Eine Wanderausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) macht ab Freitag, 25. Juli, Station in den Museen der Stadt Lüdenscheid. Sie zeigt Fotos der Dortmunderin Annelise Kretschmer (1903-1987). Kretschmer gehört zu den bedeutenden deutschen Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung wird um 19 Uhr eröffnet.
Mit der Ausstellung "Kosmos des Lebens. Die Fotografin Annelise Kretschmer" würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) die Arbeit dieser Künstlerin. 60 Ausstellungsreproduktionen aus dem Bestand des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster sowie acht Vintage-Prints aus dem Bestand des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund zeichnen ihre künstlerische Entwicklung in vier Kapiteln nach.
Eigenes ästhetisches Konzept
In den künstlerischen Entwicklungen der Weimarer Republik wie der Neuen Sachlichkeit oder des Bauhauses erarbeitete sich Annelise Kretschmer mit ihrem bildnerischen Werk eine eigenständige Position. Auch nach der Zäsur des Zweiten Weltkrieges verfolgte sie ein eigenes ästhetisches Konzept. Ihre Aufnahmen - ob von Personen, Orten oder Gegenständen - ergründen das Wesen des Dargestellten: Mit besonderer Sensibilität fing Kretschmer Emotionen und Charakter des fotografierten Gegenüber ein.
Internationale Anerkennung
Als eine der ersten Frauen in Deutschland, die ein Fotoatelier eröffneten, fand Annelise Kretschmer bereits in den späten 1920er Jahren international Anerkennung. Sie nahm an wichtigen Ausstellungen des noch jungen Mediums Fotografie teil, wie der "Film und Foto" in Stuttgart und konnte in Zeitschriften publizieren. Die NS-Zeit bedeutete für Kretschmer, die einen jüdischen Vater hatte, nicht nur persönlich, sondern auch beruflich einen großen Einschnitt. Zwar konnte sie in geringem Umfang weiterarbeiten, an die frühen Erfolge aber nicht wieder anschließen.
Feste Größe im Dortmunder Kulturleben
In der Nachkriegszeit wurde sie eine feste Größe im Dortmunder Kulturleben. Sie porträtierte zahlreiche Künstlerinnen, Künstler und andere Kulturschaffende. Kretschmer entwickelte eine bildnerische Sprache, mit der sie die Persönlichkeit des Menschen einfangen konnte. Ihre Porträt-Aufnahmen sprechen durch ihre Unmittelbarkeit an und berühren.
„Mit dieser Ausstellung rücken wir eine ganz besondere Künstlerin in den Fokus. Ihre Arbeiten, vor allem ihre Porträts, bestechen durch Intensität und Unmittelbarkeit des Ausdrucks“, wird die Kuratorin der Ausstellung, Ute Christina Koch, in einer LWL-Pressemitteilung zitiert. „Mit den Werken aus dem LWL-Museum für Kunst und Kultur können wir diese wichtige Künstlerin, deren Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens in Westfalen lag, einem breiteren Publikum in dieser Region vorstellen“, ergänzt die Leiterin des LWL-Museumsamtes, Ulrike Gilhaus. „Dies entspricht unserem Auftrag, zur Stärkung der Kultur und der Museen in Westfalen-Lippe beizutragen.“
Auch digitale Führungen
Die Ausstellung "Kosmos des Lebens" zeichnet in vier chronologisch aufeinander aufbauenden Kapiteln das künstlerisches Schaffen und Leben Kretschmers nach. Interessierte können sich nicht nur in der Ausstellung, sondern auch in digitalen Führungen der Künstlerin thematisch nähern, beispielsweise in Hinblick auf ihre Netzwerke. Die Führungen werden mittels eines QR-Codes vor Ort im Museum bereit gestellt. Zudem haben die Geschichtsmanufaktur Dortmund und Sophie Reinlaßöder vom LWL-Museumsamt ein museumspädagogisches Begleitprogramm für Erwachsene sowie Familien entwickelt.