Statt im Klassenraum befinden sich die Schüler am Vormittag im „Rondel“-Zirkuszelt, das auf dem Schützenplatz aufgebaut wurde. Hier proben sie akribisch akrobatische Kunststücke am Trapez ein, versuchen sich als Clowns, machen als Piraten eine Art Zauber-Show, kümmern sich um Tauben, probieren sich als „Feuerteufel“, jonglieren, springen auf dem Trampolin oder tanzen mit dem Hula Hoop.
Vier Shows geben die Kinder gegen Ende der Woche: zwei am Donnerstag und zwei am Freitag. Dann werden sie das Erlernte im großen Zelt vor rund 600 Zuschauern präsentieren – und das mit Freuden, wie sich bei einem Probenbesuch schnell herausstellte.

Spaß wird hier groß geschrieben
René Ortmann, Manager und Trapezkünstler des Zirkus Rondel, trainiert die Kinder und übt – die Nachwuchsartisten stets sicher im Griff – Trapeznummern in ein paar Metern Höhe und animiert die Kleinen, die richtigen Posen einzunehmen. Hier steht schnell fest: René Ortmann versteht sein Handwerk. Mit Humor und Schwung geht’s in die Höhe – und wenn eines der Mädchen es wegen zu geringer Körperspannung oder Muskulatur nicht schafft – kein Problem: René Ortmann respektiert das und setzt die Kinder wieder sanft auf dem Boden ab – hier wird niemand gezwungen.
Am ersten Tag gab es eine kurze Vorstellung, in der alle 23 Personen, die dem Zirkus angehören, den Kindern gezeigt haben, was auf sie zukommt. Außerdem sollte diese Kurz-Show zur Entscheidungsfindung beitragen. Die ganze Schule ist an dem Projekt beteiligt, das alle vier Jahre stattfindet. So können alle Schüler einmal in den Genuss kommen, am Zirkusleben teilzuhaben.
Fast 30 Jahre existiert der Mitmach-Zirkus
René Ortmann erzählt, dass der Mitmach-Zirkus „Circus For Kids“ 1994 gegründet wurde und momentan in drei Bundesländern aktiv ist: Hessen, Rheinland-Pfalz und NRW. Die Idee kam auf, als eine Schule beim Zirkusmanagement nachgefragt hatte, ob die Schüler einen Blick hinter die Kulissen werfen dürften. „Da dachten wir: die Kinder könnten doch aktiv teilnehmen – und haben prompt die Idee umgesetzt. Davor waren wir ein ganz normaler Zirkus“, erklärt Ortmann.
Für die Artisten stellte die Corona-Pandemie eine schwere Zeit dar und man habe nur „dank vieler Freunde die Kurve gekriegt“, erinnert sich René Ortmann. Jetzt freue man sich, wieder lachende Kinder vor sich zu haben.

„Die Kinder können nicht runterfallen“, beschwichtigt Ortmann mögliche Elternängste. „Wenn jemand sagt: ‚Ich möchte das nicht!‘, dann wird das respektiert.“ So wundert es auch nicht, dass nach Ende des Trainings die Frage, ob es Spaß gemacht habe, mit einem lauten gemeinsamen „Ja!“ beantwortet wird.
Dritte Zusammenarbeit der Grundschule mit Rondel
Die Kooperation mit der Grundschule Auf der Wahr findet bereits zum dritten Mal statt. Die Schule habe Glück gehabt, denn die letzte Zirkuswoche habe 2019 – also vor Corona – stattgefunden und nun können die Schüler wieder unbeschwert die Zirkuswoche genießen.
Das sei zwischenzeitlich vakant gewesen, sagt Christiane Wagner, die Leiterin der Grundschule. Denn viele Dinge müssen bereits im Vorfeld geregelt werden. So müsse der Zirkus rechtzeitig gebucht, Verträge – etwa mit der Stadt und dem Schützenverein – unterschrieben und Spenden gesammelt werden. So hatte auch Anfang Juni der Sponsorenlauf stattgefunden, bei dem Geld für die Durchführung der Zirkuswoche gesammelt wurde.

So können die Jungen und Mädchen nun – trotz der geschilderten Schwierigkeiten – die Zirkus-Woche genießen. „Die Kinder sollen Spaß haben“, stellt Christiane Wagner fest. So feiern die Kinder auch jeden Tag zum Abschluss eine Zirkus-Party – „so richtig mit Nebelmaschine und lauter Mucke“.
Wagner lobt die Arbeit der Zirkusmitglieder: „professionelle, sehr wertige Kostüme; die Kinder werden geschminkt und sind die Stars der Manege“. Das Projekt sei eine „logistische Meisterleistung“ und die Show in ihrer „Gesamtheit unwahrscheinlich faszinierend“. Auch wichtig sei die Unterstützung der Stadt und der Stadtwerke.
Der Lohn des Unterfangens: „strahlende Kinderaugen“. Außerdem seien die Kinder nach der Woche andere: selbstbewusster sowie mutiger und es herrsche ein stärkerer Zusammenhalt.
Weitere Informationen zum Zirkus gibt es auf deren Homepage – hier können auch interessierte Schulen Kontakt aufnehmen, denn laut René Ortmann habe der Zirkus noch Kapazitäten für weitere Schulen frei.
Die Vorstellungen auf dem Schützenplatz finden am Donnerstag und Freitag (14. und 15. September) jeweils um 15 und 19 Uhr statt. Jeder, der interessiert ist, kann kommen.