3.840.300 Euro: So viel fehlt Meinerzhagen im kommenden Jahr, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. In seiner Haushaltsrede betonte Bürgermeister Jan Nesselrath: „Die finanziellen Möglichkeiten werden immer enger.“ Trotzdem warb er bei den Ratsmitgliedern für das Zahlenwerk, das aus der Feder von Kämmerin Susanne Neumann stammt.
Den Grund für das negative Ergebnis sieht Nesselrath in den steigenden Kosten. Größter Kosten- und Kritikpunkt: die Abgaben, die an den Märkischen Kreis gezahlt werden. „Die Kosten, die wir als Stadt zu stemmen haben, steigen weiter. Allen voran gilt das für die Kreisumlage und ja, ich wünschte, dass ich auch an dieser Stelle mal etwas anderes zu berichten hätte. Lassen Sie mich ein paar Zahlen für das kommende Jahr vorweggreifen: Allein durch die Zahlung der allgemeinen Kreisumlage in Höhe von rund 18,1 Millionen Euro – und das sind 1,4 Millionen Euro mehr als 2025 – geht nahezu unsere gesamte Gewerbe- und Grundsteuer an den Märkischen Kreis! Denn hier planen wir mit Erträgen von 19,7 Millionen Euro. Unberücksichtigt bleibt bei diesen Zahlen die differenzierte Kreisumlage in Höhe von 10,6 Millionen Euro, die noch hinzukommt.“
Die Ausgaben nennt er einen „finanziellen Super-GAU“. Positive Aspekte, etwa „die Regelung zur Altschuldenentlastung durch das Land Nordrhein-Westfalen und den Nordrhein-Westfalen-Plan für gute Infrastruktur“, seien laut ihm „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ im Vergleich zu den steigenden Abgaben. Er widerspricht Stimmen, die der Stadt Meinerzhagen ein Ausgaben- und kein Einnahmeproblem attestieren, entschieden.
Trotzdem legt Nesselrath seine Ziele für das kommende Jahr dar: „Wir werden weiterhin alles tun, damit die Menschen hier ein gutes Leben führen können. Ein Fokus liegt dabei auf Bildung, auf Infrastruktur und auf Zukunftsentwicklung, denn da müssen wir ansetzen, wenn wir unsere Stadt erhalten und weiterentwickeln wollen. Wir müssen weiter anpacken und das Beste aus allem herausholen, was uns möglich ist.“ Vor allem die Stadthallen-Renovierung nennt er – wohl auch aufgrund von rund 7,5 Millionen Euro Fördermitteln – „ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft in die gesamte Region“.
Werbung machte Nesselrath zudem für die freiwilligen Leistungen der Stadt: „Auch im nächsten Jahr werden wir Geld für unsere freiwilligen Leistungen in die Hand nehmen. Ja, es ist teuer, ein Freibad oder gleich zwei zu betreiben. Es kostet Geld, Sportstätten instand zu halten. Und natürlich könnten wir darüber nachdenken, die Musikschule, das Jugendzentrum, die Ferienspiele oder die Angebote für ältere Menschen zu beschneiden. Aber kann das wirklich unser Ernst sein? Ist das ein Luxus, den wir uns nicht mehr leisten sollten? Nein! Vor allem dann, wenn wir auf unsere Kinder schauen, die ja nun mal auch die Zukunft für unsere Stadt bedeuten. Wo sollen die sich denn treffen? Wie sollen sie ein soziales Leben jenseits von Netflix und TikTok entwickeln und sich entfalten, wenn nicht an solchen Orten? Wenn wir unsere freiwilligen Leistungen beschneiden, dann befüttern wir nur eine ungesunde Selbstbezogenheit, den Rückzug ins Private und tiefere Klüfte zwischen den Menschen. Gerade jetzt, da unsere Gesellschaft vor Problemen steht, müssen wir uns genau an dieser Stelle stark machen. Und zwar einmal, indem wir Bildung, Kultur und Sport fördern, und zum anderen, indem wir Raum für Begegnung öffnen.“
Er endete mit einem Appell an die Ratsmitglieder: „Lassen Sie uns, in aller Kenntnis der Dualität und unserer prekären Situation, nicht unsere Verantwortung aus den Augen verlieren, unsere Stadt im Sinne der Menschen voranzubringen und an allen Stellen, die wir beeinflussen können, eben diesen positiven Einfluss zu nehmen.“











