Fragt man spontan Jugendliche auf der Straße, was am 31. Oktober gefeiert wird, erhält man von vielen der Befragten die Antwort: "Halloween natürlich". Dass dieses Datum eigentlich Martin Luther gewidmet ist, der seine 95 Thesen an die Kirchentür in Wittenberg nagelte und damit die Spaltung der Kirche einläutete, weiß gerade der jugendliche Teil der Bevölkerung oftmals nicht mehr. LokalDirekt hat bei Pfarrer Pogorzelski und Heike Esken, Vorsitzende des Presbyteriums in Halver nachgefragt, was die Evangelische Kirche dazu sagt.
Durch Luthers gewagte Aktion im Jahr 1517, mit der er die Vorgehensweise der Kirche, vor allem beim Thema des Ablasshandels, in Frage stellte, entstand eine neue christliche Gruppe, die Protestanten. Damit begann die Trennung in die katholische und die evangelische Kirche.
Seit einigen Jahren wird dieses Fest in Deutschland von einer viel älteren Tradition keltischen Ursprungs verdrängt. Schon vor über 2000 Jahren verkleideten sich die Kelten in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November als Gespenster und zündeten Feuer an. Sie glaubten, dass in dieser besonderen Nacht die Welt der Lebenden und der Toten verschwimmt. Mit ihren gruseligen Verkleidungen hofften sie, die Geister der Verstorbenen abzuschrecken.
Heute sehen es vor allem Kinder als einen großen Spaß an, sich als Hexen, Geister und andere gruselige Gestalten zu verkleiden. Damit wollen sie aber keine Geister mehr verschrecken. Stattdessen ziehen sie von Haus zu Haus und wollen mit dem Spruch "Süßes oder Saures" Süßigkeiten erbetteln.
Auch die Dekorationen in vielen Häusern und Geschäften drehen sich oftmals um den kleinen Gruseleffekt. Geschnitzte Kürbisse, die von innen heraus im Dunkeln leuchten, Spinnennetze im Hauseingang oder besenreitende Hexen, die am Fenster schweben, bestimmen das Bild in vielen Straßenzügen.
Wenig Chancen, den Trend umzudrehen
Die Mitglieder der evangelischen Kirche sehen diese Entwicklung kritisch. "Wir können inhaltlich Halloween als Feier des Todes und der Hässlichkeit wenig abgewinnen", sagt Pfarrer Martin Pogorzelski. "Es hat sich zu einem starken gesellschaftlichen Trend entwickelt, dem wir skeptisch gegenüberstehen."
Dennoch plant die evangelische Kirche keine besondere Veranstaltung, um dem Trend entgegenzutreten. "Wir feiern unseren ganz normalen Gottesdienst am 31. Oktober um 19 Uhr. Sicher werden wir im Gebet auf das Thema Halloween eingehen, aber im Grunde wollen wir die Schönheit und Liebe Gottes dagegen hervorheben", antwortet Pfarrer Pogorzelski auf die Frage, wie seine Gemeinde auf diesen Trend reagiert.
Er sieht auch kurzfristig keine Möglichkeit, den Trend, weg vom Reformationstag hin zu Halloween, umzukehren. "Es wird stark von Medien, Schulen und anderen Bildungseinrichtungen protegiert. Da stecken auch viele kommerzielle Gründe dahinter", bedauert Pogorzelski. Er sagt aber auch: "Für uns als Christen ist es nicht wichtig, in der Masse anzukommen. Das ist nicht unser Hauptkriterium!"
Auch Heike Esken, Vorsitzende des Presbyteriums, bedauert die Entwicklung: "Es ist ein gesellschaftliches Ding, dass kein Mensch mehr den Reformationstag kennt. Es zeigt, wie die Gesellschaft aufgestellt ist." Sie erinnert daran, dass 2017, zur 500-jährigen Feier des Reformationstages, die Kirche besonders illuminiert wurde. "Den Schriftzug damals haben wir jetzt auch als Kirchenlogo. Damit wollten wir den Reformationstag den Menschen ins Bewusstsein rufen." Sie ist sich aber sicher, dass vor allem die aktiven Kirchenmitglieder sehr bedauern, dass der Reformationstag für viele Menschen in den Hintergrund gerückt ist.
"Manche tun so, als wäre Halloween ein zweiter Karneval - keiner fragt sich, welche Bedeutung eigentlich dahintersteht", erklärt sie ihre Vorbehalte gegen das keltische Fest. "Die Frage ist ja auch, was dieses komplette negative und geisterhafte Drumherum mit den Menschen macht", ergänzt sie.












