Es ist Freitagabend und in Breckerfeld trifft sich – wie an jedem der neun Freitage zwischen dem Bauernvogelschießen Ende Mai und dem Junggesellenschützenfest – der Trommlerchor des Junggesellen-Schützenvereins Breckerfeld 1396. Das ist eine Tradition, die seit Jahrzehnten nicht mehr aus der Hansestadt wegzudenken ist.
Familiärer Empfang
Heute findet das Treffen bei Familie Eisenhardt im Garten statt. Hier versammeln sich die Trommler, um sich auf den Abend einzustimmen, bevor sie weitere Stationen im Ort trommelnderweise anmarschieren.

Bratwurst, Bier und Wascherfahrungen
Während sich die jungen Männer bei Bratwurst und Getränken für den bevorstehenden Umzug stärken, erzählen sie sich Anekdoten aus der langen Geschichte der Trommler-Tradition – und tauschen sich auch mal über die „richtige Wäsche“ der geliebten weißen Vereins-T-Shirts aus, die übrigens jährlich einen anderen Schriftzug oder ‚Leitspruch‘ erhalten.

Ständchen für die Gastgeber
Nach dem ein oder anderen ‚Jägermeister‘ und einem Ständchen zu Ehren der Gastgeberfamilie beginnt für die heute neunköpfige Gruppe der wichtigste Teil des Abends: Die Trommler hängen ihre Instrumente an die mit Adlern verzierten Trommelhaken und ziehen musizierend durch Breckerfeld.

Breckerfelder erwarten ‚ihre‘ Trommler
Ihr Weg führt sie vorbei an verschiedenen Stationen, an denen die Trommler bereits voller Vorfreude von ihren Mitbürgern erwartet werden.
Spontaner Geburtstagsbesuch
An diesem Abend werden sie – sozusagen von der Straße weg – für ein spontanes Ständchen für das Geburtstagskind auf eine Garagenparty eingeladen, und natürlich wird dieser Wunsch erfüllt: „Das ist nichts Ungewöhnliches, viele Leute kennen unsere Routen und fragen uns am Weg nach einem Ständchen.
Das machen wir natürlich immer gerne“, erzählt einer der Trommler, dessen Großvater bereits mit den Junggesellenschützen getrommelt hat.

Trinkspruch auf „Trommlerisch“
Als Belohnung für jedes Ständchen gibt es für alle Trommler dann gewöhnlich ein Bier oder einen Schnaps, was von diesen wiederum vor jeder Runde mit einem Trinkspruch gefeiert wird.
Dessen Text ist übrigens streng geheim und wird daher sehr schnell und für Außenstehende beinahe unverständlich gerufen – dafür aber umso lauter. „Manche von uns kennen den Text selber nicht“, scherzt Malte Schewe, der heute zum ersten Mal dabei ist.

Nicht jeder kann ein Trommler werden
Auf Nachfrage erklären die Trommler, dass man nur durch mehrjähriges Engagement im Vorstand des Junggesellen-Schützenvereins von den dienstälteren Mitgliedern in den Trommlerchor aufgenommen werde. Auch ein ehemaliger Schützenkönig hat Anspruch auf einen Platz im Lostopf: „Die Entscheidung obliegt aber immer den aktiven Trommlern und zuletzt dem Anwärter selbst“, erklärt Hauptmann Timo Bochhammer.
Trommler wecken die Junggesellenschützen
Die Trommeln sind Eigentum des Vereins und werden genauso gut gepflegt wie die Tradition, die übrigens aus der Idee entstanden ist, die Schützen am Samstag des Königsschießens zu wecken und die Breckerfelder gleichzeitig auf das bevorstehende Schützenfest einzustimmen.

Aktuell zehn Trommler
Da Malte Schewe sich entschieden hat, den Trommlern beizutreten, besteht der Chor aktuell aus zehn Männern. Er hat zwar seine ‚offizielle Trommler-Prüfung‘ vor dem Verein noch nicht abgelegt, aber bereits einen der Hüte bekommen, die in diesem Jahr anstelle eines T-Shirts mit dem Vereinslogo bedruckt wurden, und er darf heute mit seiner Trommel durch die Straßen ziehen.
„Bis zur Kirmes müssen wir ja alle genug Gelegenheit zum Üben haben“, erklärt Hauptmann Timo Bochhammer.

Wechselnde Gastgeber für die Übungsabende
Diese jeden Freitagabend stattfindende Übungsrunde kommt bei den meisten Anwohnern sehr gut an. Oftmals werden die Trommler von wechselnden Gastgebern eingeladen, teils von Privathaushalten, teils von anderen Breckerfelder Vereinen: Sie alle empfangen die Trommler stets herzlich und haben eigens für sie Partys organisiert, auf denen die jungen Männern die ‚Übungsabende‘ ausklingen lassen können.

Mehrheit der Breckerfelder steht hinter den Trommlern
Darauf sind die Junggesellenschützen und vor allem die Trommler besonders stolz. Die überwiegende Mehrheit freue sich, dass diese jahrzehntelange Tradition bis heute in Breckerfeld aufrecht erhalten wird, die Wenigsten fühlten sich durch das freitagabendliche Trommeln zwischen Ende Mai und Ende Juli gestört: „Zumal wir ja nicht stundenlang an einem Ort verweilen und auch nicht durchgängig stadtweit zu hören sind“, so Hauptmann Bochhammer.

Akzeptierte Tradition
„Pure Vereinstreue“ lautet ein Slogan, der ein Trommler-T-Shirt ziert. Für Breckerfeld und seine Junggesellenschützen und deren Trommlerchor könnte dieser auch „Pure Traditionstreue“ lauten.
Denn nicht nur die Trommler selbst, auch die zahlreichen (alteingesessenen) Breckerfelder, die die jungen Männer an diesem Abend empfangen, sind sich einig: „Die Trommler gehören zu Breckerfeld, und wem´s nicht passt, der kann ja wegziehen.“

Highlight ist die „Trommlerabnahme“
Den Abschluss des neunwöchigen Trommlerzugs durch die Gemeinde bildet die so genannte „Offizielle Abnahme“: Hierzu versammeln sich alle ehemaligen Trommler – immerhin rund 50 Männer – und stehen Spalier und lassen jeden aus der aktuellen Besetzung einzeln vortrommeln. Erst wenn die Alten die Neuen als trommeltauglich bestätigt haben, steht auch der Trupp fest, der den noch amtierenden Junggesellen-Schützenkönig am Samstag, 29. Juli, wecken ‚darf‘.