Ziel erreicht. So kurz könnte man den Erfolg der neuen Ausstellung in der Villa Wippermann zusammenfassen. "Zeitreisen" nennt sich die Sammlung von Schwarz-Weiß-Fotos, die Rüdiger vom Brocke perfekt in Szene gesetzt hat.
Die Frage, die hinter der Ausstellung steht, lautet: "Wer war der Begleiter deiner Kindheit? Womit hast du gespielt? Wer hat dich getröstet, all deine Freuden und Sorgen geteilt?« Dabei sollten nicht nur Fotos der Protagonisten mit ihren Lieblingsspielzeugen aus der Kindheit entstehen, sondern Ziel der Ausstellung war auch, die Besucher ins Gespräch zu bringen und Erinnerungen an ihre eigene Jugend wieder hervorzurufen, um mit anderen, Freunden oder Fremden, darüber ins Gespräch zu kommen.
Schon bei der Vernissage am Sonntag, 19. Oktober, zeigte sich, wie sehr Rüdiger vom Brocke mit dieser Idee ins Schwarze getroffen hat. Beim Bonanza-Rad wurde darüber debattiert, welche Ausstattung oder Farbe das eigene Rad hatte, oder daran zurückgedacht, dass man sich selbst so ein teures Rad gar nicht habe leisten können. "Ich war froh, wenn ich es von Freunden mal für zehn Minuten ausleihen durfte", denkt einer der Besucher zurück. "Das war damals schon cool, so ein Rad mit drei Gängen zu haben."
Axel Wöstefeld, der auf einem der Bilder mit seinem Lego-Spielzeug posiert, erinnert sich daran, dass es immer zu Weihnachten war, wenn er die Lego-Sets zusammenbauen durfte. Selbst wenn es nicht seine eigenen Geschenke waren. Die Art und Weise, wie die "Zeitreisen"-Ausstellung präsentiert wird, irritierte ihn allerdings anfangs ein wenig. "Der erste Eindruck war schon, dass die Darstellung der Fotos ein bisschen sparsam gemacht wurde. Tatsächlich auch im negativen Sinn. Aber wenn man das länger betrachtet, sieht man auch, dass das genau zum Thema passt", erklärt er seinen Gesamteindruck der Ausstellung.
Fotogalerie
Seine Irritation bezog sich darauf, dass alle Fotos nur mit Klebeband an den Wänden befestigt sind. Kein Glas davor, kein Rahmen drumherum. Den Grund dafür benannte Jana Eilhardt, Kuratorin der Villa Wippermann, in ihrer Eröffnungsrede. "Wir haben lange überlegt, wie wir diese Ausstellung präsentieren", sagte sie. "Sie sollte direkt und nahbar bleiben, damit schieden Glasrahmen direkt aus." Der Zusammenhang zu Spielzeug und Kinderzimmerdekorationen von vor einigen Jahrzehnten brachte dann die Idee: "Wie waren denn die Bilder in unseren Kinderzimmern aufgehängt? Mit Tesafilm!" Und so bringt selbst die Präsentation der Fotos die Erinnerung an die Kindheit zurück.
Jana Eilhardt dankte Michael Brosch, dass er - als scheidender Bürgermeister - diese Ausstellung mit eröffnete. "Das ist für mich doch Ehrensache", sagte er in seiner Ansprache. "Vor allem, da es sich wieder um eine Ausstellung von Rüdiger vom Brocke handelt. Bei dieser Fotosammlung kommen auch bei mir Kindheitserinnerungen zurück." Bei dieser letzten Vernissage in seiner Amtszeit dankte er Jana Eilhardt für die gemeinsamen Zeiten und wünschte er ihr viele neue Ideen für die Zukunft. "Mit der Villa Wippermann können wir immer wieder zeigen, was wir hier in der Region können", betonte er, bevor er noch eine Zusage für eine finanzielle Unterstützung für die weitere Optimierung der Ausstellungsräume gab.
Natürlich kam Rüdiger vom Brocke auch selbst noch zu Wort. Neben dem Dank an die vielen Helfer, ohne die eine solche Ausstellung nicht möglich wäre, richtete er speziell auch das Wort an die vielen Fotomodelle: "Als ich das erste Mal bei Euch war, war ich ein Fremder - jemand, den ihr nicht kanntet", sagte er voller Emotionen und fuhr fort: "Ihr habt mir Vertrauen geschenkt, mir eure Offenheit und Wärme gezeigt." Weiter sagte er:
Nach der offiziellen Eröffnung konnten sich die Besucher noch lange nicht von den ausgestellten Fotos und den dazugehörigen Geschichten, die alle per QR-Code, der abrufbar neben den Bildern hängt, trennen. Immer wieder fiel ein "Weißt du noch....", oder "Ich hatte auch so einen Teddy (eine Carrera-Bahn, eine Puppe, ein Legospiel.....)". Gerade die Möglichkeit, die Erinnerungen hinter den Fotos über diese technische Möglichkeit zu hören, macht die Ausstellung besonders wertvoll. Da geht es um den "Häsimorgenstern", der nicht mit in den Urlaub durfte, sondern vor der Abreise in den Kronleuchter gehängt wurde. Es wird von der Lieblingspuppe erzählt, die während eines Kriegsangriffes im Schutzkeller zurückgeblieben war und von einem russischen Gefangenen gefunden und dem Kind zurückgegeben wurde. Es geht um nächtelanges, gemeinsames Carrera-Bahn-Spiel mit dem Papa oder die Suche nach dem Lieblingsspielzeug auf dem Dachboden.
Dass einige der Ausstellungsstücke sogar zum Spielen einladen, macht die Ausstellung perfekt. Vor allem die Sandkiste mit den Murmeln hat bei den Besuchern jeden Alters Begeisterung entfacht. Auch Annalena Kibbert und ihre Besucherin, die sie mit in die Ausstellung gebracht hat, mussten austesten, wie gut sie das Spiel noch beherrschen.
Die Ausstellung kann noch bis zum 18. Januar besichtigt werden. Ein Buch mit allen Bildern und den QR-Codes kann dann direkt in der Villa Wippermann erworben werden. Mehr Informationen zur Ausstellung und dem Künstler finden sich hier.