„Der Standort ist eine Paradefläche für nachhaltige Energieerzeugung“, so bezeichnete Gaylord Höhne als Vertreter des Projektentwicklers DVP Solar das vorgesehene Areal. Dieses gehört André Poth, der seine aktuell landwirtschaftlich genutzten 12 Hektar gern für die Errichtung eines Solarparks an DVP verpachten möchte. Einen Solarpark, der damit in etwa so groß wäre wie 17 Fußballfelder.
Höhne hob in seiner Präsentation die Vorteile hervor: das Gelände nahe des Kreuzungsbereichs der L528/L699 habe optimale Südausrichtung, es gebe einen nahegelegenen Netzanschluss und seitens DVP eine freiwillige Zahlung von 24.000 Euro pro Jahr an die Gemeinde, zuzüglich der späteren Steuerzahlungen. „Hier haben wir die Chance, Breckerfeld fortschrittlich aufzustellen und einen entscheidenden Schritt in Richtung Energiewende zu machen“, argumentierte Höhne. Er betonte zudem, dass der Solarpark beispielsweise durch eine Hecke eingefasst werden könne, um das Landschaftsbild zu bewahren.
„First come, first serve“
Um technische Fragen zu klären, hatte Bürgermeister André Dahlhaus den Geschäftsführer des örtlichen Versorgers AVU Netz zur Sitzung eingeladen. Markus Kosch erläuterte die aktuelle Einspeisesituation in Breckerfeld: „Derzeit gibt es im Ort zirka 530 Anlagen, die Strom erzeugen, neben den Windkraftanlagen handelt es es dabei überwiegend um Photovoltaikanlagen.“ Mit Blick auf den geplanten Solarpark von DVP erklärte er: „First come, first serve – wer zuerst kommt, mahlt zuerst.“ Die Kapazitäten seien jedoch begrenzt: „Mit den bestehenden sowie den bereits fertig geplanten und genehmigten Anlagen haben wir mittlerweile fast die Grenze der Einspeisemöglichkeiten erreicht.“
Kapazitäten sind endlich
Kosch sprach zudem mögliche Folgen an, falls das Netz überlastet werde: „Wenn zu viel Strom erzeugt wird, müssen wir Energie auslagern und sogenannte Redispatch-Maßnahmen ergreifen.“ Für den Solarpark könnten langfristig zudem zusätzliche Infrastrukturmaßnahmen notwendig werden: „Ein neues Umspannwerk oder zusätzliche Freileitungen wären denkbar. Diese Projekte hätten jedoch eine Realisierungszeit von etwa fünf Jahren.“
Gleichzeitig betonte Markus Kosch, dass die Energiewende auch innerhalb der AVU Netz natürlich angestrebt werde, gab aber zu bedenken, dass das Unternehmen aufgrund solcher Großprojekte wie einem Solarpark künftig in die Situation kommen könne, private Anträge für PV-Anlagen ablehnen zu müssen: „Weil die Kapazitäten zur Stromeinspeisung endlich sind.“
Kontroverse Ansichten
In der folgenden Diskussion hatten die Vertreter der Fraktionen Gelegenheit, weitergehende Fragen zu stellen oder sich allgemein zur Thematik zu äußern. Dr. Andreas Balster und Christoph Altenbeck standen dem Solarpark-Projekt als Ausschussmitglieder für Bündnis90/Die Grünen positiv gegenüber: „Wir unterstützen die lokale Energiewende und sind daher eher geneigt, dem Antrag zuzustimmen“, so Altenbeck. Zumal Gaylord Höhne auf Nachfrage erklärte, die Fläche könnte die Biodiversität fördern, wenn sie nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werde: „Einige Studien belegen zum Beispiel, dass sich in der Nähe von Solarparks wieder vermehrt Vögel ansiedeln.“
Vehementer Widerspruch von der FDP
Dagegen äußerten sich die Vertreter von CDU und FDP kritisch. FDP-Fraktionschef Ulrich Ferron sprach sogar von einer „Lüge“, dass der Solarpark das Landschaftsbild nicht beeinträchtigen würde: „Vom Loh aus schaut man dann nämlich auf eine riesige reflektierende Spiegelfläche.“ Axel Zacharias (CDU) unterstrich, dass der produzierte Strom dann wohl hauptsächlich außerhalb von Breckerfeld genutzt werde: „Wir sind keine Gewerbestadt, das Mehr an Strom käme der Stadt als Wirtschaftsstandort also eher nur in geringem Maße zugute.“ Er sei da „eher bei Heiner Born“ und tue sich schwer mit dem avisierten Standort: „Weil die Fläche aktuell von unserer heimischen Landwirtschaft genutzt wird, bei einer brachliegenden Fläche wäre das etwas anderes“, so Zacharias.
„Verantwortung für Landwirtschaft im Auge behalten“
Sein Parteikollege Heiner Born, selbst Landwirt, hatte zuvor nämlich aus seiner Sicht – „und in meiner Funktion als Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbandes“ – vor dem Verlust weiterer landwirtschaftlicher Nutzflächen gewarnt: „Jeden Tag verschwinden in NRW ‚Flecken‘ dieser Größenordnung für uns Landwirte, die Fläche, von der wir jetzt sprechen, wird seit Jahren für die heimische Milchwirtschaft genutzt beziehungsweise für die Futtermittelerzeugung. Wir dürfen in Breckerfeld die Verantwortung für die örtliche Landwirtschaft nicht aus den Augen verlieren“, forderte Born.
Nach gut einstündiger Diskussion erinnerte Ausschussvorsitzender Martin Gensler (CDU) an die Aufgabe des Gremiums: „Wir müssen hier zu einer Entscheidung kommen, ob der Antrag zur Abstimmung in die Stadtvertretung gegeben wird.“
Die Grünen signalisierten daraufhin erneut eine grundsätzlich positive Haltung zum Solarpark: „Wenn alle Städte nach dem Prinzip ‚Not in my backyard – nicht in meinem Garten‘ handeln würden, würde die Energiewende keinen Schritt vorankommen“, betonte Christoph Altenbeck.
Die FDP hingegen machte nochmals deutlich, dass sie das Vorhaben ablehnt. „Das Projekt bringt weder der Stadtentwicklung, noch dem Wirtschaftsstandort Breckerfeld einen Vorteil, daher wird es von unserer Seite auch in der Stadtvertretung ein Nein geben“, bekräftigte Ulrich Ferron seine Meinung. Auch die CDU zeigte sich skeptisch, insbesondere wegen der aktuellen landwirtschaftlichen Nutzung der Fläche: „Ich bin dennoch der Meinung, dass die gesamte Stadtvertretung über diesen Antrag entscheiden soll.“ Die Wählergemeinschaft befürwortete ebenfalls eine Entscheidung in der Stadtvertretung und Katrin Rutenbeck kündigte an, die Zeit bis dahin für weitere interne Beratungen nutzen zu wollen. Jefferson Gerbothe als Vertreter der SPD wollte sich dagegen in der öffentlichen Sitzung angesichts der Anwesenheit von Pressevertretern „nicht schon im Vorfeld abstimmend äußern“.
Entscheidung fällt am 10. Dezember
Es handle sich beim Solarpark um ein Projekt, das langfristige Auswirkungen auf Breckerfeld haben wird, zeigte Bürgermeister André Dahlhaus abschließend Verständnis für die kontroverse Diskussion: „Wir sprechen hier nicht über eine Kleinigkeit, es ist ein großes Vorhaben, das unsere Stadt über Jahrzehnte prägen wird – und es ist ausdrücklich erwünscht, dass sich alle Fraktionen intensiv mit dem Thema beschäftigen, bevor darüber endgültig entschieden wird.“ Eine Vorlage für den entsprechenden Grundsatzbeschluss zu dieser Fläche werde noch im Laufe dieser Woche erstellt.
Ob in der Nähe des Wengebergs also tatsächlich ein 12 Hektar großer Solarpark entstehen kann – diese Entscheidung müssen nun also am Dienstag, 10. Dezember, die Mitglieder der Breckerfelder Stadtvertretung treffen.