„Es mangelt an Angeboten“, betont Judith Kerspe, Eigentümerin der Hebammenpraxis „Bauchmobil“. Knapp ein Jahr nach ihrer Selbstständigkeit feierte sie nun die Eröffnung ihrer Praxis in Schalksmühle. Dort begleitet sie Frauen während der Schwangerschaft und im Wochenbett – ein Angebot, das in der Region dringend gebraucht wird.
Im Umkreis von Schalksmühle und Halver steht sie Familien mit Rat und Tat zur Seite. Die Kosten für die Hebammenbetreuung werden von der Krankenkasse übernommen. Während Kerspe in Halver und Schalksmühle für Hausbesuche zuständig ist, finden die Termine zur Schwangerschaftsbegleitung in ihrer Praxis statt. Neben der klassischen Betreuung bietet sie auch praktische Hilfe an – etwa durch den Verleih von Frühchenkleidung. „Die Sachen werden einfach ausgeliehen und zurückgebracht, sobald die Babys herausgewachsen sind“, erklärt Kerspe.
Kurse rund um Schwangerschaft, Geburt und Familie
Ein besonderes Anliegen ist ihr die Aufklärung und Unterstützung junger Familien. „Es gibt ein Überangebot an Informationen auf Social Media“, sagt Kerspe. „Viele Mütter sind verunsichert – in meinen Kursen möchte ich ihnen Orientierung und Sicherheit geben“.
Das Kursprogramm ist vielfältig: Schwangeren- und Rückbildungsgymnastik, Geburts- und Sillvorbereitung, der Elternkurs „Baby-Basics“, Erste Hilfe am Kind, Trageberatung, Babymassage, Beikosteinführung sowie modernes Beckenbodentraining gehören zum Angebot.
Besonders am Herzen liegen Kerspe auch der Teenagerkurs „Starke Mädchen – Starke Frauen“ und ein Großelternkurs, der auf den neuesten Stand der Babypflege bringt. „Es wird sehr gut angenommen – man baut sich schnell ein Netzwerk auf“, freut sich Kerspe. Ihre Kurse dauern je nach Thema zwischen einem Tag und acht Wochen. „Es ist schwierig, hier in der Gegend passende Kurse zu finden“, weiß sie aus Erfahrung.
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Engagement und Ausbildung
Rund fünf Frauen kann sie pro Monat individuell betreuen. „Das Gesundheitssystem gibt eine Eins-zu-eins-Betreuung kaum her“, erklärt sie. „Mir ist wichtig, dass Frauen Sicherheit für sich selbst entwickeln“.
Ihre Ausbildung absolvierte die gelernte Hebamme in Berlin, anschließend studierte sie Hebammenwissenschaften an der Universität zu Köln. Unterstützt wird sie dabei von Larissa Handwerk, die als Familienberaterin ebenfalls junge Familien begleitet. Auch die Väter bezieht sie in ihre Kurse mit ein: „Dabei geht es auch darum, wie es den Männern im Kreißsaal geht – sie sollen sich ebenso ernst genommen fühlen“, so Kerspe.
Zukünftig möchte Kerspe zudem Aufklärungskurse an Schulen anbieten. „Was passiert mit meinem Körper? Das ist eine häufige Frage, die viele junge Mädchen beschäftigt“, sagt sie. „Gerade in einem Alter, in dem es unangenehm ist, mit den Eltern darüber zu sprechen, ist sachliche und einfühlsame Aufklärung besonders wichtig“.
Auch bei der offiziellen Eröffnung der Praxis stieß das Angebot auf reges Interesse. Viele Besucher informierten sich über die verschiedenen Kursprogramme oder versuchten ihr Glück bei der Tombola. Der Erlös kam dem Verein „Motherhood“, einer Initiative für sichere Geburtshilfe, zugute.