Die personell gebeutelten Dragons ließen sich vom Anwurf weg nicht den Stempel der Wilhelmshavener aufdrücken und boten wie schon in den Spielwochen zuvor dem favorisierten Gegner auf Augenhöhe Paroli. Bereits nach acht Minuten warf Finn Gernus die erste Führung für die SGSH (5:6), immer wieder machten die Sauerländer die Partie ab Keeper Henrik Halfmann, der einen sehr guten Tag in Wilhelmshaven erwischte, schnell. Zwar hatte die SGSH Dann und Wann auch ein wenig Alu-Glück. Alles in allem aber hielt die Faßbender-Sieben die Niedersachsen gut und verdient in Schach. So gut, dass die Gastgeber nach einer knappen Viertelstunde die ersten Justierungen am Seitenrand vornahmen (14.).
Kurzweil auf Augenhöhe – Schuster doppelt belegt
Die Partie blieb auch im Nachgang höchst kurzweilig und unterhaltsam für das zusehende Auge, Tor um Tor erweiterten beide Teams ihre jeweiligen Konten. Sowohl die SGSH als auch der WHV zeigten sich ausgesprochen torhungrig und verwöhnten die 838 Zuschauer in der Nordfrost-Arena mit bisweilen sehr sehenswerten Treffern: Mal drischt Luis Buschhaus das Leder unhaltbar in den Giebel, auf der anderen Seite trifft Wilhelmshaven aus beinahe unmöglichem Winkel. So blieb es die gesamten ersten 30 Minuten hochspannend, obwohl Joe Schuster auf Seiten der Dragons kurz vor der Pause gleich doppelt bestraft wurde: Zunächst wegen eines Fouls mit zwei Minuten auf der Bank belegt, artikulierte Schuster in der Folge zu vehement und kassierte dafür gleich nochmal 120 Sekunden on top (27.). Zuvor hatte Joe noch zum wichtigen 19:18 verkürzt.
Die SGSH hielt sich während der Unterzahl einigermaßen im Spiel und brachte auch aufgrund eines Blocks mit der Sirene nach dem genommenen Timeout von SGSH-Coach Faßbender einen verkraftbaren Zwei-Tore-Rückstand über die Zeit (21:19), ehe es nach satten 40 Toren – Brian Gipperich hatte mit seinem Tor zum 21:19 das letzte Wort – im ersten Durchgang in den zweiten Abschnitt ging. Noch immer in Unterzahl schien die Offensive der Hausherren in der Pause besser geölt worden zu sein: Hinten parierte der WHV bisweilen bockstark im Eins-gegen-Eins (34.), ebenso war den Gastgebern das Glück nach Alu-Abprallern hold.
Misslungenes WHV-Experiment bringt SGSH heran
Die SGSH indes ließ sich auch von einem Vier-Tore-Rückstand kaum beirren und brachte die Niedersachsen immer dann, wenn diese im Begriff waren, sich abzusetzen, in Verlegenheit. So kam die Faßbender-Sieben zunächst nach einer ganzen Reihe an Fehlern wieder zum Anschluss (26:25, 39.) und wiederholte dieses Kunststück wenige Minuten ein zweites Mal – wenn auch wieder mit großzügiger Hilfe der Wilhelmshavener: Nach dem Timeout der Niedersachsen beim Stand von 32:29 nahmen die Gastgeber ihren Keeper nämlich aus der Kiste und agierten fortan mit beiden Kreisläufern. Die SGSH ihrerseits gewann daraufhin am eigenen Kreis mehrere Male den Ball und warf unbedrängt ins verwaiste WHV-Tor.
Das einzige Manko: In der Rückwärtsbewegung vogelwilde Wilhelmshavener blieben vorne zielstrebig und hielten so den knappen Vorsprung aufrecht (35:34, 53.). Als dann auf Seiten der Gastgeber auch der Keeper wieder fester Bestandteil des Spiels wurde, gelang es schließlich, sich den entscheidenden Vorsprung zu erspielen – unter anderem, weil die Faßbender-Sieben nun die letzte Zielstrebigkeit vermissen ließ. Nach 60 Minuten erzielt der WHV in einem 80-Tore-Spektakel mit nur vier Siebenmetern, alle für den WHV, am Ende jene vier Treffer mehr, die zur Hinspiel-Revanche genügen. Dass Wilhelmshaven dabei mit einem dicken blauen Auge davon kommt, wird schnell zur Randnotiz verkommen – insbesondere wegen des aufgrund des Sieges der Söhrer gegen Bissendorf gesicherten Klassenerhaltes.
Match Facts
Wilhelmshavener HV 42:38 (21:19) SGSH Dragons
SGSH Dragons: Gipperich (4), Thomas (9), Leppich (4), Halfmann, Austermann, Buschhaus (8), L. Jannack, Athanassoglou (2), Schuster (1), Börner (3), F. Jaeger (4), Gernus (3).