Wie alt ist Meinerzhagen? Dazu gibt es bis heute aus historischer Sicht keine als allgemeingültig anzusehende Aussage. Die Erkundung der Frühgeschichte des Ortes am Quellgebiet der Volme birgt vielmehr noch etliche ungeklärte Fragen. Unabhängig davon aber wird in diesem Jahr ein Stadtjubiläum gefeiert. Zu Grunde gelegt wird dabei, wie schon in früheren Zeiten, eine als eindeutig belegt eingestufte urkundliche Erwähnung Meinerzhagens aus dem Jahr 1174. Somit steht die Feier des 850-jährigen Bestehens an. Die Ausrichtung dieses Ereignisses hat der Stadtmarketingverein im Auftrag der Stadt übernommen und feiert mit einem dreitägigen Fest.
Festwochenende im Juni
Los geht es am Freitag, 14. Juni 2024. Nach einer offiziellen Eröffnung am späten Nachmittag übernimmt ein DJ, der Stimmung für das anstehende Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land macht. Dieses wird ab 20.30 Uhr live übertragen. Auch nach dem Public Viewing auf dem Otto-Fuchs-Platz an der Stadthalle und hoffentlich in der Freude über einen Auftakterfolg der deutschen Nationalelf kann dann weiter ausgelassen gefeiert werden.
Am Samstag, 15. Juni, beginnt die Veranstaltung ab 14 Uhr mit einem bunten Kinder- und Familienprogramm auf der Bühne. Ob Walking-Act, Zauberei oder verschiedenste Spielmodule – es sind vielfältige Aktionen geplant. Mit seiner „Kinderlieder-Partie“ zu Gast sein wird an diesem Nachmittag der bekannte Sänger und Unterhaltungskünstler Martin Pfeiffer. Seit 2017 engagiert sich Pfeiffer für die UNICEF Kinderrechte. In Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund schrieb er den Titel „Die Kinder auf der ganzen Welt“, der den Kindern das Thema Kinderrechte nahebringt. Zum Abend hin wird es dann wieder vorwiegend musikalisch. Das Highlight bildet eine überregional bekannte Partyband, die ab 20 Uhr für Stimmung sorgt. Im Anschluss wird ein DJ übernehmen.
Am Sonntag schließt das Fest mit einem Frühshoppen mit musikalischer Unterhaltung ab.
Auch der Heimatverein Meinerzhagen plant anlässlich des Stadt-Jubiläums einige besondere Aktivitäten. In Arbeit ist ein Vortrag mit dem Thema „850 Jahre Geschichte in Meinerzhagen“. Eine Bilderausstellung alter Fotos von Meinerzhagen wird es in der Villa im Park geben. Eingeladen werden soll zudem zu einem historischen Stadtrundgang mit Erläuterungen zur Stadtgeschichte. Einen genauen Ablauf gibt’s hier.
Die Suche nach alten Urkunden
René Casagrande vom Heimatverein Meinerzhagen hatte in der jüngeren Vergangenheit mit Blick auf das Stadtjubiläum den Versuch unternommen, durch intensive Nachforschungen in Archiven und anderen zur Verfügung stehenden Quellen möglicherweise eine eindeutigere Beantwortung auf die Frage nach dem tatsächlichen Alter der Stadt geben zu können. Am Ende stand eine eher ernüchternde Erkenntnis: Ein tatsächlicher Beleg in Form einer Urkunde im Original ist trotz akribischer Recherchen nicht aufzufinden. Und vor allem bleibt auch weiterhin ungeklärt, ob die von der Forschung bislang als „gefälscht“ und daher nicht als belastbar angesehene erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1067 nicht womöglich doch näher dem tatsächlichen Alter des Ortes kommt als das Dokument aus dem Jahr 1174, wovon es aber lediglich eine Abschrift gibt, die man in der Bayerischen Staatsbibliothek gefunden hatte. Diese Abschrift gehört zu einer Sammlung, die von Johann Godfried von Redinghoven (1628 – 1704) erst im 17. Jahrhundert angelegt worden war. Redinghoven wirkte als Archivar und Geheimrat in der Verwaltung von Jülich-Berg. Seine Schriften, von den Nachkommen 1750 zum Teil an den pfälzischen Kurfürsten Karl Theodor verkauft und als „Sammlung Redinghoven“ in der Bayerischen Staatsbibliothek erhalten, haben eine hohe Bedeutung für die Geschichte der Rheinlande und angrenzender Landstriche, zu denen auch die heimische Gegend gehörte.

Ist Valbert wirklich älter?
Die erste, allerdings von ihrer Echtheit nicht letztgültig zu belegende urkundliche Erwähnung Meinerzhagens aus dem Jahr 1067, berichtet davon, dass zu diesem Zeitpunkt der Kölner Erzbischof Anno II. der Stiftskirche zum Heiligen Georg in Köln Einnahmen übertrug, die aus Abgaben der Einwohner Meinerzhagens stammten. Die Erwähnung von „5 Pfund Silber“ aus dem „Zehnten von „Meginhardeshagen“, so die damalige Schreibweise für das heutige Meinerzhagen, sprechen dafür, dass es sich bei dem Ort keinesfalls um eine arme Landgemeinde handelte. Interessant und auffällig ist hierbei, dass jener erwähnte Erzbischof Anno II auch für die Ortsgeschichte von Valbert bedeutend ist. Dieser bestimmte in einer auf das Jahr 1072 datierten Urkunde Privilegien und Besitzungen für das von ihm gegründete Kloster Grafschaft. Dazu gehörte auch Valbert, das damit erstmalig urkundliche Erwähnung findet und darauf sein im vergangenen Jahr gefeiertes 950-jähriges Bestehen zurückführt.
In der nur als Abschrift erhaltenen Urkunde von 1174 finden sich die wohl ältesten Ortsbezeichnungen Meinerzhagens als Memardishagen oder Meydardishagen. Inhaltlich geht es um die Übertragung der weltlichen Gewalt (Vogtei) vom Probst Conrad von St. Severin in Köln auf den Grafen Engelbert von Berg und seine Erben.
Wann Meinerzhagen also gegründet worden ist, ist weiterhin ungeklärt. Und so bleibt den Einwohnern immerhin als schöne Legende die Geschichte erhalten, dass die tatsächlichen Ursprünge womöglich in der Zeit des 9. bis 10. Jahrhundert liegen könnten. Nach der Überlieferung soll ein Einsiedler namens Meinhard aus dem kölnischen Stift des Heiligen Severin schon vor der fränkischen Christianisierung auf dem Platz der dort um 1220 erbauten späteren Pfarrkirche eine Kapelle errichtet haben. Andere Quellen sprechen davon, dass besagter Mönch nicht aus Köln kam, vielmehr vom Kloster Werden auf dem Gebiet der heutigen Stadt Essen nach hier entsendet worden sei.
Die Historikerin Dr. Charlotte Dresler-Brumme fand bei ihren Nachforschungen im Propstarchiv Werden das Fragment eines Totenbuch mit Einträgen aus der Zeit des 9. bis 11. Jahrhunderts. An 18. Stelle dieses Nekrologs ist verzeichnet „Meinhard“, ein Priester und Mönch. Mit der historischen Dokumentation des Klosters Werden als ältester Grundherrschaft auch für Meinerzhagen, seines Missionsauftrags und der Marienverehrung in Werden, erhalte, so die Deutung der Historikerin, die Legende ein historisches Fundament. „Die Entdeckung eines Priesters und Mönches Meinhard, der in den zeitlichen und räumlichen Rahmen passt, macht sie glaubwürdiger“, resümierte sie einem Beitrag, der 1997 in der vom Heimatverein herausgegebenen Schriftenreihe „Meinhardus“ erschienen ist. Und dies legt die Annahme nahe: Tatsächlich dürfte Meinerzhagen bereits vor etwa eintausend Jahren gegründet worden sein! 1765, und das ist Faktum, verlieh der preußische König Friedrich II. dem Ort die Stadtrechte. Das Zusammenwachsen von Meinerzhagen und Valbert wurde 1846 durch die zunächst verwaltungsmäßige Zusammenlegung zum „Amt Meinerzhagen“ eingeleitet, endgültig im Rahmen der kommunalen Neugliederung zur neuen Stadt Meinerzhagen aber erst 1969 vollzogen.