Das Edelstahlbecken ist da. In vielen Einzelteilen. Noch dazu tonnenweise Fliesen und unzählige Meter Kabel und andere Leitungen. Das Gartenhallenbad ist eine Großbaustelle. Doch nach und nach schwindet der Rohbau-Charme und es lässt sich erkennen, welches Schmuckstück dort entsteht. LokalDirekt durfte mit Bürgermeisterin Birgit Tupat und Bauingenieurin Simone Groß hinter die Absperrungen.
Alles riecht neu. Überall wird gesägt, gehämmert, verfugt, gespachtelt und gebohrt. Die Handwerker geben sich die Klinke in die Hand. Viele verschiedene Gewerke erfolgen aktuell zeitgleich. Fliesenleger, Trockenbauer, Elektriker und natürlich die Beckenbauer sind derzeit aktiv. Vom alten Bad mit dem urigen Ambiente ist nicht mehr viel geblieben. Es entsteht ein neues, lichtdurchflutetes und modernes Hallenbad - der kleine, heimelige und familiäre Charakter bleibt jedoch bestehen.
Schon das Foyer sieht ganz anders aus. Aktuell muss der Besucher noch einen großen Schritt über einen kleinen Graben machen, um ins Innere zu gelangen. Die bodentiefen Fenster sind Vergangenheit. Stattdessen gibt es große Fenster. "Das war ein Wunsch des Trägervereins. Damit man nicht die Beine der Schwimmbadbesucher sehen kann, die dort vielleicht sitzen und Pause machen", erklärt Simone Groß. Zudem gibt es neue Fenster an der Seite in Richtung ehemals Lennehalle. "Die hohen Fenster, die wir schon aus dem alten Stiefelgang kennen, wurden hierher fortgeführt. Früher waren dort also keine", erklärt die Ingenieurin.
Weiter geht es in den ehemaligen Stiefelgang. Doch der engwirkende Gang ist verschwunden. "Die Kabinen werden anders angeordnet", berichtet Groß. Die Einzelkabinen werden nicht parallel zu den Fenstern errichtet. Die Besucher müssen links abbiegen - quasi zwischen die einstigen Spindreihen. Dort gibt es zukünftig vier Einzelkabinen auf jeder Seite.

An allen Ecken stehen zudem Teile der neuen Lüftung, die im gesamten Bad verbaut wird. Was anders daran ist? "Sie funktioniert richtig", sagt Bauingenieurin Simone Groß. Neu ist eine barrierefreie Kabine für Besucher mit Behinderungen und Familien. "Dort kommen auch eine Dusche, ein Wickeltisch und einige Spinde rein", erklärt Simone Groß. Wickeltische kommen auch in beide Sammelumkleiden. "Das gab es so vorher auch nicht. Bei den Damen stand ein Tisch mit einer Auflage. Nun gibt es aber für beide Umkleiden einen richtigen Wickeltisch", freut sich die Bauingenieurin.
Weiter geht es in Richtung Duschen. Diese bleiben an gewohnter Stelle. Bekommen aber ein neues Aussehen. "Es wird Trennwände geben und mehr Ablagefläche", erzählt Simone Groß. Von den Duschen geht es zum Herzstück - dem Schwimmbecken. Weit aus der Tür kommt man jedoch nicht. Denn rund um das Becken stehen die Edelstahlelemente. "Das sind erst einmal die Teile für die Umrandung. Die muss erst rein und bis unten gezogen werden. Dann kommt eine ganz dünne Schicht Estrich in den Beckenbereich, um den Boden vor dem finalen Einbau noch einmal zu glätten", erläutert die Expertin.
Bei der Arbeit ist auch Detlef Rach. Als Obermonteur hat er das Sagen in Sachen Edelstahlbecken. 33 Jahre Erfahrung bringt er mit. Dass es in Nachrodt Probleme mit der Dichtigkeit gibt, glaubt er nicht. In Hemer war das der Fall und das Wasser musste nach dem Einbau mehrfach wieder abgelassen werden. "Das ist eigentlich ausgeschlossen. Es wird jede einzelne Schweißnaht kontrolliert", betont der Beckenbauer. Das Nachrodter Becken ist für den Fachmann auch eher eine kleinere Baustelle. "Ich denke, dass wir circa 1,5 Stunden pro Schweißnaht brauchen werden", sagt er. Ganz am Ende erfolgt die Dichtigkeitsprüfung. "Wir verwenden dafür ein rotes Spray, das wird auf die Nähte aufgetragen. Nachdem es 45 Minuten eingewirkt ist, wird es weggeputzt. Dann kommt ein sogenannter Entwickler drauf", erklärt Detlef Rach. Der Entwickler sei ein weißes Spray, das das rote Spray anziehe. "Wenn das Rote also irgendwo unter die Naht gelaufen sein sollte, wird es dann wieder sichtbar und wir wissen, dass wir da noch einmal ran müssen", erzählt der Experte.
Eine Wissenschaft für sich sind die Fliesen. Drei verschiedene Größen werden verbaut. Die Fliesen im Bad werden 60 x 60 Zentimeter groß, die an der Wand 30 x 60 Zentimeter und die auf dem Boden in den Duschen und Umkleiden 10 x 10 Zentimeter. "Die in den Duschen und Umkleiden müssen kleiner sein, da das Wasser mittig abfließen muss. So kann man das Gefälle besser herstellen", sagt Simone Groß. Zudem haben die Fliesen je nach Standort unterschiedliche Profile - sowohl was die Rutschfestigkeit betrifft als auch die Haltbarkeit. "In den Duschen treffen Chlor und Seifenlauge aufeinander. Das verträgt nicht jedes Material", sagt Simone Groß.


Barrierefreiheit wird ebenfalls groß geschrieben - und das nicht nur mit Blick auf mögliche Bewegungseinschränkungen der Gäste. Simone Groß: "Optisch werden die Wände vom Boden abgegrenzt. Das geschieht durch eine Sockelleiste in anthrazit. Dann ist der Übergang auch für Menschen sichtbar, die sehr schlecht sehen können."
Die beiden Frauen freuen sich schon jetzt auf die schrittweise Eröffnung im September. "Ich kann mir inzwischen schon gut vorstellen, wie schön das aussehen wird", freute sich Birgit Tupat.
Derweil laufen auch die Vorbereitungen beim Trägerverein, wie die Vorsitzende Barbara Rautenberg berichtet: "Der Betreiber benötigt nach der Übergabe noch einmal zwei Wochen, um alles vorzubereiten für einen reibungslosen und sicheren Betrieb." So müssten unter anderem Sicherheitsschulungen für das Personal stattfinden. Zudem müsse natürlich eine gute Wasserqualität gewährleistet werden. "Die neue Desinfektion des Wassers über die Elektrolyse muss auf die Anzahl der Personen im Wasser angepasst werden. Das heißt, es wird geprüft, wie schnell die Pufferung und Nachjustierung bei unterschiedlicher Anzahl speziell bei unserer Anlage funktioniert, da es ein sensibles System ist", erklärt die Vorsitzende. Das neue System sei gänzlich anders als das alte. Auch das Gesundheitsamt sei dabei involviert.