Drei Glückwunsch-Urkunden (eine vom Land, eine vom Kreis, eine von der Stadt), drei Festtage, an denen die Diamantene Hochzeit gefeiert wird, drei Lüdenscheider, die sich bestens über Vergangenheit und Zukunft unterhalten: Der stellvertretende Bürgermeister Dirk Franke überbrachte Monika und Friedrich Seefeldt im Wohnhaus am Straßburger Weg am Donnerstag, 16. Oktober, die Glückwünsche und Grüße von Rat und Verwaltung.

Neben einem opulenten Blumenstrauß hatte er das Schumacher-Buch „Grüße aus Lüdenscheid“ dabei, in das 1. Bürgermeister Sebastian Wagemeyer als persönliche Widmung sehr prophetisch den Sinnspruch „Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden“ des dänischen Theologen Søren Kierkegaard eingeschrieben hatte. Genau um diese Lebensweisheit sollte sich die positiv-nachdenkliche Stunde im Wohnzimmer der Seefelds drehen. Denn: „Die gute alte Zeit war auch nicht immer gut“, resümmierte Friedrich Seefeldt.

Seit fünf Jahren wohnt das mit 81 und 84 Jahren in Ehren ergraute Ehepaar am Straßburger Weg, weiter Blick hinunter zur Danziger Straße, die Enkelbilder am Kühlschrank. Sie fühlen sich hier pudelwohl und gestalten in Dankbarkeit ihr Leben – nach vorne schauend auf das Leben mit Kindern, Enkel und Urenkeln, die eigene Berufsbiograhie erinnernd.

Monika und Friedrich Seefeldt kennen sich, solange sie denken können. Sie waren Am Ostenhagen in der Oberrahmede Nachbarskinder. Die Jugend der Siedlung sei eigentlich immer zusammen gewesen und als 1963 gemeinsam Silvester gefeiert wurde, habe es gefunkt. 1965 wurde geheiratet. Stellvertretender Bürgermeister Franke rechnete mit: „Das ist das Jahr, in dem ich geboren wurde!“

Am 15. Oktober 1965 heirateten Monika und Friedrich Seefeldt.
Foto: Repro Aschauer-Hundt

Friedrich Seefeldt hat zeit seines Lebens erst bei der Kraftverkehr Mark Sauerland, später bei der MVG gearbeitet – zunächst als Chauffeur am Steuer der großen Linienbusse, später in der Verwaltung. Der 84-Jährige ist auch 25 Jahre nach seiner Pensionierung voll im Geschehen des öffentlichen Personennahverkehrs, berichtet von der Evolution der von ihm bewegten Fahrzeuge - von Büssing Präfekt über den MAN HO 750 hin zum Standardlinienbus - und er beschäftigt sich auch mit den gerade anrollenden Elektrobussen.

Monika Seefeldt war Arzthelferin und Medizinisch Technische Angestellte – und als Ehefrau ebenfalls fest in die große Familie der Berufskaftfahrer am Buslenkrad eingebunden. „Unsere erste Wohnung bekamen wir an der Annabergstraße; die Mark Sauerland hatte dort Betriebswohnungen. Im Haus waren zwölf Wohnungen mit Busfahrer-Familien.“ Es sei eine schöne Zeit gewesen mit Betriebsfeiern und Betriebsausflügen „mit bis zu sieben Bussen“.

Einer von Friedrich Seefelds Bussen, die er in seinem Berufsleben steuerte: Der MAN 750 HO mit 185 PS war nach der Ära Büssing das Standardfahrzeug des Kraftverkehrs Mark Sauerland.
Foto: Repro Aschauer-Hundt

Zwei Söhne haben die Seefeldts am Annaberg großgezogen; beide wohnen nach wie vor in Lüdenscheid. Es gibt einen Enkel und zwei Urenkel in Bremen. Ach ja, der Norden, Niedersachsen, Ostfriesland: Dorthin hat es die Familie ein Leben lang gezogen. Die Nordsee, die Küstenlinie, die ostfriesischen Inseln, ganz früher auch Sylt – das waren  die Sehnsuchts- und die Erholungsziele. Zuletzt war man vor wenigen Wochen noch an der Küste und Friedrich Seefeldt sitzt dann natürlich am Steuer. „Wenn man so lange Bus gefahren ist, dann verlernt man das Autofahren nicht“, schmunzelt er.

Aber Tatsache: Es gibt kein Leben ohne Brüche. Gesundheitliche Schicksalsschläge haben das Ehepaar und die Familie immer wieder ereilt. Beide haben daraus eine Lehre gezogen: Gelebt wird jetzt; es gilt, Schönes zu erleben. Der Blick geht nach vorne, nicht nach hinten.

Am Kühlschrank kleben die Bilder der beiden Urenkel - das Jubelpaar erklärt das wer und wann.
Video: Stefan Aschauer-Hundt

Und wenn es um das Vorausschauen geht, dann richtet sich der Blick auf den Samstag. Dann kommt die ganze Familie zur Ehrenfeier im Friedrichshof zusammen, nachdem jetzt bereits zwei Festtage zugebracht wurden – am eigentlichen Hochzeitstag, dem 15. Oktober, war die Wohnung voll mit Nachbarn, Freunden, den noch lebenden Trauzeugen und einen Tag danach kamen Dirk Franke als Bürgermeister-Vertreter und der LokalDirekt-Reporter. Aller guten Dinge sind drei und die Feste werden gefeiert, wie sie fallen: Am Samstag gilt es also im Friedrichshof – vier Generationen sind an einer Tafel vereint. Wie schön!