Herr Tegeler, vom Sehen kennen Sie schon viele Nachrodt-Wiblingwerder. Sie waren meist der Mann neben der Kämmerin. Nun sitzen Sie auf ihrem Stuhl. Es ist also an der Zeit, Sie besser kennenzulernen. Zuerst ein paar Fakten zu Ihrer Person: Woher kommen Sie? Wie alt sind Sie?
Heiko Tegeler: Geboren und wohnhaft in Hagen. Ich bin 37 Jahre alt.
Wie war Ihr beruflicher Werdegang? Sind Sie der klassische Verwaltungs-Junge oder vielleicht sogar Quereinsteiger?
Nach meiner Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter und nachfolgender Absolvierung des Wehrdienstes, habe ich mich im Jahr 2008 auf eine Stellenausschreibung der Gemeindeverwaltung beworben. Damals wurde ein Mitarbeiter für die Kämmerei gesucht. Im Laufe der Jahre habe ich mich unter anderem zum Bilanzbuchhalter und zum Verwaltungsfachwirt weitergebildet.
Jetzt zu Ihrer neuen Aufgabe: Was macht eigentlich ein Kämmerer den ganzen Tag? Klar, den Haushalt erstellen, aber was noch?
Die Aufgabe des Kämmerers umfasst ein weites Spektrum und das Aufgabengebiet ist breit gefächert.
Der Haushaltsplan ist nicht innerhalb weniger Tage erstellt. Es sind viele verwaltungsinterne Gespräche, aber auch Gespräche mit der Kommunalaufsicht oder mit den Fraktionen notwendig, bis der Haushalt aufgestellt ist. Für viele Projekte muss erstmal ein Zeitplan und ein Rahmen vorhanden sein, damit überhaupt über die Finanzierung und die Folgekosten und die Wirtschaftlichkeit gesprochen werden kann. Dazu kommt auch die unterjährige Begleitung mit Einhaltung der Vorgaben und Bestimmungen. Darüber hinaus eben noch der Bereich des Zins- und Schuldenmanagements oder auch der Jahresabschluss, aber auch das Controlling inklusive Erstellung verschiedener Berichte.
Da bei unserer Gemeinde der Kämmerer auch gleichzeitig der Leiter des Fachbereiches I ist, ist letztendlich nicht nur die Finanzverwaltung, sondern auch der Bereich der Allgemeinen Verwaltung oder zum Beispiel die Schulverwaltung enthalten.

Warum ist es besonders, in so einer kleinen Verwaltung/Gemeinde zu arbeiten?
Es ist familiärer und das Aufgabenspektrum ist viel abwechslungsreicher. Dazu kommen oftmals kürze Dienstwege bis zu einer finalen Entscheidung.
Zahlen, Zahlen und noch einmal Zahlen. Für die meisten ein Albtraum. Was treibt Sie an, diesen Job zu machen? Was bereitet Ihnen Freude?
Ich war schon immer ein zahlenaffiner Mensch. Große Freude – ein positives Ergebnis im Jahresabschluss.
Durch die Möglichkeit, zum Beispiel Ziele und Kennzahlen zu berechnen, können verschiedenste Rückschlüsse gefasst werden. Danach können, mit Blick auf die Zukunft, evtuell Stellschrauben verändert werden, die zu einem positiven Ergebnis und Entscheidungen führen.
Was sind die großen Herausforderungen kurzfristig, mittelfristig und langfristig?
Die aktuell und schwer einschätzbare wirtschaftliche Lage und Entwicklung, sei es die Entwicklung auf dem Kapitalmarkt oder auch mit einem Blick auf den Krieg in der Ukraine/ Corona und den Folgen daraus.
Mittel- und Langfristig ist die bessere Ausstattung mit finanziellen Mitteln der Gemeinde und eine höhere Beteiligung des Bundes und des Landes erforderlich. Der Bund und die Länder delegieren Aufgaben an die Kommunen vor Ort, beteiligen sich nur teilweise an den Kosten oder unterstützen mit Förderprogrammen mit enorm hohen Richtlinien und hohen Verwaltungsaufwand. Hier wäre eine pauschale und nicht zweckgebundene Unterstützung hilfreich, damit die Mittel zielgerichtet verwendet werden können, wo sie benötigt werden.
Und dazu kommt natürlich noch der Abbau der Altschulden und der Fachkräftemangel.
Warum lohnt es sich, für die Gemeinde Nachrodt-Wiblingwerde zu kämpfen?
Da ersichtlich ist, dass Ideen und Konzepte angenommen werden und sich auch positiv entwickeln. Auch hat die Gemeinde eine Chance, sich weiter zu entwickeln. Ich denke da an den Umbau beziehungsweise Ausbau der Grundschulen sowie der Betreuung, einer neuen Gastronomie oder der Erschließung neuer Baugrundstücke. All das wird auch zu einem Zuwachs der Bevölkerung und der Steigerung der Attraktivität führen.
Ihre Position ist nicht gerade beliebt unter den Kollegen. Denn Sie sind immer der, der sagen muss „Nein, das können wir uns nicht leisten“. Ist das nicht super frustrierend?
Erstmal ist es aus den Haushaltsplanberatungen der Vorjahre nichts Neues für mich und darüber hinaus können auch Mittel und Wege erarbeitet werden, damit man eine Maßnahme oder ein gewünschtes Projekt realisierbar machen kann.
Wenn Sie könnten, wie Sie wollten: Für welchen Bereich würden Sie gerne richtig Geld ausgeben und warum?
Für die gesamte Infrastruktur und die Bildung beziehungsweise Schulen und Kitas, denn hiervon hängt auch die zukünftige Entwicklung der Gemeinde ab. Damit können Anreize für neue Einwohner bis hin zu Gewerbebetrieben geschaffen werden, was sich wiederum positiv auf sämtliche Bereiche auswirkt.
Sie sind nicht nur Kämmerer, sondern auch Leiter des Fachbereichs. Was möchten Sie Ihren Mitarbeitern als Chef bieten? Und wie würden Sie sich selbst als Vorgesetzter beschreiben?
Ein loyaler Chef mit einem offenen Ohr für Ideen und Anregungen, der den Mitarbeiter die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln und sie fördert. Darüber hinaus transparente Entscheidung zu treffen und dahinter zu stehen.
Wenn Sie mal abschalten möchten, wo tanken Sie neue Kraft nach der Arbeit?
Neue Kraft tanke ich nach der Arbeit in der gemeinsamen Zeit bei meiner Frau und unseren beiden Kindern. Zusätzlich engagiere ich mich im örtlichen Vereinsleben und wenn ich mal komplett abschalten möchte, bin ich auch mal mit dem Fahrrad unterwegs.
Wie es zu dem Wechsel in der Kämmerei kam, lesen Sie hier: Kämmerin wechselt zur Gemeindekasse