Zunächst entschuldigte sich der Nachrodter Anwalt dafür, dass das Heizöl über Neujahr in zwei Häusern ausgegangen war. „Ich habe das einfach unterschätzt“, erklärte er. Ansonsten liefe es mit dem Treuhandkonto gut. „Geld ist drauf. Aber das brauchen wir auch. Es muss weiter fleißig eingezahlt werden“, appellierte Armin Speckmann an die Anwesenden. Zwar werde aktuell wirklich nur das absolut Notwendigste gezahlt, aber zumindest könne so ein gewisser Lebensstandard erhalten bleiben. „Die alte Heizungsanlage muss also noch ein bisschen durchhalten. Das könnten wir jetzt nicht“, betonte der Anwalt. Eine Perspektive auf Besserung sehe er für die Mieter aktuell nicht.
„Sie hängen an einem ganz ungünstigen Punkt, der juristisch so einfach gar nicht vorgesehen ist“, betonte Speckmann. Wie bereits geschrieben, ist aktuell niemand zuständig für die Häuser. Die Caesar JV Immobilienbesitz GmbH, die einst die Gebäude kaufte, ist inzwischen insolvent. Die Häuser im Nachrodter Feld wurden jedoch bereits Mitte 2023 verkauft und zwar an die Firma Ivory Properties Management 1 bis 3 in Luxemburg. Das Problem: Die Luxemburger haben den Kaufpreis von angeblich rund 3,4 Millionen Euro an Ceasar gezahlt. Nicht aber die rund 210.000 Euro Grunderwerbssteuer. Ceasar sei somit laut Aussage des Insolvenzverwalters aus der Verantwortung raus, Ivory aber noch nicht als Besitzer eingetragen und somit nicht berechtigt, irgendetwas zu tun. „Das kann so auch durchaus noch ein paar Jahre dauern. Wir sind in dem Fall wie Zuschauer“, sagte Speckmann.
Natürlich kam das Gespräch auch auf die Mieter, die nicht auf das Treuhandkonto einzahlen. „Gibt es eine Möglichkeit an die heranzukommen, dass sie nicht mehr auf unsere Kosten leben?“ Für die Frage gab es im Publikum zunächst viel Zustimmung. Speckmann erklärte jedoch: „Da haben wir keinen Einfluss drauf und letztlich ist es auch nicht wirklich so, dass die Mieter auf Ihre Kosten wohnen.“ Natürlich könne er das Gefühl der Ungerechtigkeit nachempfinden. Aber letztlich zahle niemand seiner Mandanten dadurch mehr auf das Konto ein. Natürlich profitierten die Mieter davon, ob das jedoch langfristig so bleibt, sei unklar. „Letztlich sind es auch maximal zehn Parteien, die sich nicht daran beteiligen. Und man muss natürlich sagen: Wenn Sie nicht wären und auf das Konto einzahlen würden, dann gäbe es uns hier nicht mehr“, betonte Speckmann. Dann nämlich wäre der Wohnraum schnell unbewohnbar. „Die Gemeinde hat dann nur die Möglichkeit, die Häuser zu räumen – und damit wäre keinem geholfen“, sagte Speckmann. Denn es gäbe aktuell einfach nicht ausreichend freien Wohnraum für alle Mieter in Nachrodt.

Ein Mieter war unter den Gästen, der bislang nicht auf das Treuhandkonto einzahlt: „Ich zahle meine Mieten noch an Caesar. Was ist denn jetzt richtig?“ Speckmann erklärte, dass das Geld vermutlich weg sei, da es Caesar so nicht mehr gäbe. Auch könne es sein, dass ein neuer Eigentümer – sofern es ihn denn irgendwann gibt, Forderungen stelle. Denn wer das Gebäude kauft, übernehme auch alle Schulden. „Für das Treuhandkonto gibt es Belege. Sie können sehen, dass das Geld für die Häuser ausgegeben wurde. Und das was übrig ist, geht an den neuen Eigentümer“, erklärt der Anwalt. Damit sollten alle, die ihre Mieten dort einzahlen aus der Sache raus sein. Andere müssten dann gegebenenfalls tief in die Tasche greifen und nachzahlen.
Die Mieter nutzten die Gelegenheit, Armin Speckmann für sein Engagement zu danken: „Ohne Sie wären wir längst nicht mehr“, sagte eine der Mieterinnen.
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Teil 1: Das Drama um das Nachrodter Feld
Teil 2: Das Nachrodter Feld, das keinem gehört
Teil 3: Wer ist Ivory Properties?