Die südwestfälische Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle. Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage der drei Industrie- und Handelskammern (IHKs) Siegen, Hagen und Arnsberg stagniert der regionale Konjunkturklimaindex bei 87 Punkten (Frühjahr 2025: 88 Punkte). An der Befragung nahmen 1265 Unternehmen mit mehr als 100.000 Beschäftigten teil.
Überregionale Nachrichten
Industrie angeschlagen
Die wirtschaftliche Lage in Südwestfalen bleibt schwierig: „Die regionale Wirtschaft kämpft an zu vielen Fronten zugleich: Schwache Inlandsnachfrage, hohe Arbeits- und Energiekosten und die marode Infrastruktur sind dafür nur einige Beispiele“, erklärt Ralf Stoffels, Präsident der SIHK zu Hagen. Vor allem die Industrie zeige sich angeschlagen. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Geschäftslage als schlecht, nur knapp ein Fünftel erwartet Besserung. Die Exporterwartungen verharren im negativen Bereich. „Die USA fallen als verlässlicher Handelspartner aus, umso mehr braucht Europa einen starken Binnenmarkt und weitere Freihandelsabkommen“, so Stoffels.
Forderung nach konkreten Reformen
Nur 17 Prozent der befragten Betriebe planen derzeit höhere Investitionen, während 38 Prozent mit Kürzungen rechnen. 32 Prozent erwarten sinkende Beschäftigtenzahlen. Auch die Finanzierungslage bleibt angespannt: Fast die Hälfte der Unternehmen stuft ihre Situation als problematisch ein, jedes sechste berichtet von Liquiditätsengpässen.
Walter Viegener, Präsident der IHK Siegen, mahnt an, den von der Bundesregierung angekündigten „Herbst der Reformen“ endlich mit Leben zu füllen: „Bleiben konkrete Maßnahmen aus, drohen nicht nur ein weiterer Vertrauensverlust, sondern auch verpasste Chancen. Jetzt braucht es entschlossenes Handeln: Die Stromsteuer senken, Netzentgelte reduzieren, Genehmigungsverfahren deutlich beschleunigen.“
Lichtblick Baugewerbe, trübe Aussichten im Handel
Etwas optimistischer zeigt sich das Baugewerbe. Laut Konjunkturumfrage meldet über ein Drittel der Betriebe eine gute Geschäftslage – ein Spitzenwert im Branchenvergleich. Allerdings sinken die Investitions- und Beschäftigungserwartungen auch hier.
Im Gegensatz dazu bleibt die Stimmung im Groß- und Einzelhandel äußerst gedrückt: Rund ein Drittel der Händler bewertet die aktuelle Lage als schlecht und blickt pessimistisch in die Zukunft. Ursachen sind Konsumzurückhaltung, hohe Beschaffungskosten und der anhaltende Personalmangel.
Fachkräftemangel als größtes Risiko
„Auf der einen Seite fehlt die Nachfrage – Handel und personenbezogene Dienstleistungen spüren die Zurückhaltung der Verbraucher weiterhin deutlich. Auf der anderen Seite fehlt Personal“, warnt Andreas Knappstein, Präsident der IHK Arnsberg. „Der Fachkräftemangel ist und bleibt eine wesentliche Wachstumsbremse – quer durch alle Branchen.“
Die Umfrage bestätige diesen Befund: In fast allen Sektoren wird der Fachkräftemangel als größtes Entwicklungshemmnis genannt. Mit einer konjunkturellen Belebung könnte sich dieser Engpass weiter verschärfen.
Neben dem Personalmangel zählen die Unternehmen vor allem die schwache Inlandsnachfrage (66 Prozent), belastende wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (61 Prozent) sowie steigende Arbeits- und Energiekosten (je 61 Prozent) zu den größten Risiken.
Wirtschaft fordert politischen Aufbruch
Die IHK-Präsidenten sehen Südwestfalen als Spiegelbild der bundesweiten Wirtschaftslage. Viele Betriebe stünden noch solide da, doch der Mut für neue Projekte schwinde. „Jetzt entscheidet sich, ob Vertrauen zurückkehrt“, betonen Viegener, Stoffels und Knappstein gemeinsam. „Südwestfalen ist bereit, in Zukunft und Wachstum zu investieren – wenn der wirtschaftspolitische Reformstau endlich aufgelöst wird.“








