Am 10. August startete der Meinerzhagener in Lindau am Bodensee zu seiner neuntägigen Reise zum Königssee. Diese führte bis zur Halbzeit vom Bodensee über Nesselwang, Füssen und Murnau bis Kochel am See. Die wunderschöne Landschaft zu genießen, ist für ihn dabei aber nur ein Nebenprodukt der Reise. „Ich möchte versuchen, auf diesem Wege viele Menschen über die Krankheit Multiple Sklerose zu informieren und – hoffentlich – auch Spenden für die Erforschung dieser Krankheit und mögliche Heilmethoden zu sammeln“, sagt Höbler, der selbst vor 13 Jahren die Diagnose für diese Krankheit bekam.
Die Radtour läuft für ihn bisher sehr zufriedenstellend. „Ich fahre zwar meistens mehr Kilometer als geplant“, erzählt er, während er Station am Schliersee macht, „aber dafür kann ich mir auch einige Sehenswürdigkeiten abseits der Strecke ansehen.“
So war er unter anderem am Schloss Neuschwanstein, wo er eine etwas befremdliche Begegnung mit einem japanischen Touristen hatte. Der sprach ihn auf die Beschriftung und das Bild auf seinem Fahrrad an, mit dem Kai Höbler auf die MS-Krankheit aufmerksam machen will. „Allerdings wollte er keine Erläuterung zu diesem Thema haben, sondern er fragte mich, ob der Mann auf dem Bild entführt worden sei. Als ich ihm sagte, dass ich das selbst sei und es um Multiple Sklerose geht, war sein Interesse auch schon erloschen“, bedauert Höbler.
Eine Erfahrung, die er auf seiner Reise bisher sehr oft machen musste. Obwohl sein Fahrrad sehr auffällig plakatiert ist und er für die Pausen auch immer einen Aufsteller mit Infos zur Krankheit dabei hat, möchte niemand mit ihm über dieses Thema reden, geschweige denn spenden. „Das mag aber auch daran liegen, dass ich hier in einer reinen Urlaubsregion unterwegs bin. Da wollen sich die Leute erholen und amüsieren, sich aber nicht mit Krankheiten auseinandersetzen“, glaubt Höbler.
Solche Erlebnisse hindern ihn aber nicht daran, seine Radtour wie geplant zu beenden. Schließlich kann er mit einer Fahrradtour über 500 Kilometer auch beweisen, dass man selbst mit der Diagnose „MS“ den Kopf nicht in den Sand stecken muss. „Man kann immer noch jede Menge Dinge unternehmen: Reisen, sich sportlich betätigen und vieles mehr“, wird der Meinerzhagener nicht müde, zu betonen.
Schöne Begegnungen
Auch die netten Begegnungen unterwegs zeigen ihm, dass er mit seiner Tour von See zu See das Richtige macht. So fuhr er auf dem Weg nach Kochel am See kurz vor der Ankunft noch zum Freilichtmuseum Glentleiten. Oben angekommen, hatte er nur noch 16 Kilometer Reichweite auf seinem E-Bike. Zu wenig in dieser Gegend, wie er wusste. „Ich durfte aber mein E-Bike im Museum aufladen und – obwohl die Wirtschaft Ruhetag hatte – mir aus dem Kramerladen auf dem Gelände etwas zu trinken holen. Ohne Eintritt bezahlen zu müssen!“ erinnert er sich und ist noch immer begeistert von der Freundlichkeit der Damen vor Ort.
Obwohl er nicht so viel über die MS-Krankheit informieren kann, wie er gerne möchte, ist Höbler noch immer überzeugt von seiner Aktion. „Zu Hause in Meinerzhagen waren bei meinem Start ja auch der Bürgermeister und Dr. Sabine Schipper, die Geschäftsführerin des Landesverbandes NRW der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) dabei – und alle habe mich in meinem Projekt bestärkt.“
Dass aber auch aus seiner Heimatstadt bisher noch keine Gelder auf sein Spendenkonto eingegangen sind, bedauert er trotzdem. Aber er versteht auch die Gründe für die sinkende Spendenbereitschaft. Dass immer mehr Naturkatastrophen, Überflutungen, Erdrutsche und ähnliches inzwischen nicht nur ferne Länder, sondern auch Gebiete in Deutschland – also quasi vor der Tür – treffen, verlange schon viele Spenden und Unterstützung von der Bevölkerung. Da ist dann eine Krankheit, wie die Multiple Sklerose, sofern man nicht direkt selber betroffen ist, nicht an erster Stelle, wenn es darum geht, wohin man Gelder spenden möchte.
„Eigentlich hatte ich ja gehofft, bei meinen diversen Stopps mit den Menschen ins Reden zu kommen und dann nach und nach ein wenig Geld auf meinem Spendenkonto zu sammeln, mit dem ich die DMSG dann unterstützen kann. Aber anderen Organisationen geht es auch nicht besser“, weiß er und erzählt von einer Gruppe, die für krebskranke Kinder sammeln wollte, und auch keine Unterstützung fand.“ Immerhin findet er auf seiner Homepage viel Resonanz und Unterstützung für seine Bemühungen, auf die Krankheit aufmerksam zu machen.
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Höbler hofft jetzt auf seine letzte Etappe, die ihn vom Chiemsee über Traunstein, Bad Reichenhall zum Königssee führen wird. Dort wird er von Frau und Hund erwartet, mit denen er dort noch ein paar Tage Urlaub verbringen wird. Definitiv ist er aber nicht demotiviert. „Mein Resümee wird auf jeden Fall positiv ausfallen. Ich denke, dass ich eine ähnliche Tour im nächsten Jahr noch einmal machen werde. Dann besser geplant, mit Vorab-Informationen an die Städte, durch die ich fahren werde, um dann vielleicht andere von der Krankheit betroffene Menschen zu finden, denen ich mit meiner Aktion Mut machen kann, dass die Diagnose MS nicht das Ende bedeutet“, plant er heute schon.
Auch mit dieser positiven Einstellung würde es ihn natürlich freuen, wenn auch die diesjährige Aktion durch Spenden schon eine finanzielle Unterstützung für die DMSG bedeuten würde. Die DMSG vertritt die Belange der nach aktuellen Zahlen mehr als 280.000 MS-Erkrankten in Deutschland. Sie organisiert sozialmedizinische Nachsorge und bieten Betroffenen unabhängige Informationen, Beratung und Unterstützung.Informationen über die Möglichkeit zu Spenden gibt es hier.
Weitere Berichte zu Kai Höbler und seiner Spendenaktion:
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