„Was die Öffentlichkeit momentan am meisten bewegt ist die Kindergartenfrage. Wenn man darüber spricht, kommen die Leute schnell an und sagen, dass alles auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. Aber dann hätten wir die Kindergärten nicht mehr als 50 Jahre betrieben. Uns ist es wichtig, die Kindergartenarbeit in evangelischer Hand zu behalten“ gibt Freiwat ein klares Bekenntnis in Richtung des Standortes Büscherweg.
Dennoch: Die finanzielle Situation der Kirchengemeinde zwingt sie zum Verkauf einiger Gebäude. Zur Erinnerung: Auf der Sommersynode des Kirchenkreises am 8. Juni hatte Superintendent Christof Grote mitgeteilt, dass alle Kirchengemeinden ihren Gebäudebestand um bis zu 60 Prozent reduzieren müssen und ihnen eine Vorschlagsliste vorgelegt. Aktuell laufen Verkaufsverhandlungen über das Grundstück Am Denkmal: Neben Gemeindehaus und Christuskirche ist von den Verkaufsgesprächen auch der Kindergarten Villa Regenbogen betroffen. Das Christliche Gemeindezentrum Halver als potenzieller Käufer möchte gerne zum 1. Januar 2025 übernehmen. Die Kirchengemeinde Kierspe hingegen schlägt den 1. August 2026 vor. Derzeit, so Freiwat befände man sich in Verhandlungen diesbezüglich.
Die Hoffnung aktuell sei, so Freiwat, dass das CG Halver den Kindergarten fortführt – wenn auch nicht in der Hand der evangelischen Kirchengemeinde Kierspe, so bleibe zumindest ein christlicher Kindergarten in Kierspe-Bahnhof bestehen. Darüber hinaus befindet sich die Stadt Kierspe in Gesprächen mit einem Investor, um einen Kita-Neubau im Bereich Bahnhof zu prüfen – LokalDirekt berichtete. Alle Parteien bekräftigten, die Kitaversorgung am Standort nahtlos aufrechterhalten zu wollen.
Hohe Investitionskosten stehen an
Fest steht jedoch: Alleine dieser Verkauf reicht nicht aus, auch aufgrund des hohen Investitionsbedarfes von 900.000 Euro in die Servatiuskirche Rönsahl und 1,65 Millionen Euro in die Margarethenkirche. „Es wird um weitere Gebäude gehen, auch um den Kindergarten Büscherweg“, wie Freiwat im Gespräch weiter ausführt. Auch bei diesem Gebäude herrsche ein hoher Investitionsbedarf. „Wir prüfen die baulichen Möglichkeiten, werden noch weitere Gespräche mit der Stadt führen und dann sehen, ob uns das finanziell möglich sein wird“, schreibt Freiwat im Hinblick auf das denkmalgeschützte Gebäude der Kita Abenteuerland im Gemeindebrief. Im Gespräch wird er deutlicher, erklärt: „Wenn wir den auf Dauer betreiben, müssten wir da erheblich investieren.“
Auch am Personal wird gespart, ab Dezember 2024 wird George Freiwat als „Einzelkämpfer“ vor der Gemeinde stehen: Sein Kollege Martin Spindler verlässt die Gemeinde und hält am 24. November seinen Abschiedsgottesdienst – in der Christuskirche. Ob die zweite Pfarrstelle nachbesetzt werden kann, ist aktuell noch unklar, frühestens jedoch 2026 werde ein zweiter Pfarrer nach Kierspe kommen, so die evangelische Kirchengemeinde.
Welche weiteren Gebäude also zusätzlich zur Disposition stehen, um den Haushalt wieder auszugleichen, bleibt abzuwarten. Bei dem Gebäudeverkauf und der Grundstücksvergabe in Erbpacht handelt es sich um „einen Prozess, der sich über Monate, bei weiteren Gebäuden vermutlich Jahre hinzieht“, so Freiwat. Trotz zahlreicher Überlegungen im Vorfeld der Gemeindeversammlung bezüglich der Finanzierung ist Freiwat offen für Vorschläge: „Im Nachhinein [an die Gemeindeversammlung, Anm. d. Redaktion] ist leider keiner gekommen und hat gesagt „ich hab da eine Idee.“ Trotzdem gibt Freiwat die Hoffnung nicht auf, denn die Arbeit hängt nicht von der Anzahl der Gebäude und Kirchen ab, sondern von den Menschen, die sich für die Gemeinde engagieren; „Und die haben wir.“