„Nach Einschätzung der Experten des Wupperverbands kann es mehrere Jahre dauern, bis sich die Lebensgemeinschaften in der Neye II von diesem erneuten Gülleeintrag wieder vollständig erholen“, heißt es am Donnerstag, 26. September, in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Wupperverbandes und der Energie Wasser Remscheid (EWR). Die Untersuchung der Kleinstlebewesen mithilfe von Proben vom 20. September bestätigen die erhebliche Schädigung der Fließgewässer, heißt es darin.
Das Team des Limnologischen Labors habe demnach die Kleinstlebewesen in den betroffenen Abschnitten des Neyebach-Systems untersucht. Anfang dieser Woche begann die aufwändige Auswertung der Proben. Eine detaillierte Bestimmung werde noch durch externe Fachleute vorgenommen. Allerdings könnten die Experten des Wupperverbands bereits anhand der ersten Auswertungen erkennen, dass durch den Gülleeintrag ein erheblicher und lange nachwirkender Schaden am Ökosystem des Neyebach-Systems entstanden ist.
„Es sind nur noch sehr wenige Organismen vorhanden“
Die am Gewässerboden lebenden Kleintiere – das Makrozoobenthos – zeigen die Gewässerqualität an. Ihre Artenzusammensetzung und deren Häufigkeiten sind laut Wupperverband für die Bewertung des Gewässerzustandes maßgeblich. Die Kleintiere, zu denen die Larven vieler Insektengruppen, Kleinkrebse, Schnecken, Muscheln etc. gehören, sind nicht nur als Indikatoren in der Bewertung der Fließgewässer wichtig, sondern bilden einen zentralen Bestandteil des natürlichen Nahrungsnetzes und dienen als wichtige Nahrung für Fische. Auch geschützte Arten, wie Libellen und Vertreter der Steinfliegen, gehören demnach zum Makrozoobenthos.
Die Untersuchung der Kleintiere an der Neye II unterhalb der Eintragsstelle zeige sehr deutlich die extrem starke Belastung durch den Gülleeintrag an. „Es sind nur noch sehr wenige Organismen vorhanden. Die besonders empfindlichen Arten, wie Steinfliegen, welche im unbelasteten Gewässerzustand erwartet werden, fehlen vollständig. Typischerweise in großen Anzahlen vorkommende Arten wie Bachflohkrebse sind nicht mehr vorhanden und besonders unempfindliche Arten wie Tubifex, eine Gattung der Ringelwürmer, kommen vor“, beklagt der Wupperverband.
Die starke Belastung des Gewässersystems durch die Gülle sei auch nach dem Zusammenfluss der belasteten Neye II mit der unbelasteten Neye I – trotz der Verdünnung – deutlich erkennbar. Fische seien im betroffenen Gewässerabschnitt der Neye II aktuell nicht mehr vorhanden.
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