"Als ich das Video sah, habe ich mich gewundert und geärgert", sagte Ratsherr Sebastian Brinker im Rahmen der Ratssitzung zum SPD-Bürgermeisterkandidaten Christian Pohlmann. Dieser hatte im Rahmen seines Wahlkampfs ein Video mit Ideen für das Rastatt-Gelände gepostet und damit für ordentlich Unmut gesorgt. "Wir alle und deine Kollegen versuchen im Arbeitskreis voranzukommen. Sich dann hier hin zu stellen nach dem Motto ,die sind alle unfähig' ist unpassend", sagte Sebastian Brinker. Auch im Wahlkampf sei das unangebracht. Dabei haben die Mitglieder des Arbeitskreises durchaus an Ideen gearbeitet, wie durch einen Sachstandsbericht im Rat deutlich wurde.

Es lief nicht alles gut. Oder sogar eher schlecht. In den meisten Fällen war es Pech. Doch letztlich sind sich alle Mitglieder des Arbeitskreises einig, dass auf dem Gelände der ehemaligen Rastatt etwas passieren soll - und das möglichst schnell.

Nachdem klar war, dass die Rastatt nicht zu retten ist und abgerissen werden muss, wurden Überlegungen angestellt, das Gelände mit einer neuen Gastronomie zu gestalten. 2019 wurde daher eine Sinusstudie durchgeführt, um Klarheit zu schaffen, was Nachrodt tatsächlich benötigen würde und welche Art von Betrieb sich langfristig halten könnte. Ebenso wurde eine Ausschreibung für eine Gastronomie auf entsprechenden Portalen veranlasst. "Bereits im Jahr 2019 wurden durch die Verwaltung die Franchisenehmer Extrablatt, Cafè del Sol und R-Cafè auf das Areal hingewiesen. Diese haben aber das Angebot, dort etwas zu verwirklichen mit Hinblick auf das Einzugsgebiet, abgelehnt", heißt es in der Vorlage. 2020 wurde mit dem Projekt QBUS über eine Bürgerstiftung versucht, etwas zu verwirklichen.

In dem Bericht heißt es weiter: "Dieses sehr aussichtsreiche Projekt, welches schon in den Planungen relativ weit fortgeschritten war, wurde im Juni 2021 durch den Ideengeber gestoppt, da dieser das Projekt nicht weiterverfolgen wollte. Im April 2023 wurde sodann ein Projekt vorgestellt, mit einer Musterhausausstellung und einer kleinen Gastronomie. Im Juni 2023 stellte Herr Weihrauch seine Ideen für das Gelände vor und erhielt durch den Rat der Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde den Zuschlag." Im November 2024 dann die Ernüchterung. Auch Klaus Weihrauch ist nicht mehr mit im Boot. Die Mitglieder des Rats ziehen die Notbremse und stimmen für eine Absage, vor allem da der Investor durch schlechte Erreichbarkeit, Unzuverlässigkeit und Untätigkeit aufgefallen sein soll.

Inzwischen habe sich die Verwaltung, laut Bericht, im Volksgarten Letmathe das Gebäude und die Muschel angesehen. Ein Betrieb wie im Volksgarten funktioniere in Nachrodt aber nicht. "Dies ergibt sich schon daraus, dass die Vereine selten eine Rückmeldung zu solchen Themen geben beziehungsweise dann auch eher absagen. Die Lenneterasse wurde seinerzeit mittwochs durch den Kulturschock sehr erfolgreich bewirtet. Kein anderer Verein signalisierte trotz Nachfragen Interesse", heißt es in der Vorlage. Zwischenzeitlich seien durch die Verwaltung immer wieder Gespräche mit Brauereien und möglichen Betreibern der Lenneterrasse geführt worden, um überhaupt etwas auf dem Gelände zu installieren. Häufig habe es auch dort an Rückmeldungen gefehlt.

Lennekirche an Bewirtung im kommenden Jahr interessiert

Ein Gespräch mit der Lennekirche habe dazu geführt, dass signalisiert worden sei, dass sich die Mitglieder eine Bewirtung 2026 vorstellen könnten. Hierzu müssen aber auch noch interne Abstimmungen erfolgen. Und noch eine Idee gibt es: "Im April 2024 erhielt die Verwaltung eine allgemeine Werbung eines Unternehmens zur Errichtung eines Pumptracks. Die Firma wurde eingeladen, um sich mit dem Thema befassen zu können. Die Firma hat das Areal überflogen und mitgeteilt, dass sich das Gelände für eine solche Anlage, gegebenenfalls mit der Kombination eines Spielplatzes eigenen würde. Weiterhin wurde der Verwaltung mitgeteilt, dass sich sehr häufig kleinere Gastronomin an solchen Anlagen ansiedeln." Ein Pumptrack ist eine künstlich angelegte Mountainbike-Strecke.

In der Vorlage heißt es weiter: "Die Verwaltung und der Arbeitskreis Rastatt stellen sich ein Gelände mit Aufenthaltsqualität für Jung und Alt vor. Um Ideen zu sammeln und in einer Planung darzustellen, sollte ein Workshop unter fachkundiger Leitung erfolgen (Planungsbüro), um Ideen und Wünsche aufzugreifen und einen Plan zu erstellen. Etwaige Förderungen werden geprüft, sobald klar ist, was dieses Projekt für Kosten aufwerfen wird. Ein Angebot zur Gestaltung und Nutzung des Areals (Machbarkeitsstudie) ist angefragt. In dieser Studie soll auch eine Bürgerbefragung erfolgen."

Und warum nun der ganze Ärger? Christian Pohlmann sagt in seinem Video: "Seit vielen Jahren liegt dieses Gelände ungenutzt brach. Und ohne echte Ergebnisse. Wir sollten nicht länger auf externe Investoren warten, die Eigentümer dieses Geländes werden wollen, sondern die Dinge selbst in die Hand nehmen." Ihm schwebe ein Gemeinschaftsort vor. Beispielsweise ein multifunktionales Dorfgemeinschaftshaus. Zudem großzügige Freiflächen, die Raum für Kultur und Bewegung bieten. Alternativ könnte dort auch ein Wochenmarkt etabliert werden. Auch sei das Arreal ideal für Vereine und Schulen, um Gäste zu bewirten und die Vereinskassen aufzubessern. "Die besten Ideen möchte ich gemeinsam mit Ihnen entwickeln. Gerade in finanziell herausfordernden Zeiten ist Kreativität entscheidend", betonte Pohlmann unter anderem. Aussagen wie diese brachten die Mitglieder des Arbeitskreises auf die Palme: Die UWG unterstützte die Beschwerde der CDU: "Das hat schon zu Irritationen im Arbeitskreis geführt. Wo waren denn all die Jahre die Vorschläge? Das Video war wirklich nicht angebracht", sagte Sonja Hammerschmidt.

Christian Pohlmann rechtfertigte sich nur knapp: "Das Gelände liegt seit Jahren brach. Aber das ist nicht der richtige Rahmen für Wahlkampf."