Am "Sonntag in der Bibliothek", 6. Juli, war der Autor Micha Krämer Gast in der Stadtbibliothek Kierspe. Er las aus seinem zehnten Ostfriesland-Krimi und unterhielt die knapp 30 Zuschauer zwischendurch mit gekonntem Gitarrenspiel.
Den Zuhörern wehte in der Stadtbibliothek eine "Mordsbrise" um die Ohren. Das ist der Titel von Micha Krämers im März erschienenen Ostfriesland-Krimi. Zum zehnten Mal ermittelt Martin von Schlechtinger in einem Mordfall auf Langeoog. Dabei ist er keinesfalls ein Detektiv, sondern Hausmeister und Spezialist für Heizung und Sanitär. Der Autor erzählte, er habe Schlechtinger eigentlich als Nebenfigur erfunden: "Aber er hat irgendwie die gesamte Serie übernommen." Die sich daraus ergebende Komik zieht sich durch Krämers Ostfriesenkrimis.

Viel nachdenken muss man nicht, um sie zu verstehen. "Urlaubsliteratur, so flach wie ein Watt", scherzte Micha Krämer während der Lesung. "Vielleicht sind sie genau deswegen so beliebt." Auch bei den Kierspern kam "Mordsbrise" gut an. Mehr als ein Dutzend kauften nach der Lesung das Buch, das Krämer signierte. "Mordsbrise" und einige andere seiner Bücher gibt es in der Stadtbibliothek zum Ausleihen - darauf wies die Leiterin Carina Struck hin.
Krämers eigene, gemafreie Songs, zur Gitarre vorgetragen, lockerten die Lesung auf. interessant war es auch, wenn er Manuskript und Gitarre beiseite legte und ins Plaudern kam. Als der Westerwälder von seinem Werdegang erzählte, hörte Sümeyye (11) besonders aumerksam zu. Sie liest und schreibt gern. Dass Micha Krämer als undiagnostizierter Legastheniker erst im dritten Schuljahr von seiner geliebten Oma Lesen lernte und immer eine Fünf in Deutsch hatte, fand die Elfjährige "faszinierend! Genau das Gegenteil von mir!"

Zum Schreiben kam Micha Krämer 2009, als sein achtjähriger Sohn vor Langeweile hinfällig zu werden drohte, weil keins der vielen Bücher im Kinderzimmer spannend war. Die Ironie in Papas Frage, "soll ich dir eins schreiben?", ignorierte das Kind, also schrieb Micha Krämer ein Kinderbuch. Ein befreundeter Buchhändler half beim Druck von 30 Exemplaren. Eine Redakteurin der Rhein-Zeitung schrieb im Sommerloch darüber, ein Nachdruck und ein Fortsetzungsband waren nötig. Mit dem Talent, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, traf Krämer bei seiner ersten Lesung seinen ersten Verleger, Amadeusmedien Betzdorf, und wenig später Klaus Peter Wolf, dessen Krimis inzwischen Bestseller sind. "Er nahm mich mit, zum Verlag Niemeyer." Dort wurde Micha Krämer Autor für Westerwald-Krimis, die er seit im Wechsel mit seinen Ostfriesen-Krimis verfasste.

Romanreif weiß er auch über seine Lakewood Gitarre zu erzählen, die der Lakewood Erfinder Martin Seeliger eigens für ihn angefertigt hat. "Am zwölften Bund, wo sonst zwei Punkte sind, hat sie meine Signatur. Die hat Martin Seeliger aus einem Buch, das ich irgendwann für ihn signiert hatte, auf Permutt übertragen und ins Griffbrett eingelegt." Seine alte Deutschlehrerin habe ihn einmal bei einer Lesung gerührt umarmt und ihm gesagt: "Micha, du erzählst beim Schreiben immer noch, wie du redest." Ein Garant für seinen Erfolg als Schriftsteller: Im Juli hat der dänische Verlagsgigant Saga Egmont Micha Krämer und seine Werke übernommen.

Micha Krämer, Mordsbrise, CW Niemeyer Buchverlage, 17 €, ISBN 978-3-8271-9283-7.
Zum Junggesellenabschied stechen fünf Männer in See, vier kehren zurück, keiner erinnert sich an die stürmische Nacht. Bjarne Hensen, Sohn einer Reederfamilie aus Hamburg, wird vermisst. Seine Verlobte Hilla wartet vergeblich mit der Hochzeitsgesellschaft und ist wider alle Vernunft überzeugt, Bjarne lebe noch. Die Inselpolizisten Lotta Dönges und Onno Feddersen ermitteln, auch wegen Mordes. Als Tatmotiv käme Eifersucht in Frage: Hillas Ex Bente war mit an Bord. Oder wollte Niklas Hensen seinen Bruder als Firmenerben beseitigen? Die Ankunft der Eltern und ihres Anwalts erschwert die Ermittlungen. Noch jemand verschwindet. In diesem Fall steigen die Inselermittler vom Dienstfahrrad um in einen Porsche und Martin von Schlechtinger geht sogar in die Luft.