„Es ist eine allgemeine Verkehrskontrolle. Da gilt das Zufallsprinzip. Wir haben jetzt niemanden speziell im Blick“, erklärt Einsatzleiter Alexandros Pasachidis. Bevor es los geht, werden Pylonen auf der Straße verteilt. Die Fahrspuren werden so verengt, die Autos fahren direkt langsamer. Außerdem wird der Bereich abgegrenzt, in dem die Fahzeuge kontrolliert werden. Es schüttet in Strömen. Der Wind pfeift. „Ja, es gibt schon besseres Wetter, aber das wird schon“, sagt eine junge Polizistin. Bis Mitternacht geht ihr Dienst. „Dann heißt es auf jeden Fall erstmal aufwärmen“, sagt sie.
Um 16.45 Uhr steht alles und es geht los. Als erstes wird ein dunkelgrauer Kleinwagen herausgezogen. Die Fahrerin versteht nicht ganz, was sie falsch gemacht haben soll. Die Erklärung kommt sofort. „Wir machen hier eine allgemeine Verkehrskontrolle. Können Sie mir bitte ihren Führerschein und Fahrzeugschein zeigen?“ Die Fahrerin ist sichtlich aufgeregt. „Haben Sie einen Verbanskasten, ein Warndreieck und die Sicherheitswesten dabei?“ Die Polizistin möchte alles sehen. Also raus aus dem warmen Auto und an den Kofferraum. Die Beifahrerin muss helfen, denn im Kofferraum sitzt der Familienhund, der die Polizistin mit einem fröhlichen Hüpfer und viel Schwanz wedeln begrüßt. Die Polizistin nimmt es mit Humor und die Fahrerin beginnt zu suchen. Die Beifahrerin und der gut gelaunte Hund stehen derweil im Regen auf dem Bürgersteig: „Ich habe schon Verständnis für solche Aktionen. Also mich nervt das jetzt nicht, auch wenn der Regen natürlich nicht so geil ist“, erzählt sie lachend. Derweil sucht die Fahrerin nach dem Warndreick. „Für so etwas ist das schon gut. Im Notfall ist das ein großes Problem, wenn die Sicherheitssachen fehlen oder lange gesucht werden müssen. Sie hat jetzt ja alles dabei, aber man muss halt auch wissen, wo es ist“, sagt die Polizistin. Nach gut fünf Minuten können die Frauen ihre Fahrt fortsetzen.
Derweil kontrolliert ihre Kollegin den Fahrer eines Kastenwagens. „Ja, diese Fahrzeuge hat man schon immer besonders im Blick. Alkohol ist doch ab und zu ein Thema und die Ladungssicherung“, erklärt sie. Auch dieser Fahrer aus Hagen nimmt es gelassen – auch wenn er jetzt ebenfalls mit Suchen beschäftigt ist. Das Warndreieck ist verschollen. In jedem Winkel des Transporters wird gesucht – doch es bleibt verschwunden. „Das wird als Ordnungswidrigkeit geahndet. 15 Euro muss er jetzt bezahlen“, erklärt die Polizistin und läuft mit dem EC-Karten-Gerät zum Fahrer. Der nimmt es mit Humor: „Ein Geschenk an die Polizei. Aber sie haben ja Recht. Muss man haben. Ist halt so.“ Dass die Polizei vor Weihnachten besonders viel kontrolliert, um Geld zu verdienen, sei übrigens nur ein Mythos. „Wir haben davon gar nichts“, betont der Einsatzleiter.
Die meisten Autofahrer nehmen die Kontrolle gelassen. Mit einem besonders gut gelaunten Fahrer hat es Alexandros Pasachidis auf der anderen Straßenseite zu tun. Er zog einen Wagen mit Gummersbacher Kennzeichen aus dem Verkehr. Nicht nur der Fahrer stieg aus, sondern auch die vier Kollegen des Mannes. „Endlich bewegen“, sagt die Mitfahrerin. Seit über einer Stunde säßen sie nun zu Dritt auf der Rückbank. Der Trupp ist gut gelaunt und der Fahrer entspannt. „Wir wollen zur Weihnachtsfeier an den Seilersee. Aber wir sind schon eine Ewigkeit unterwegs wegen der gesperrten Autobahn“, erzählt der Fahrer. Das Mutterunternehmen ihres Arbeitgebers käme von dort. Schnell entsteht ein reges Gespräch mit Alexandros Pasachidis, die Stimmung ist entspannt. Der Fahrer sucht Warndreick und Co und dann können die gut gelaunten Mitarbeiter einer Drahtzieherei ihre Fahrt fortsetzen. Während Alexandros Pasachidis sich schon um die nächsten kümmert, ruft einer aus dem Hintergrund „Haaalt“. Sofort schwenken alle Blicke zu dem Auto. Doch es ist nichts Schlimmes passiert. Der Fahrer hat lediglich einen seiner Mitfahrer vergessen, der noch auf dem Bürgersteig raucht. Da müssen dann selbst die erfahrenen Polizisten schmunzeln.
Mit einer Taschenlampe steht Alexandros Pasachidis nun auf dem Mittelstreifen. Leuchtet die Fahrer kurz an. In Sekunden muss er entscheiden, wen er herauswinkt. Wer das ist, entscheidet er nach Bauchgefühl. Seine Kollegin möchte derweil einen Audifahrer kontrollieren. Sie winkt, er fährt weiter. Sie klopft bei dem fahrenden Auto an die Scheibe, der Fahrer fährt weiter. „Alex, den Audi“, ruft sie noch ihrem Kollegen zu, der weiter vorne steht. Doch auch ihm gelingt es nicht, den Fahrer zu stoppen. Dieser fährt noch über eine Pylone und ist verschwunden. Die Polizistin nimmt es gelassen. Sie glaubt nicht, dass der Fahrer ein Krimineller war: „Es war ein älterer Mann. Die sind mit den ganzen Lichtern und den Menschen oft überfordert. Ich komme jetzt ja eh nicht hinterher.“

Auf der Gegenfahrbahn ein ähnliches Problem. Ein Fiat-Fahrer hält nicht an. Erst im letzten Augenblick, als ein Kollege zur Hilfe eilt. „Ältere Menschen sind oft aufgeregt, wenn sie durch so eine Kontrolle fahren. Es blinkt überall, es regnet, man kann nicht so gut sehen. Wir machen dem Fahrer keinen Vorwurf. Es war ja keine Absicht und es hat ja alles noch geklappt“, erklärt die Polizistin. Die Kontrolle verunsichert doch viele Fahrer. Einige halten an, verstehen nicht, dass es keine Sperrung ist. Wieder andere rechnen damit, jetzt herausgefischt zu werden und lassen bereits die Fenster herunter. „Besonders verunsichert sind in der Regel Fahranfänger. Die sind schon mächtig nervös. Aber wir tun ja eigentlich gar nichts“, erzählt der Einsatzleiter. Wie so etwas aussieht, zeigt sich wenig später als er einen jungen Mann auf den Seitenstreifen winkt, der mit einem 45er-Auto unterwegs ist.
Er ist auch der erste Fahrer, der auf Drogen kontrolliert wird. „Wir gucken danach, ob die Augen ganz klein sind und leuchten den Fahrern in die Augen, um zu schauen, wie die Pupillen reagieren“, erklärt der erfahrene Polizist. Bei dem jungen Fahrer ist alles in Ordnung, er kann weiterfahren. „Wenn wir einen Verdacht haben, geht es zur Urinprobe an der Bushaltestelle. Aber das ist schon ein massiver Eingriff, daher machen wir das auch wirklich nur, wenn es einen begründeten Verdacht gibt“, erklärt die Polizistin.
Mit der Urinprobe wird dann ein Schnelltest gemacht. So können die Beamten vor Ort die üblichen Substanzen abchecken. Ist der Test positiv, geht es zur Wache zur Blutentnahme. Dann müsste ein Einsatzteam aus der Kontrolle abgezogen werden. An der Kontrollstelle in Einsal gab es niemanden, der eine Urinprobe abgeben musste. „Nein, das frustriert uns nicht. Das heißt ja, dass alle Fahrer fahrtauglich sind“, sagt die Polizistin.
Insgesamt werden am Donnerstagabend 79 Fahrzeuge kontrolliert. Die meisten in Nachrodt. Weitere im Lauf des Abends in Altena. Es werden sechs Ordnungswidrigkeiten festgestellt. Darunter fallen Dinge wie fehlendes Warndreieck oder keinen Führerschein dabei zu haben. In der Rahmede in Altena stoppen die Beamten später noch einen Twingo-Fahrer. Der 23-jährige Lüdenscheider wird positiv auf Cannabis getestet.
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Hinweis: Bei keinem der abgebildeten Fahrer/Autos wurde eine Ordnungswidrigkeit oder mangelnde Fahrtüchtigkeit festgestellt.








