Eigentlich ist es so absurd, dass es kaum wahr sein kann. Vor neun Jahren gelangen 1,7 Millionen Liter Gülle von einem Hof in Halver-Kotten in die Neye und deren Zuflüsse, vernichten nahezu jedes Leben und schaden dem Ökosystem auf Jahre. Der auf dem Hof ansässige Landwirt wird später freigesprochen. Die Tat, den Hahn seines schon damals zu groß gebauten und in dieser Form nicht zugelassenen Güllebehälters vorsätzlich aufgedreht zu haben, kann ihm nicht nachgewiesen werden. Das Landgericht Hagen verurteilte ihn im Dezember 2023 jedoch zu 192.000 Euro Schadenersatz – LokalDirekt berichtete.
Immer wieder beschäftigen sich unterschiedliche Behörden mit dem Landwirt. Die Vorwürfe reichen von Betrug zu Unterschlagung, Schwarzarbeit sowie Steuerdelikte und immer wieder steht der Verdacht im Raum, er habe „über mehrere Jahre Gülle, Gärreste und ähnliche Substanzen übernommen und diese – zum Teil unter Verschleierung des Verbleibs – einer nicht ordnungsgemäßen Entsorgung zugeführt“ (LokalDirekt vom März 2022). Zuletzt fand sein tierschutzrechtlich fragwürdiger Umgang mit zwei seiner Tiere Platz in den Schlagzeilen.
Und nun, mehr als neun Jahre nach dem Gülleskandal von 2015, ist es wieder der Halveraner Betrieb in Kotten, der Ursprung für eine weitere, nahezu identische Ökokatastrophe ist. Mehrere hundert Kubikmeter, rund ein Drittel der Menge von 2015, also circa 600.000 Liter Gülle bahnten sich ihren Weg durch die sich gerade in Erholung befindliche Natur der Neyetalsperre.
Die Kacke dampft – für den Wupperverband, den Märkischen und den Oberbergischen Kreis, für Naturschutzbehörden, den Landwirtschaftsverband, die Kammer und viele weitere involvierte Parteien, die nun wieder genau da anfangen müssen, wo sie eigentlich nie wieder hin wollten. Nur für einen dampft die Kacke offenbar nicht.
Was genau läuft eigentlich verkehrt, wenn ein einzelner Mensch ganze Behörden unterschiedlichster Bereiche über Jahre so auf Trab halten kann, ohne dass richtige Konsequenzen gezogen werden? Sie an der Nase rumführt und einfach so weitermacht, während andere mit dem Saubermachen hinter ihm nicht nachkommen? Was muss denn eigentlich passieren, bis Ordnungsbehörden und Entscheider eingreifen und dem einen Riegel vorschieben? Schauen da welche weg oder gar nicht richtig hin?
Das Kind ist jetzt schon zum zweiten Mal in den Gülletank gefallen. Wenn jetzt nicht endlich reagiert wird und Menschen an den entscheidenden Stellen den Hahn zudrehen, hören wir uns vermutlich alle in spätestens neun Jahren wieder.
Redaktionshinweis: Dieser Kommentar bezieht sich auf folgenden Artikel: Hunderte Kubikmeter Gülle kontaminieren Neyetalsperre und sorgen für Fischsterben | LokalDirekt
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