Eine Siedlung von bis zu fünfzehn Tiny-Häusern, natürliches Wohnen in Gemeinschaft – das wünscht sich FWG-Fraktionsvorsitzender Peter Christian Schröder für das ungenutzte und teils verwilderte Brachland am Hammerkamp (wir berichteten).

Die Stelle sei für die mobilen Klein-Häuser mit rund 20 Quadratmetern aus Holz ideal, heißt es im FWG-Antrag vom 10. November, in dem die Fraktion die Verwaltung damit beauftragt, die Möglichkeiten zur Errichtung einer Tiny House-Siedlung am Hammerkamp zu prüfen: „Es ist eine ruhige Lage, der ZOB und die Radabstellanlage sind zu Fuß gut erreichbar, der Radweg schließt sich an“, wird darin argumentiert.
Ziel sei es, einer neuen Form des Wohnens Raum zu geben, der die Antwort auf Energieeffizienz, Ressourcenschonung, Umweltverträglichkeit oder Recycling gibt – auch mit Hilfe von sogenannten „Mini-Häusern, also feststehenden Häusern mit einer Größe zwischen 30 bis maximal 70 Quadratmetern“, schlägt die FWG vor. Zielgruppe der neuen Behausungen könnten etwa Studierende, Singles oder ältere Menschen sein, die mit wenigen Quadratmetern zufrieden sind. Allerdings sind Tiny-Häuser nicht barrierefrei.

In der Ratssitzung am 29. November wurde der Antrag der FWG-Fraktion für eine Tiny House-Siedlung am Hammerkamp per einstimmigem Beschluss und ohne Enthaltung in den Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung verwiesen.
Stadt und Eigentümer Johanneswerk im Gespräch
Was ist seitdem geschehen? „Die Verwaltung hat den Wunsch aus der Politik, die Fläche am Hammerkamp entsprechend zu benutzen, dem Eigentümer vorgebracht – das Evangelische Johanneswerk“, so Lars Feltens, Leiter des Sachgebiets Bauen und Planen, auf Nachfrage von LokalDirekt. „Schließlich muss der Eigentümer entscheiden, was mit seiner Fläche passiert. Anfang März haben sich Stadt und Johanneswerk zu einem Gespräch getroffen“, schildert Feltens die aktuelle Planungslage.
Johanneswerk: „Wir werden die Bauvoranfrage nicht ausschließlich für Tiny-Häuser stellen“
„Wir sind noch in Gesprächen mit dem Kreis darüber, was an der Stelle überhaupt möglich ist“, kommentiert Markus Jakobsmeier vom Evangelischen Johanneswerk gegenüber LokalDirekt die Sachlage. „Wir planen während des kommenden halben Jahres eine Bauvoranfrage beim Kreis einzureichen, um damit prüfen zu lassen, ob das Bauvorhaben planungsrechtlich zulässig ist. Faktoren sind dabei, ob es sich um ein Innen- oder Außengebiet handelt oder ob für das Vorhaben das Flächennutzungskonzept angepasst werden muss. Diesen Antrag haben wir noch nicht eingereicht. Das Vorhaben ist noch ganz frisch“, so Jakobsmeier. „Wir werden aber die Bauvoranfrage nicht ausschließlich für Tiny-Häuser stellen.“
Ursprünglich sei geplant gewesen, die Betriebsstätte Kierspe der Märkischen Werkstätten des Johanneswerks am Hammerkamp zu errichten, bevor sie Am Funkenhof gebaut wurden. Auch eine geplante Nordumgehung sei nicht zum Zuge gekommen, erinnert sich Georg Würth (FWG) im Gespräch mit LokalDirekt.
Für die Tiny-Haus-Siedlung sei noch die Verkehrs- und Kanalisationsanbindung zu prüfen, so Würth. Außerdem müsste ein vorhabenbezogener Bebauungsplan vorgelegt werden, da auf dem Privatgrundstück kein Baurecht besteht.
Geschwister Gelzhäuser: Tiny-Häuser sollen regional und nachhaltig sein
Sollte die Tiny-Haus-Siedlung am Hammerkamp beschlossene Sache werden, würden die Modelle von Lisa und Timo Gelzhäuser dafür in Frage kommen (wir berichteten).
Nach eigenen Angaben sind die Geschwister Lisa und Timo Gelzhäuser Marktführer im Bereich der Tiny-Häuser. Sie entwickelten auf dem elterlichen Betrieb in Belkenscheid die Idee und das Verfahren, aus Fichtenholz, das vom Borkenkäfer befallen wurde, die mobilen Häuser zu bauen – mit Unterstützung der Universität Dortmund. Für dieses Konzept sind sie ausgezeichnet worden (LokalDirekt berichtete).
„Der Borkenkäfer zerstört nicht das Holz selbst“, erklärt Timo Gelzhäuser im Gespräch mit LokalDirekt und räumt mit dem Vorurteil auf, dass „Borkenkäferholz“ nicht brauchbar sei. „Der Käfer, der hier vorkommt, zerstört nur die Lebensadern des Baumes unter der Rinde. Das Holz selbst bleibt unbeschadet und kann weiter verarbeitet werden“, so Gelzhäuser. Typisch für Borkenkäferholz seien blaue Verfärbungen, die ein Pilz verursache, den der Käfer einschleppt. Weder der Pilz noch die Verfärbungen sind schädlich oder würden die Statik der Hütten beeinträchtigen, versichert Gelzhäuser. So könne man das Holz weiter regional weiter verwenden und könne auf Exporte nach Asien verzichten. „Unsere Zulieferer kommen zu achtzig Prozent aus einem Umkreis von unter 100 Kilometern“, so Gelzhäuser.

Ein Pluspunkt für die Nachhaltigkeit sei, dass die Baumaterialien der Häuser, die beliebig aus mehren Grund- und Dachmodulen zusammengeschraubt können, wieder in ihren Kreislauf zurück geführt werden können. „Ein Organic Tiny House muss keinen Müll hinterlassen“, fasst Gelzhäuser zusammen. „Natürliche Materialien sind nicht nur positiv in punkto Nachhaltigkeit, sondern auch für die Wohngesundheit.“ Durch die Dicke der verarbeiteten Holzblöcke könne das Haus „atmen“ und Feuchtigkeit sowohl aufnehmen, als auch absondern. „Duschen und Kochen sind hier kein Problem. Und auch vor einer erhöhten Brandgefahr muss man sich keine Sorgen machen. Dickes Holz brennt nicht schnell. Das sieht man im heimischen Kamin. Untersuchungen haben die Brandsicherheit bestätigt.“
Die Kosten für ein Tiny-House beginnen bei 75.000 Euro.
Timo und Lisa Gelzhäuser würden für eine Tiny-House-Siedlung am Hammerkamp zur Verfügung stehen. LokalDirekt berichtet weiter.
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