Aus 66 werden mehr als 100 werden wieder 66 - zuletzt hatten abweichende Zahlen zu den entstehenden Wohneinheiten auf dem ehemaligen Kostalgelände bei Anwohnern zu Verunsicherung geführt. Hintergrund ist die ohnehin schon knapp bemessene Parkplatz-Situation des zukünftigen Wohnquartiers. Die Anwohner brachten ihre Sorgen am Montagabend, 7. Juli, in der Ratssitzung vor.
Zur Verwirrung bei Anwohnern hatten Angaben aus der jüngsten Ausschusssitzung für Planung und Umwelt im Bezug auf den Kostal-Umbau gesorgt. In der Sitzung war irrtümlicherweise die Rede von mehr als 100 Wohnungen, die dort entstehen sollen. Das entsprach aber nicht den bisherigen Angaben von 66 Wohnungen. Die Befürchtung: Es seien an der Öffentlichkeit vorbei plötzlich mehr Wohnungen bewilligt worden.
Bürgermeister Michael Brosch konnte den besorgten, in der Ratssitzung erschienenen Anwohner Axel Bittrich sowie weitere Anwohner schnell beruhigen. Zu der falschen Angabe, die sich dann auch in die Presseberichterstattung eingeschlichen hatte, führte eine falsche Angabe in der Verwaltungsvorlage. "Es bleibt bei 66 Wohneinheiten", klärte Brosch auf.
Seinen Besuch in der Ratssitzung nutzte Bittrich aber auch, um die Bedenken der Anwohner hinsichtlich der Parksituation vorzubringen. Die Situation zwischen Birken- und Mühlenweg sowie Händel- und Mozartstraße sei schon jetzt "dramatisch ". Weitere Autos aus weiteren Wohneinheiten, die in der Industriebrache entstehen sollen, könnten die Lage in "katastrophal" ändern, befürchtete Bittrich. Denn: Pro Wohneinheit stehen 1,2 feste Parkplätze zur Verfügung. Geht man davon aus, dass eine Familie aber mindestens zwei Autos fährt, müssen sich weitere Fahrzeuge in den Straßen verteilen. Mit 1,2 Stellplätzen weicht die Situation vor Ort von der eigentlichen Stellplatzsatzung in Halver von 1,5 Parkplätzen pro Wohneinheit ab - zugunsten des Projektes, das die Wiebe Immobilien GmbH gemeinsam mit dem Halveraner Architekten Dirk Eicker verwirklichen möchte.
Eine Stellplatz-Diskussion hatte es schon einmal rund um dieses Projekt gegeben - ebenfalls im Ausschuss für Planung und Umwelt. Architekt Eicker sagte damals: Wir planen 60 Wohneinheiten und halten circa 80 bis 82 Stellplätze vor.“ Das seien mehr als nur einer, entspräche aber auch nicht exakt der Stellplatzordnung. Eicker weiter: „Wir haben selbst ein Interesse daran, dass das mit dem ruhenden Verkehr funktioniert.“
Anwohner Bittrich formulierte am Montagabend zudem: "Es macht den Anschein, dass Interessen des Investors sehr einseitig betrachtet werden. Im Vergleich zu Anwohnern, die ja ohnehin dort wohnen und dort auch bleiben." Zudem wollte Bittrich wissen, ob nicht doch eine Tiefgarage die Lösung vor Ort sein könnte. "Das wertet doch auch die Wohnungen auf". Kämmerer Simon Thienel reagierte: "An einer Tiefgarage würde das Projekt wirtschaftlich scheitern."
Sina Löschke (Grüne) warf ein: "Einen Tod müssen wir sterben. Entweder wir denken in Parkplätzen oder in Mobilität." Lars Winterhagen (SPD) gab zu bedenken, es sei ein Irrglaube, dass Wohneinheiten nur ein oder kein Auto hätten. Und Uwe Leinung (Grüne) fasste zusammen: "Wir brauchen Wohnraum, und haben hier die Möglichkeit, innerstädtisch Wohnraum zu schaffen. Diese Chancen muss man wahrnehmen. Sonst müssen wir auf die grüne Wiese bauen." Bürgermeister Michael Brosch fügte hinzu: "Aus Industriebrachen etwas zu schaffen, gefällt mir."
Im Anschluss machte der Rat den Sack zu und beschloss den Bebauungsplan für das Wohnquartier auf dem ehemaligen Kostalgelände einstimmig.