Gerade die Höhe der Friedhofsentgelte in Rönsahl ist den Politikern aktuell ein Dorn im Auge. Die Kosten für die dortige Trauerhalle sollten laut Vorstellung der Verwaltung in der Hauptausschusssitzung am 12. November von aktuell 76 Euro auf 1079 Euro steigen, ein Plus von 1320 Prozent. Auch die Nutzungsgebühr für die dortige Leichenkammer sollte laut dem Plan um 1100 Prozent steigen. Howorka fragt sich: „Kann man sich das in Zukunft noch leisten?“ Denn neben den Kosten für die Infrastruktur steigen auch die Kosten einiger Grabstellen selbst – und zwar gerade die der günstigen Gräber. Sowohl Urnen- als auch Erdgräber werden teurer.
Zumindest bei den Kosten für den Friedhof Rönsahl gab es jedoch eine Änderung. Die aktualisierte Vorlage, die am Dienstag, 26. November, im Rat beschlossen werden soll, weist für Rönsahl geringere Steigerungen der Gebühren aus. Die Kosten werden an die kleine Kapelle des Hauptfriedhofes (281 Euro) sowie an die Leichenhalle in der Kiersper Innenstadt (151 Euro) angepasst. Damit soll eine Ungleichbehandlung verhindert und die extreme Kostensteigerung abgemildert werden. Die Informationen mit den geänderten Kostensatzungen für die Bestattungen in Rönsahl lagen während des Gespräches zwischen LokalDirekt und den Ratsherren noch nicht vor.
Arbeitsgruppe Friedhof
Trotz alle dem bewegen die beiden Mitglieder der FWG noch andere Themen rund um den Friedhof: So könne eine weitere Einsparung erreicht werden, wenn der Friedhof verkleinert wird. Anfang 2016 haben die Ratsherren die Arbeitsgruppe Friedhof im politischen Kierspe geschaffen – hier sollten sich Mitglieder aller Kiersper Ratsfraktionen gemeinsam mit den Themen rund um den Friedhof befassen. Doch die Gruppe verkommt zu einem „demokratischen Deckmäntelchen“, wie Schröder sagte.
Die Arbeitsgruppe Friedhof wird bei vielen Entscheidungen erst im Nachhinein von der Verwaltung informiert. Die Politiker wünschen sich hier die Möglichkeit, mehr an der Arbeit teilzuhaben. Doch in dieser Hinsicht, so haben beide dass Gefühl, dass ihnen Steine in den Weg gelegt werden. Seit 2016 haben Sie mehrfach um einen Belegungsplan oder eine Gestaltungssatzung für den Friedhof gebeten – gekommen ist dieser jedoch bis heute nicht.
Ein weiterer Punkt auf der Liste: Auf dem Friedhof gibt es immer mehr freie Flächen, er verkomme zu einer Art Flickenteppich. Anstatt dass aufgelöste Grabplätze wieder belegt werden, dehne sich der Friedhof immer weiter in Richtung Osten auf. Knapp 70 Meter, so schwebt den beiden Ratsmitgliedern vor, könnten östlich des Eingangs an der Gärtnerei entfallen. Dies, so ist beiden klar, sei ein langfristiger Prozess. „Wir reden hier von 80 bis 100 Jahren“, stellte Schröder fest. Denn wenn die letzte Grabstätte nach einer mindestens 25-jährigen Laufzeit, die potenziell noch verlängert werden könnte, aufgelöst wurde, muss auf ehemaligen Grabstätten eine 50-jährige Ruhezeit folgen. Erst danach werden sie einer anderen Nutzung zugeführt werden können, wie Schröder erklärte.
Und auch „über die Gestaltungssatzung müssen wir noch einmal reden“, stellte Schröder klar. Aktuell sei nicht klar, auf welchem Teil des Friedhofes ein Grab wie gestaltet werden darf. Mancherorts dürfe das Grab mit Steinen oder Schotter bedeckt werden, wenige Meter weiter dürften noch nicht einmal Randsteine gesetzt werden und es sei lediglich ein natürlicher Bewuchs vorgesehen. „Die Gemeinde sollte sich Gedanken machen über eine neue Gestaltungskonzeption“, so Schröder. Denn ohne eine Zahlenwerk zum Friedhof, was die beiden nach eigenen Angaben immer wieder bei der Stadtverwaltung angefordert haben, könne man vieles nicht nachvollziehen. Immer wieder wurden sie vertröstet, seit drei Jahren wird es auf die Digitalisierung geschoben, beklagen Howorka und Schröder. Wenn ihnen im nächsten Jahr kein Belegungskataster von der Stadtverwaltung vorgelegt wird, werden sie es einklagen, erklärten sie im Gespräch.
FWG bringt Verbesserungsmöglichkeiten ins Gespräch
Dabei haben die beiden auch ganz pragmatische Vorschläge im Gepäck. So soll eine Benennung der zahlreichen Wege auf dem Friedhof ebenso das Auffinden einer bestimmten Grabstätte erleichtern wie ein öffentlich einsehbarer Belegungsplan am Haupteingang. Gerade für Personen, die nicht so häufig auf dem Friedhof sind, könnte dies vieles einfacher machen, sind sich die beiden sicher. Ihr Einsatz für den Friedhof bleibt nicht unbemerkt: „Wir haben noch nie so viele positive Rückmeldungen bekommen wie zu diesem Thema“, erklärte Schröder. Das zeige, wie sehr das Thema viele Kiersper bewegt. Zeitgleich stellte Nico Howorka fest: „Friedhof und Sterben allgemein sind ein Tabuthema“, worüber kaum geredet wird. Dies, so haben die Ratsmitglieder das Gefühl, mache es der Verwaltung leichter, das Thema auszusitzen.
Im kommenden Jahr, so erklärten die beiden, werde sich die FWG noch einmal deutlich intensiver mit dem Friedhof und den damit einhergehenden Anliegen befassen.