Noch bevor die zahlreich erschienenen Bürger im Sitzungssaal des Kiersper Rathauses ihre Bedenken zur Wohnanlage am Haunerbusch 124 vortragen konnten, entschied das Ratsgremium, die Vorlage zum Satzungsbeschluss zu vertagen. Das bedeutet vorerst: keine Entscheidung, keine Satzung und kein Baustart für das Projekt, bei dem auf dem Gelände der ehemaligen Firma EGB Schröder ein zweiteiliger Gebäudekomplex mit Tiefgarage entstehen soll.

Das Wort im Namen einiger Bürger ergriff sodann Dinah Wältring, die sich als Vermieterin der Firmengebäude am Haunerbusch 110 und als Vertreterin der Firma M-Pulse an die Stadtverwaltung wandte. Das Unternehmen sei „von diesem Bauvorhaben negativ betroffen“ und sie habe sowohl im Rahmen der Bürgerbeteiligung als auch im Rahmen der ersten Offenlegung Bedenken vorgebracht. Diese, so Wältring, seien entweder unzureichend oder nur auf Aufforderung beantwortet worden. Über die Ergebnisse fehlender und noch nachzureichender Untersuchungen sei sie hingegen nicht aktiv informiert worden, ebenso wenig wie über die zweite Offenlegungsphase, die in die Sommerferien fiel. „Eine direkte Ansprache wäre in diesem Fall sehr hilfreich gewesen, damit wir der Stadt die juristischen Bedenken früher hätten mitteilen können.“ Die Kommunikation sei „ungenügend“. Zwar wolle man keinen Konflikt mit der Stadt austragen, aber „wir sehen uns gezwungen, unsere Enden festzuhalten, denn es geht hier um unsere tatsächlich bedrohte Existenz“, so Wältring weiter, die diese Bedrohung zumindest vor dem Ratsgremium nicht weiter erläuterte. Stattdessen verwies sie auf ein Anwaltsschreiben, das der Verwaltung mittlerweile vorliege und alle juristischen Einwände aufführe.
Einmal mehr beklagten die Bürger im Rahmen der Ratssitzung die ohnehin schon angespannte Parksituation am Haunerbusch. Die Straße sei „zu schmal“. „Wir hatten mit der Firma schon Probleme, es ist einfach schrecklich da unten“, beklagte eine Anwohnerin. Sie verstehe die Stadt Kierspe „schon längst nicht mehr“.
Ein anderer stellte der Stadtverwaltung die Frage, wie sie sich den Bauverkehr vorstelle. Eine Bürgerin wollte zudem wissen, warum dort keine familienfreundlichen Wohnungen gebaut würden, angesichts der Nähe zu Schule. Der Weg dorthin sei derzeit aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und der zum Teil fehlenden Bürgersteige ohnehin schon gefährlich. „Wie soll das erst werden, wenn da so ein Klotz steht?“ Die Stadt entscheide über die Köpfe der Bürger hinweg. Mehr noch: „Alle hier im Raum wussten, dass wir Bürger dagegen sind und trotzdem stimmt die Politik einstimmig dafür.“
Den Vorträgen aus der Bürgerschaft zugehört hatte am Dienstagabend auch der leitende Architekt Thomas Hanses aus Meinerzhagen. Im Auftrag des Investors Yücel Bekdemir von der SUVICOM-Gruppe begleitet und plant er den Gebäudekomplex auf 5300 Quadratmetern, in dem 80 barrierearme Wohnungen, darunter Ein- bis Vierzimmerwohnungen, entstehen sollen. „Das Verkehrsgutachten hat das Vorhaben und die Auswirkungen positiv beurteilt. Wir schaffen die Industrie an dieser Stelle ab, sodass kein Lkw mehr am Haunerbusch fahren muss“, entgegnete Hanses. Die große Tiefgarage böte zudem viel Platz und die neuen Anwohner würden keine Parkfläche am Haunerbusch beanspruchen. „Der Verkehr wird eher weniger. Das ganze Vorhaben ist positiv für die Region“, bekräftigte Hanses vor dem Ratsgremium und den Bürgern die finalen Planungen, die nun einmal mehr auf den Prüfstand kommen.
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