Das Team von Paul Ziemiak hat klar die meisten Plakate in und um Nachrodt-Wiblingwerde verteilt. Knapp gefolgt von Bettina Lugk. Grüne und FDP sind vor allem an den Stellwänden zu finden. Vor allem aber ist der Direktkandidat der CDU in den sozialen Medien aktiv – und das auch schon vor Beginn des Wahlkampfs. „Pauls Sportclub“ wird unter den Befragten beispielsweise als witzig und unterhaltsam empfunden, knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen, die an der Umfrage teilnahmen, kennen das Format und gucken es regelmäßig.
„Ich bin auf Insta, Insta-Story, Youtube Shorts und TikTok“, erklärt Paul Ziemiak, der zwischen zwei Wahlkampfveranstaltungen spontan Zeit für uns findet, um über sein extrem gutes Abschneiden in der Befragung zu sprechen. Er setze vor allem auf Videocontent. „Ich habe ein krasses Team von 50 jungen Leuten, die mich dabei unterstützen. Die Sportvideos sind alle ehrenamtlich entstanden. Wir haben einfach einen, der das kann. Alle Videos wurden nur mit dem iPhone gedreht“, erklärt Paul Ziemiak. Es sei also eigentlich ganz leicht.
Pauls Sportclub ist eine Serie. Der Politiker besucht Sportvereine und probiert die Sportart selbst aus. Dabei kommt er mit den Mitgliedern, Trainern und Vorständen des Vereins ins Gespräch. „Das ist bewusst kein klassischer Politiker-Content. Die Videos sind schnell geschnitten und die Themen interessieren die jungen Menschen. Außerdem lassen wir bewusst vor allem auch die Sportler zu Wort kommen, die sind spannender als ich“, erklärt Paul Ziemiak. Im Schnitt haben seine Sport-Videos auf Instagram 200 bis 250 Likes. Das sind mehr Likes als manche Bundestagskandidaten Follower haben.
Paul Ziemiak hat 33.200 Follower. Auffällig ist, dass die NRW-CDU gerade einmal 18.300 hat. Also deutlich weniger. Die Bundes-CDU 173.000. Das Verhältnis zur Landes-CDU zeigt auch das, was die meisten jungen Wähler in Nachrodt-Wiblingwerde gesagt haben: Paul Ziemiak ist bekannter und bei den jungen Wählern, die wir befragt haben, beliebter als die CDU als solche. Wie stark sein Auftritt ist, zeigt sich auch beim Blick in den Nachbarkreis. Florian Müller, Kandidat im Wahlkreis 148 Märkischer Kreis/Olpe, hat gerade einmal 3031 Follower.
Der Follower-Check auf Instagram:
Wolfgang Grudda (AfD): kein Profil
Franz-Josef Schulte (Stimme für Deutschland): kein Profil
Lydia Timmer (FDP): kein Profil
Christof Trippe (Bündins Deutschland): 172 Follower
Jana Finke (Die Linke): 351 Follower
Marjan Eggers (Bündnis 90 / Die Grünen): 994 Follower
Bettina Lugk (SPD): 2512 Follower
Paul Ziemiak (CDU): mehr als 33.200 Follower
(Anm. d. Red.: Zumindest haben wir über die Suchanfrage bei Wolfgang Grudda, Lydia Timmer und Franz-Josef Schulte unter dem Klarnamen keinen Treffer finden können.)
Mit den sozialen Medien erreiche Paul Ziemiak Wählergruppen, die gar nicht klassische CDU-Wähler seien. „Mit meinen Videos zum Libanon spreche ich beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund an“, erklärt der CDU-Politiker. Um so offensiv die sozialen Medien zu bedienen, brauche es allerdings eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und wenig Schamgefühl. „Man muss einfach was machen. Wenn ich ins Schwimmbad gehe und tauche oder Sportarten mache, die ich gar nicht kann, bin ich nicht perfekt. Aber man muss es einfach machen“, sagt Ziemiak.
Gleichzeitig sei es wichtig, dass der seriöse, politische Content nicht zu kurz komme. „Wer auf mein Profil schaut, sieht Videos von mir beim Sport, im Anzug mit Angela Merkel oder Friedrich Merz. Es ist einfach nicht immer das gleiche“, erklärt der Politiker.

Seinen hohen Bekanntheitsgrad habe er im Wahlkampf gespürt. „Social Media ist deswegen so wichtig, um Bekanntheit zu erlangen. Denn wer bekannt ist, dem wird zugehört“, macht Paul Ziemiak seine Taktik deutlich. Und das habe er gespürt. Durch sein nahbares Image hätten die Menschen kaum Berührungsängste und suchten auch aktiv das Gespräch. Auch Selfie-Anfragen gehörten zum Alltag. „Ich freue mich sehr darüber, dass ich es offensichtlich geschafft habe, die Menschen zu erreichen, von denen es hieß, dass sie nicht zu erreichen sind.“ Gerade die AfD sei im Internet aktiv. Dem könne man nur mit eigenen starken Auftritten die Stirn bieten.
Lesen Sie dazu auch:
Thema des Tages (1): Die große Jungwähler-Umfrage in Nachrodt-Wiblingwerde
Thema des Tages (2): Die großen Sorgen der jungen Erwachsenen
Thema des Tages (3): Die großen Erwartungen an die Politik