Ein funkelnder Ring für sie, ein graviertes Armband für ihn. Mit diesen äußeren Zeichen beweisen sich Manfred und Christel Baumhardt, dass sie sich auch nach 60 Jahren Eheleben noch immer lieben. Die Jubilarin erinnerte sich noch ganz genau: „1962 war ich in der Lehre zur Verkäuferin. Nach der Arbeit musste ich mit meinem Vater spazieren gehen, obwohl ich gar keine Lust hatte. Wir sind dann in Anschlag am alten Bahnhof eingekehrt – und da saßen ein paar nette junge Männer. Den Manfred habe ich dann in meiner Mittagspause am 16. Juni 1962 wieder getroffen, das war ein Tag vor der Kirmes, für die wir uns dann verabredet hatten.“
Manfred Baumhardt, der damals seinen Pflichtdienst bei der Bundeswehr verrichtete, wollte unbedingt mit Christel in der Raupe fahren. „Ich habe ihn später gefragt, warum er das unbedingt wollte – aber eigentlich war es ja klar: Man rutschte da immer so schön aneinander“, erinnerte sie sich mit einem Augenzwinkern.
Ziemlich genau zwei Jahre später fand dann auch schon die Hochzeit statt. Die damals 16-Jährige brauchte dafür noch die Erlaubnis der Eltern, die sie aber auch deshalb bekam, weil schon vier Monate nach der Hochzeit das erste Kind geboren wurde.
„Eine so frühe Hochzeit war damals nicht unüblich“, erinnerte sich Christel Baumhardt, „aber dennoch hat uns niemand aus der Familie oder dem Freundeskreis zugetraut, dass unsere Ehe halten wird.“ Der Anfang war für die kleine Familie auch nicht leicht. „Wir hatten zu Beginn keine eigene Wohnung, sondern ein Zimmer bei bei meinen Eltern“, sagte sie.
Christel Baumhardt, die in Oberbrügge aufgewachsen ist, und Manfred Baumhardt wohnten fast ihr ganzes Leben in Halver. „Zwischendurch haben wir mal rund acht Jahre in Schalksmühle gewohnt, das war nichts für mich“, sagte die lebhafte Jubilarin. Die Frohnatur braucht ihren täglichen Spaziergang durch die Stadt, bei dem sie ihren Mann seit einigen Jahren im Rollstuhl schieben muss. „Hier kenne ich viele Leute und genieße es, mein ‚Pröllchen‘ zu halten.“
Dass sie ihren 83-jährigen Mann inzwischen pflegen muss, ist nicht leicht für sie, auch wenn sie sich selbst immer fit hält. Sie nutzte auch den Besuch von Bürgermeister Brosch direkt dazu, ihn auf das Kopfsteinpflaster im Gehwegbereich der Frankfurter Straße anzusprechen, dass für Rollatoren und Rollstühle fast unmöglich zu befahren sei. Michael Brosch versprach, nach einer Lösung zu suchen, wenn im Rahmen der Glasfaserverlegung die Bürgersteige ohnehin aufgerissen werden.
Ihre direkte Art half Christel Baumhardt über einige schwierige Zeiten hinweg. „Ich bin das Familienoberhaupt“, sagte die Mutter von vier Kindern, vier Enkeln und einem Urenkel von sich selbst. Ihr Mann, ein gelernter Schreiner, der aber wegen einer Atemwegserkrankung später Lkw-Fahrer wurde, spielte in den ersten Jahren Fußball, zuerst beim TuS Grünenbaum und später beim TuS Ennepe. „Einmal kam der Schiedsrichter in der Halbzeit zu mir und sagte, ich solle mit meinem Mann mal ins Krankenhaus fahren, er hätte etwas knacken gehört. Da stellte sich dann raus, dass er das Handgelenk gebrochen hatte – und mein Mann wollte weiterspielen. Da habe ich dann gesagt, damit ist jetzt Schluss. Ab da hat er nur noch mit den Kindern Fußball gespielt.“
Gemeinsame Urlaube hat sich die Familie immer gegönnt. In späteren Jahren flog das Jubelpaar nach Mallorca, Bulgarien, Tunesien oder Marokko. „Aber ganz am Anfang ging es mit dem VW-Käfer, drei Kindern und zwei Erwachsenen im Ein-Mann-Zelt nach Österreich und an die Nordsee. – Und das war schön!“, betont Christel Baumhardt. „Auch die kleinen Ausflüge zum Drachenfels oder in den Altenberger Märchenwald, mit Kartoffelsalat und Frikadellen sind die schönsten Erinnerungen. Heute muss es immer ein Besuch im Restaurant sein, das war früher viel schöner.“
Für Christel Baumhardt steht auf jeden Fall fest: „Ich habe unsere Ehe nie bereut. Ich würde ihn immer wieder nehmen!“ – Ein schöneres Kompliment kann man seinem Ehepartner nach 60 gemeinsamen Jahren nicht machen.