Bereits seit vier Generationen sichert der Forstbetrieb den Lebensunterhalt der Familie Gelzhäuser – bis der Borkenkäfer innerhalb eines Jahres ihr gesamtes Kapital vernichtete. Aber: Not macht bekanntlich erfinderisch. Die Geschwister Lisa und Timo Gelzhäuser hatten einen besseren Einfall, als die riesige Menge Holz zu exportieren: Sie bieten jetzt Tiny Houses an – gefertigt aus Borkenkäfer-Holz. Für ihre Geschäftsidee sind sie am 29. September in Iserlohn mit dem Unternehmerpreis ausgezeichnet worden (LokalDirekt berichtete).
Knapp 20 Quadratmeter ist das Tiny House auf dem Gelände des Forstbetriebes groß, verfügt über eine Dämmung, isolierte Fenster; Anschlüsse für Badezimmer, Küche und Kamin sind ebenso möglich wie ein zweistöckiger Ausbau. Kurzum: Auch, wenn das Raumangebot auf den ersten Blick etwas eingeschränkt wirkt, ist es doch als „vollwertiges“ Haus nutzbar.
Angeliefert wird das Tiny House als Bausatz – und ist „innerhalb eines Tages aufgebaut“, wie Timo Gelzhäuser im Gespräch mit LokalDirekt erklärt. Zumindest dann, wenn man sich für die schlüsselfertige Variante entscheidet. (Hobby)-Handwerker können sich auch mit Eigenleistung in selbst gewähltem Maß einbringen. „Dadurch wird es dann natürlich günstiger“, erklärt Gelzhäuser weiter.
Aber auch, wer nicht auf der Suche nach einem neuen Wohnhaus ist, wird bei den Gelzhäusers fündig: Blockhütten, die beispielsweise als ausgelagertes Homeoffice genutzt werden können, haben sie ebenso im Angebot wie Saunen für den eigenen Garten.
Die Basis-Versionen der Tiny Häuser sind, je nach Größe, Ausstattung und Lieferumfang, von 3.950 Euro bis 18.850 Euro erhältlich. Und: Die Häuser sind individuell planbar, können um eine Terrasse, eine Solaranlage und vieles mehr erweitert werden.
Bei ihren Produkten kommt es ihnen besonders auf eine Sache an: Die Nachhaltigkeit. Verwendet wird ausschließlich Kiersper Borkenkäfer-Holz, verarbeitet wird es in Betrieben aus der Region, und auch die Zulieferer kommen aus dem Sauerland: „Kurze Wege sind uns sehr wichtig und erhöhen die Nachhaltigkeit enorm“, wie Timo Gelzhäuser weiter ausführt.
Den Grund für den Borkenkäfer-Befall sehen die Geschwister Gelzhäuser übrigens ganz klar im Klimawandel: „Durch die letzten, extrem heißen Sommer war das Holz so ausgetrocknet, dass die Fichten nicht mehr genügend Harz produzieren konnten, um sich gegen den Käfer zu wehren“, erklärt Timo Gelzhäuser weiter.
Bei der Entwicklung und Umsetzung ihrer Geschäftsidee erhielten die Geschwister Unterstützung von der Uni Dortmund: Sie erteilte ihnen den Zuschlag für die Projektförderung der Umweltwirtschaftsstrategie des Landes NRW, begleitet wurde das Projekt vom Forschungszentrum Jülich und der IT-Firma Camalot.
Übrigens leisten alle Kunden der Gelzhäusers nicht nur einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, sondern auch zur Aufforstung, die den Geschwistern ebenfalls sehr am Herzen liegt: „Für jedes verkaufte Produkt pflanzen wir 50 bis 100 neue Bäume“, verspricht Lisa Gelzhäuser.
Wer sich für die Tiny Houses aus Kierspe interessiert, findet hier weitere Informationen.