Die Szenen auf einer Weide in Wipperfürth im unmittelbaren Grenzgebiet zum Märkischen Kreis müssen dramatisch gewesen sein. Eine braun-weiße Mutterkuh liegt dort auf dem Boden, kann nicht mehr aufstehen, liegt fest. Daneben ihr ebenfalls braun-weißes Kalb. Als die Mitarbeiter des oberbergischen Veterinäramtes die Weide betreten, müssen sie feststellen, dass sie der Kuh nicht mehr helfen können – sie wird noch an Ort und Stelle euthanasiert. Das Kalb – verängstigt und an den Kontakt von Menschen nicht gewöhnt – wird betäubt, aufgeladen und dorthin gebracht, wo es ursprünglich hätte geboren werden sollen und woher seine Mutter vor einigen Wochen entlaufen war: Halver-Kotten.
Ihren Anfang findet die Geschichte um das braune Fleckvieh schon vor einigen Wochen. Dem Halveraner Landwirt hauen Kühe ab. Einige irren durch nahegelegene Wälder, andere schließen sich Kuhherden auf fremden Weiden an. So auch die bis dato noch tragende braun-weiße Kuh. Sie findet Anschluss in einer benachbarten Rinderherde eines Wipperfürther Landwirts. Dieser informiert seinen Halveraner Nachbarn darüber und bittet ihn nach Informationen von LokalDirekt mehrfach, sein Tier aus der Herde zurück auf seinen Hof zu holen. Doch der Halveraner Landwirt reagiert nicht. Die Tage vergehen, die Kuh bringt ein Kalb zur Welt und steht weiterhin auf der fremden Weide.
Im Herbst holt der Wipperfürther Landwirt seine Tiere zurück in den Stall, die braun-weiße Kuh verbleibt mit dem Kalb auf der Wiese. Der Halveraner Landwirt holt sie immer noch nicht ab, überlässt sie ihrem Schicksal.
„Eine Anwohnerin meldete am 13. November eine festliegende Kuh mit einem Kalb“, beschreibt Philipp Ising, Pressesprecher des Oberbergischen Kreises (OBK), was sich in den vergangenen Tagen auf der Weide abgespielt hatte. Mitarbeiter des Veterinäramtes machen sich auf den Weg und finden das Tier vor. „Die Kuh war festliegend, nicht steh- und gehfähig, in Seitenlage“, beschreiben die Amtsmitarbeiter. Der Zustand des Tieres sei so schlecht gewesen, „dass es leider erlöst werden musste“. Um die Todesursache bestimmen zu können, werde die Kuh nun pathologisch untersucht. Das Ergebnis steht derzeit aus.
Das Kalb selbst wurde, nach dem Tod seiner Mutter, zurück in den Stall gebracht und werde, so der OBK, „von einer Ammenkuh versorgt.“ Die Angelegenheit, so Ising weiter, wird an die Staatsanwaltschaft abgegeben.