„Wir stehen vor einem großen Problem“, erklärt Rechtsanwalt Armin Speckmann. Der Anwalt vertritt aktuell 54 Parteien aus dem Nachrodter Feld und verwaltet unter anderem ein Treuhandkonto für die Mieter. Niemand fühle sich für das Nachrodter Feld zuständig und es gibt keine Eigentümer. Doch wie konnte es soweit kommen? Die Caesar JV Immobilienbesitz GmbH, die einst die Gebäude kaufte, ist inzwischen insolvent. Die Häuser im Nachrodter Feld wurden jedoch bereits Mitte 2023 verkauft und zwar an die Firma Ivory Properties Management 1 bis 3 in Luxemburg. Das Problem: Die Luxemburger haben den Kaufpreis von 3,4 Millionen Euro an Ceasar gezahlt. Nicht aber die rund 210.000 Euro Grunderwerbssteuer. Wodurch das Luxemburger Unternehmen nicht als Besitzer im Grundbuch eingetragen wird und nicht rechtmäßiger Eigentümer mit allen Pflichten ist.
Die Vermutung von Rechtsanwalt Armin Speckmann ist, dass der Verkauf nur gemacht wurde, um eine sogenannte Auflassungsvormerkung auf den Namen eines Dritten im Grundbuch zu vermerken. Diese wird nämlich eingetragen, wenn ein Vertrag geschlossen wurde und sperrt den Grundbesitz gegen Vollstreckungsmaßnahmen von Gläubigern des bisherigen Eigentümers.
Nach monatelangen Kontaktversuchen konnte Armin Speckmann nun mit dem Insolvenzverwalter sprechen. Dieser sitzt in Berlin, denn dort ist die Firma Caesar ansässig – wenn vielleicht auch nur mit einem Briefkasten, wie gemunkelt wird. „Ich hatte schon ein bisschen die Hoffnung, dass der sagt ,wir kümmern uns jetzt‘. Aber ne, hat er nicht. Er kümmert sich nicht“, sagt Speckmann. Ivory Properties habe den Kaufpreis gezahlt und damit sei es nicht mehr seine Verantwortung. „Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass Ivory die Grunderwerbssteuer zahlt, um die Eigentumsumschreibung herbeizuführen. Es ist jedoch zu befürchten, dass das nicht passiert“, erklärt Armin Speckmann.
In 35 Jahren als Anwalt habe Speckmann so einen Fall noch nicht gehabt und auch nicht davon gehört. „Man sollte meinen, wer Millionen an Kaufpreis zahlt, kann auch die Steuer zahlen“, sagt der Anwalt. Wie es nun weitergehen könnte, möchte Armin Speckmann am heutigen Donnerstagabend mit den Mietern besprechen (Bericht folgt). Eine Zwangsversteigerung sei durchaus denkbar.
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