„Danke – das ist das Wichtigste, was ich heute sagen will“, begann Kai Höbler seine Rede, die er zur Übergabe der von ihm erradelten Spende vorbereitet hatte.
Im August fuhr der Meinerzhagener, der seit einigen Jahren an MS erkrankt ist (LokalDirekt berichtete), mit seinem Mountainbike vom Bodensee zum Königsee. Ziel seiner Tour war, bei den Menschen, denen er unterwegs begegnete, Aufmerksamkeit für die Krankheit zu erreichen und Geld für die MS-Forschung zu sammeln.
Sein Dank ging am Donnerstag, 13. Dezember, daher an Bürgermeister Jan Nesselrath, als Schirmherr der Aktion sowie an Sparkassenvorstand Roman Kappius und Guido Müller, Geschäftsführer von Busch und Müller. Beide haben mit ihrer finanziellen Unterstützung für Hotel, Verpflegung und Ausrüstung zum Erfolg der Tour beigetragen.
Körperlich habe er die Tour gut verkraftet, erzählte er bei der Spendenübergabe, aber – und damit habe er im Vorfeld nicht gerechnet – die Tour habe ihn mental sehr erschöpft.
Impressionen von der Tour in unserer Fotogalerie:
„Mein Kopf war platt“, berichtete er ganz plastisch. „Da waren so viele ungewohnte Dinge: Jeden Tag ein neues Hotel, Wegstrecken, die erarbeitet werden mussten, die Eindrücke aus den Sehenswürdigkeiten unterwegs. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so erschöpfen würde.“
Die MS zeigte spätestens in Bad Reichenhall deutliche Auswirkungen. „Das waren nur noch 30 Kilometer bis zum Zielort“, erinnert er sich. „Körperlich hätte ich die locker bewältigen können, aber der Kopf sagte: Stop!“
Was er von der Tour gelernt habe, sei, dass er der Krankheit Tribut zollen muss. Es geht nicht so schnell, wie er gerne möchte. Pausen seien immens wichtig. „Dann muss man lernen, dass es auch einfach schön sein kann, auf einer Bank am Teich anzuhalten und die Aussicht zu genießen.“
Und genossen hat er die Tour nach eigener Aussage. Aus den geplanten 455 Kilometern wurden, weil er doch noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit besichtigen wollte, 523 Kilometer. Bedauert hat er nur, dass er während der Tour nicht so viele Kontakte knüpfen konnte, wie gedacht und somit auch nicht soviel Spenden gesammelt wurden. „Aber über GoFundMe wurde doch noch einiges gespendet“, freut er sich und überreicht einen Scheck über 1100 Euro an Dr. Sabine Schipper, der Geschäftsführerin der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG).
Gerne hätte er das Geld früher überreicht, aber eine Operation, der er sich unterziehen musste, hat seinen Zeitplan durcheinandergebracht. Die Wartezeit hat er genutzt, um eine weitere Spendentour für 2025 zu planen. „Aber dieses Mal werde ich direkt in Meinerzhagen starten“, erzählt er. „Insgesamt werden das dann über 700 Kilometer in 14 Tagen, die ich aber für das kommende Jahr so vorbereiten werde, dass ich unterwegs mehr Kontakte knüpfen und damit auch mehr Spenden sammeln kann.“
Dr. Sabine Schipper freute sich natürlich über die Spende, aber ihr war vor allem wichtig, dass das Thema MS nach außen getragen wird. „Viele der Erkrankten kennen die Situation, dass ungläubig nachgefragt wird, warum sie denn nicht arbeiten können, obwohl sie doch so gesund aussähen.
Aber die mentale Erschöpfung, die Kai Höbler von seiner Tour beschreibt, sieht man nun mal nicht. Ein MS-Erkrankter kann an einem Tag Bäume ausreißen und am nächsten Tag nicht mal ein Formular ausfüllen. Da kann schon der Besuch eines Weihnachtsmarktes zu viel sein. Lärm, Lichter, Enge, das schaffen viele MS-Erkrankte nicht. Und das muss in die Köpfe der Menschen“, ist ihr wichtig.
Insgesamt sei die Aktion für alle Betroffenen unfassbar wertvoll, denn so wird ihnen bewiesen, dass sie sich von der Krankheit nicht unterkriegen lassen müssen, sondern dass sie noch vieles schaffen können.
Jan Nesselrath, Meinerzhagens Bürgermeister, sieht ein ähnliches Problem: „Man weiß einfach zu wenig über diese Krankheit“, ist er überzeugt. Dass die Stadt die Schirmherrschaft über Kai Höblers Tour übernommen hat, sieht er daher auch als den richtigen Weg.
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