„Ich mache mir große Sorgen um unsere Demokratie. Man darf sich nicht immer nur darauf beschränken, dem Anderen dessen Fehler vorzuhalten.“ Hermann Otto Solms (84), viele Jahre Fraktionsvorsitzender, langjähriger Bundesschatzmeister und aktuell Ehrenvorsitzender der FDP, drückte bei seinem Besuch in der Orangerie des Hotels Campus Garden in Iserlohn seine Bedenken vor gravierenden politischen Veränderungen aus. Solms war gekommen, um seine Parteifreunde vor Ort im Kommunalwahlkampf zu unterstützen und aus seinem 2021 erschienenen Buch „Frei heraus – mein selbstbestimmtes Leben“ zu zitieren.
Mehr als 45 Liberale waren gekommen, um dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten ihre Aufwartung zu machen und mit ihm aktuelle politische Fragen zu diskutieren. Einige FDP-Mitglieder hatten sogar den Weg aus Hemer, Balve, Schwerte und Unna nach Iserlohn gefunden. Entschuldigen musste FDP-Stadtverbandsvorsitzender Detlef Köpke Landratskandidat Kai Krause. Der Gruppenführer bei der Polizei hatte Dienst am Flughafen in Köln. Iserlohns BM-Kandidatin Burcu Öcaldi ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen. Dafür war Landtagsabgeordnete Susanne Schneider, OB-Kandidatin in Bochum, gekommen.
Beeindruckende Karriere
Hermann Otto Solms, der einen Einblick in seine beeindruckende, fast 40 Jahre andauernde politische Karriere gab, gab stichwortartig die in dieser Zeit drängendsten Themen zu Protokoll: Nato-Doppelbeschluss, Stationierung von Mittelstreckenraketen, Bruch der Sozial-Liberalen Koalition, Neuwahl mit Kanzler Helmut Kohl und als „Jahrhundertereignis“ den Fall der Mauer sowie die anschließende deutsche Wiedervereinigung. Solms verhalf dem späteren Parteivorsitzenden und Außenminister Guido Westerwelle zu dessen Sitz im Bundestag und bezeichnete die gescheiterte Ampel-Koalition als „Todgeburt von Anfang an.“ Solms: „Es reicht eben nicht, Schlimmeres zu verhindern. Man muss sich darum kümmern, was den Menschen unter den Nägeln brennt.“ An der neuen Schwarz-Roten-Koalition ließ der 84-Jährige auch kein gutes Haar: „Die haben eine Billion Euro Schulden aufgenommen. Das werden unsere Kinder noch merken.“
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Auf die Wähler schauen
Seinen Parteifreunden schrieb er für die Kommunalwahl ins Stammbuch „auf die Wähler zu schauen, nicht nur auf die Partei.“ Mit Sorge betrachtet Hermann Otto Solms die immer stärker werdenden Parteien an den politischen Rändern. „Wenn die anderen so weitermachen, steht die AfD bald bei 30 Prozent. Dann bekommen wir eine andere Republik“, warnte Solms. Deshalb müsse es darum gehen, die „politische Mitte zu stärken.“ Hilfreich sei es dafür, sich weniger Ziele zu setzen, aber diese zu erreichen.
Die Jugend gewinnen
Politik habe ihm stets Spaß gemacht, „es war immer spannend“. Und weiter: „Alles ist Politik, jeder kann mitmachen. Wir müssen vor allem die Jugend wieder dafür gewinnen.“