Nach vielen Geschäftsschließungen und -aufgaben – zuletzt etwa auch das Traditionshaus Gassmann – zeigen sich viele Bürger unzufrieden, steigt der Unmut. Doch der notarielle Kaufvertrag zum Neuen Kommerziellen Zentrum wurde unterzeichnet.
Ob das neue Innenstadtquartier zur Belebung der Stadt – gedacht als Fachmarktzentrum bei gleichzeitiger Sanierung der Stadthalle mit Raum für Kultur, Bildung, Gesundheitsversorgung und Wohnangebot – entscheidend beitragen kann, ziehen viele in Zweifel. Obwohl eine Bürgerbeteiligung möglich war, stehen nun Behauptungen im Raum, dass diese schlecht kommuniziert und formuliert gewesen sei.

„Wir haben Informationsveranstaltungen durchgeführt, Informationsportale im Internet angeboten. Alle konnten sich beteiligen und viele Anregungen flossen in die Planung ein. Wer sich informieren wollte, hatte dazu ausreichend Gelegenheit“, kommentiert Bürgermeister Jan Nesselrath die Vorwürfe.
Geschäfte wie Restaurants, Cafés und Eisdielen funktionieren nach den Corona-Verboten meist wieder gut, doch Fachgeschäfte gibt es immer weniger, zumal seit der Pandemie viele Kunden Online-Shopping für sich entdeckt haben.

Simone DeBernardin vom Eis-Café Cortina etwa ist mit seiner Situation dank seiner Stammkundschaft zwar zufrieden, beobachtete aber auch viele Veränderungen innerhalb der Stadt: „Früher haben wir alles in Meinerzhagen kaufen können – meine Familie lebt schon seit 60 Jahren in Meinerzhagen -, aber in den letzten zehn Jahren musste man feststellen, dass es hier immer weniger Geschäfte gibt.“ Auch Buchhändler Wolfgang Schmitz wünscht sich, „dass die vielen Leerstände in der Stadt behoben werden“.
Chance für die Stadt
Jan Lienenkämper vom Bettenhaus Lienenkämper sieht die Situation differenziert: „Eine Entscheidung bezüglich der Stadthalle war dringend nötig. Dass es weiter gehen wird, sollte alle Kulturbegeisterten freuen. Mich wundern die vielen negativen Äußerungen.
Auch wenn die Angst vor der Umbauphase groß ist, sollte das neue Innenstadtkonzept zumindest als Chance gesehen werden, denn ansonsten ist Meinerzhagen bald tot. Bereits jetzt schon kaufen viele Bürger ihre Lebensmittel nicht mehr in Meinerzhagen. Das könnte sich mit dem neuen Konzept wieder ändern.“

Genau da setzt auch Jan Nesselrath an: „Das Innenstadtquartier ist eine der größten Chancen für die Stadt, die wir jemals hatten. Wir lassen etwas im Herzen der Stadt geschehen.“
Zudem müsse man wissen, dass das Land keine Stadthallen fördere. Deshalb sei eine Förderung nur im Rahmen des sogenannten „städtebaulichen Gesamtkonzepts“ möglich – und ohne Förderung sähe es schlecht aus.
„Strahlkraft für die ganze Region“
Dass die rund 50 Jahre alte Stadthalle in vielen Bereichen marode und somit renovierungsbedürftig ist, sei lange bekannt, stellt Nesselrath fest. Und weiter: „Mit dem neuen, geänderten Raumkonzept soll eine Bürgerhalle entstehen, die auch von Vereinen mehr genutzt werden soll. Außerdem wird es Räume für die AWO geben, eine Bibliothek auch für digitale Medien, Gastronomie und vieles mehr. Natürlich sollen die Meinerzhagener wieder vermehrt in der Stadt einkaufen und deshalb mussten wir tätig werden. Das neue Innenstadtquartier könnte eine Strahlkraft für die ganze Region haben“, so Nesselrath abschließend.
Bis es soweit ist, wird noch viel Wasser die Volme runter fließen. Denn bevor der erste Presslufthammer zum Einsatz kommt, gilt es zunächst viel Verwaltungsarbeit abzuwarten. Üblicherweise besteht Klärungsbedarf in Planungsrecht und es müssen baurechtliche Verfahren geklärt werden. Wenn der Bau beginnt, wird dieser in mindestens zwei Bauabschnitten durchgeführt – aber das ist noch Zukunftsmusik.