen Anekdoten erwähnt.

Mit einer grandiosen Tanznummer nach der Musik der Backstreet Boys „Everybody, rock your body“, gewandet als Feuerwehrmänner, beschlossen die altmajestätischen Elfen einen vergnüglichen Biergerichtsfrühschoppen, der zweieinhalb Stunden das Publikum auf seine Kosten kommen ließ. Unter der Leitung von Marcel Goldbach unterstützte das Tambourcorps Dahle musikalisch.