Gut 50 Teilnehmer waren dem Aufruf „Aufstehen für Demokratie“ gefolgt. Sie sorgten am Freitagmittag, 24. Oktober, für Farbe auf dem Otto-Fuchs-Platz in Meinerzhagen. Auslöser war die umstrittene Aussage von Bundeskanzler Friedrich Merz zehn Tage zuvor. Er hatte Migranten als das ungelöste Problem im Stadtbild bezeichnet.

Mit der Vereinfachung und Polarisierung hatte Merz eine Welle der Empörung ausgelöst. „Die Aussage von Merz hat uns schockiert“, sagte Ulrike Busch-Heinrich. Für sie und ihre Töchter war damit klar: „Wir müssen was tun.“ Sie habe ihre Töchter gefragt, wo sie Gefahrenzonen sähen. Die Antwort: „Kennen wir nicht“. Spontan entschlossen sie sich, zu der Demonstration aufzurufen. Es mache ihnen Angst, wenn pauschal Menschen mit Migrationshintergrund als Sündenböcke herhalten müssten. „Es gibt Problemzonen, aber die Frage ist, wie man damit umgeht“, so Ulrike Busch-Heinrich in ihrer Ansprache.

Gerrit Visbeg (25), Pflegekraft, erinnerte daran, dass es vielfach Menschen mit Migrationshintergrund sind, die Alte und Kranke pflegen und Firmen reinigen. „Frauen, die ich gefragt habe, sagen, dass Männer ein Problem sind, gleich welcher Nationalität“, wies er auf ein grundsätzliches Problem hin.

„Zuhause gefährlichster Ort für Frauen“

Merz lasse mit seiner an rechtspopulistischen Narrativen angelehnten Sichtweise Respekt und Wertschätzung vermissen, die der soziale Kitt der Gesellschaft seien, meinte Gundula Schneider aus Kierspe in ihrem Statement. Sie wehrte sich dagegen, als Beispiel für Fürsorge zu dienen, wenn es um Gewalt gehe, die von Menschen mit Migrationshintergrund verübt werde.

Der gefährlichste Ort für Frauen sei „in der Regel das eigene Zuhause. Die Männer haben deutsche Namen“, machte sie deutlich, wo Probleme liegen, und sprach damit die vielfache häusliche Gewalt an. Um ein „gutes Stadtbild“ zu haben, brauche es bezahlbaren Wohnraum, gute Kitas, bezahlbaren ÖPNV und Grünflächen. „Es macht mich traurig, wenn ich so eine Betonwüste sehen“, verwies sie auf den trist-grauen Otto-Fuchs-Platz.

„Problem ist nicht das Stadtbild, sondern das politische Bild dahinter“, meinte Bayram Akbal (28). Türkischer Herkunft, aber in Deutschland geboren, warf er Merz vor, es sei einfacher Sündenböcke zu finden, als eigenes Versagen einzugestehen. Davon lenke der Kanzler ab. Die Kundgebung, mitgetragen von der Initiative „Omas gegen Rechts“, war ein Plädoyer für Vielfalt und Gemeinsamkeit, ein Votum gegen gesellschaftliche Spaltung.