Langsam fügt sich alles zusammen – die Entwicklung des gesamten Wippermann-Areals könnte schon bald abgeschlossen sein. Für den bisherigen Ladenhüter „Neues Wohnen“, den die Stadt seit nunmehr zwei Jahren versuchte an den Mann zu bringen, wurde ein Investor gefunden – und der ist manchen in Halver kein Unbekannter.

Konkret geht es um das rund 2500 Quadratmeter große Wippermann-Grundstück zwischen Frankfurter Straße und Kulturbahnhof. Auf dem „Filetstück“ des ehemaligen Firmenkomplexes sollen im Zuge der Umgestaltung des gesamten Areals zum „Kreativ.Quartier.Wippermann“ nach jüngsten Planungen Mietwohnungen und ein sogenanntes Boardinghaus entstehen. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein Beherbergungskonzept zwischen Hotelbetrieb und längerfristig angemietetem Wohnraum.

Das Wippermann-Areal, blau eingezeichnet die Planung für Wohnraum und Boardinghaus.
Foto: Architekturbüro Eicker Halver

Schon 2023 hatte die Stadtverwaltung ihre Vorstellungen zur Vermarktung und Erschließung des Geländes vorgestellt. Doch während die übrigen Wippermann-Projektbausteine Denkhof, Stagehalle, Werkhof und Ponywiese Gestalt annahmen, konnte Wirtschaftsförderer und Beigeordneter Simon Thienel zunächst keine Vermarktungserfolge verkünden. Das änderte sich am 24. September. In der Ausschusssitzung für Planung und Umwelt stellte Thienel gemeinsam mit dem Architekturbüro Eicker aus Halver konkrete Planungen für die Errichtung eines Boardinghauses vor und verkündete in diesem Zuge, einen Investor für die Realisierung gefunden zu haben. Thienel: "Der Verwaltung ist es trotz der damals erfolglosen Ausschreibung nach intensiven Gesprächen und aufgrund der nie in Zweifel gestellten eigenen Überzeugung für die Sache gelungen, einen Investor zu finden, der sich zur gewünschten Umsetzung bekannt hat."

Und hinter diesem Bekenner steckt Klaus Schulze Langenhorst. Der Geschäftsführer der SL Naturenergie hatte Halver bislang für den Bau der drei Windräder bei Glörfeld in seinen Büchern. Nun könnte ein weiteres Großprojekt in der Stadt im Grünen hinzukommen. Der Weg dorthin war aber eher ein Zufall, wie Simon Thienel im Gespräch mit LokalDirekt berichtet: "In einem Gespräch sprach Herr Schulze Langenhorst von einem ähnlichen Boardinghaus-Projekt. Da sagte ich: Sowas können Sie hier auch machen". Kurzum schauten sie sich das Konzept gemeinsam an und kamen auf einen Nenner. "Ich habe ihm die Machbarkeitsstudie zu dem Areal geschickt, das hat ihn überzeugt", so Thienel.

Seine Absichten bestätigte der Unternehmer auch im Gespräch mit LokalDirekt. "Das Areal ist schön und die ersten Entwürfe überzeugen mich. Da ist Potenzial", so Schulze Langenhorst, der in Düsseldorf ein ähnliches Projekt realisiert. "Wir stehen noch ganz am Anfang und wir müssen nun die erforderlichen Rahmenbedingungen schaffen und Fragen nach Altlasten klären." Dem aber sieht er positiv entgegen und hofft, im kommenden Jahr einen Bauantrag stellen zu können.

Den Kaufvertrag möchte Simon Thienel noch in diesem Jahr abschließen. "Ich fände es gut, wenn wir einen Baubeginn im Frühjahr 2026 schaffen, dann könnte man dort perspektivisch 2027 schon wohnen beziehungsweise als Hotelgast einchecken." Zu den Kosten für das Grundstück äußerten sich Thienel und Schulze Langenhorst konkret nicht. In der Ausschreibung von 2023 wurde es für rund 465.000 Euro angeboten.

Boardinghaus und Wohnen - das ist geplant

Nach ersten Planungen des Büros Eicker können 18 "Appartements auf Zeit" und 12 Wohnungen entstehen. Vorgesehen ist eine dreigeschossige Bebauung plus Sattelgeschoss in drei Gebäudeteilen. Ausgestattet werden die Gebäude mit einer Photovoltaikanlage und einer Wärmepumpe. Während die Wohnungen dauerhaft vermietet werden sollen, können die Einheiten im Boardinghaus sowohl für eine Übernachtung als auch für einen längerfristigen Aufenthalt gebucht werden. Das soll nahezu ausschließlich digital geschehen. Ergänzt wird das Angebot durch eine "ansprechende Außenanlage". Für die Zuwegung wird die Stadt Halver, so Thienel, weitere Fördermittel beantragen. Auch Parkplätze sollen entstehen.

Außenansicht - Boardinghaus.
Foto: Architekturbüro Eicker Halver

Die Mitglieder des Ausschusses für Planung und Umwelt honorierten die vorgestellten Ausarbeitungen mit Applaus und Anerkennung. "Der Rückenwind aus der Politik stimmt mich positiv", sagt der Investor.

Außenansicht Boardinghaus/Wohnungen.
Foto: Architekturbüro Eicker Halver

Das Wippermann-Gelände

Der Titel „Klimaangepasstes Leben und Arbeiten am Kreativ.Quartier.Wippermann“ sieht die umfassende Umgestaltung des innerstädtischen ehemaligen Firmenkomplexes im Rahmen der Regionale 2025 vor. Das Gesamt-Areal umfasst circa 10.500 Quadratmeter. Die Entwicklung zu einem Kreativquartier unterteilt sich in fünf Teilbereiche, in diesem Fall geht es um Bereich 4:

  1. Denkhof (realisiert durch Unternehmer Matthias Clever und kurz vor Fertigstellung)
  2. Stagehalle
  3. Werkhof (Innenhofgestaltung abgeschlossen)
  4. Neues Wohnen
  5. Ponywiese – Leben und Arbeiten (verkauft an die WHS und derzeit in Bau)