Sprengmeister Michael Schneider demonstrierte am Freitag, 14. April vor Medienvertretern mit einem Zollstock, wie die Pfeiler in sich zusammensacken werden, damit die Brücke exakt auf den Grundriss fällt. “, betonte der Mann aus Plauen. „Dabei darf es keinerlei Abweichungen geben.“
Die Pfeilerköpfe, so der Plan, sollen exakt auf dem Brückenfundament landen. Die Größe der Brücke – sie besteht aus 17.000 Tonnen Material -, das enge Tal und die extremen Hangneigungen seien die besonderen Herausforderungen bei dieser Sprengung. 2035 Bohrlöcher, von denen zwei Drittel bereits gebohrt sind, 150 Kilogramm Sprengstoff, die über eine 1000 Meter lange Sprengschnur gezündet werden, sollen die Brücke zu Boden bringen.
30 Sekunden vor der Hauptsprengung wird es übrigens laut knallen. „Wir werden eine Vergrämungssprengung vornehmen und so die Vogelwelt aufscheuchen.“ Das habe sich bei anderen Projekten bereits bewährt. Menschen und Tiere, so die oberste Prämisse, sollen nicht zu Schaden kommen, wenn die Brücke fällt. Die umfangreichen Vorbereitungen für die Sprengung der Talbrücke Rahmede befinden sich jetzt in der entscheidenden Phase.
Michael Schneider Mann des Tages
Dass die Arbeiten konzentriert laufen, davon überzeugte sich am Freitag der Abteilungsleiter Bundesfernstraßen beim Bundesminister für Digitales für Verkehr, Michael Puschel, im Gespräch vor Ort. Sprengmeister Michael Schneider sowie Stephan Krenz und Elfriede Sauerwein-Braksiek von der Autobahn GmbH des Bundes waren gefragte Gesprächspartner für den Mann aus dem Ministerium. Mann des Tages war aber eindeutig Sprengmeister Michael Schneider.
Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, erklärte am Freitag: „Mit der Sprengung der Brücke erreichen wir einen Meilenstein im gesamten Projekt. Die Arbeiten gehen engagiert und schnellstmöglich voran. Unser oberstes Ziel ist und bleibt es, dass auf der A45 bei Lüdenscheid der Verkehr so schnell wie möglich wieder fließen kann.“

Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH, betonte: „Ich freue mich sehr, dass wir so schnell Baurecht für die neue Brücke erhalten haben. Das war ein Kraftakt aller Beteiligten.“
Sprengung als Ganzes
Die Talbrücke Rahmede muss als Ganzes gesprengt werden. Üblicherweise werden die Brücken im Vorfeld von Gewichten befreit, das lässt diese Brücke aber statisch nicht mehr zu. Also muss hier mehr Gewicht bei der Sprengung eingeplant werden, inklusive der Schutzplanken, die die Brücke zusätzlich noch zusammenhalten.
Die Gebäude im Umfeld werden umfangreich geschützt. 50 aufgetürmte Seecontainer schützen die Bebauung genauso wie zusätzliche Verbauungen an den Fenstern der umliegenden Häuser. Sprengmeister Michael Schneider ist zuversichtlich: „Es wird keine einzige Fensterscheibe zu Bruch gehen.“
Drei Evakuierungsbereiche
Drei Evakuierungsbereiche unmittelbar neben der Brücke werden eingerichtet, das Gelände darüber hinaus umfangreich abgesperrt. Interessierte werden gebeten, wegen der begrenzten Platzverhältnisse die Liveübertragung im TV anzusehen. Die Stadt Lüdenscheid wird dafür eine Leinwand aufbauen, kurz nach der Sprengung stellt die Autobahn Westfalen auf ihren Social-Media-Kanälen Bild- und Filmmaterial zu Verfügung.
Sebastian Wagemeyer, Lüdenscheids Bürgermeister und Bürgerbeauftragter für den Brückenbau, kündigte am Freitag ein Bonbon für Souvenierjäger an. Nach der Sprengung sollen Überreste der Brücke verkauft werden. Die Einnahmen sollen einem guten Zweck zufließen. Darüber hinaus warnte er ebenso wie Sprengmeister Michael Schneider eindringlich vor dem Betreten der Gefahren und Sicherheitszone.
Brückenfakten:
Die Talbrücke wurde zwischen 1965 und 1968 erbaut.
Die Brücke besteht aus einem einteiligen Überbau für die Fahrbahnen in Richtung Frankfurt und in Richtung Dortmund. Dieser Überbau ist 31,25 Meter breit.
Das Bauwerk ist 453 Meter lang und wird von fünf mal zwei Stützen getragen. Die Pfeiler sind bis zu 70 Meter hoch.
Die Brücke wurde mit einer Verkehrsprognose geplant, die von 25.000 Fahrzeugen täglich im Jahr 1980 ausging. Die Belastung stieg schließlich auf 64.000 Fahrzeuge pro Tag, darunter 13.000 Lkw mit Achslasten von bis zu 44 Tonnen.
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