„Es geht darum, den Jung- und Muttertieren eine ruhige Aufzuchtzeit zu ermöglichen“, erklärte Lydia Lipke. Sie ist beim Hegering gemeinsam mit Leon Witte für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Denn gerade für Jungtiere kann der Kontakt zu Menschen, wie beide erläuterten, gefährlich werden. Besonders Rehkitze, die Kontakt zu Menschen hatten, werden von ihren Muttertieren verstoßen.
Rehe sind davon besonders betroffen, weil die Muttertiere ihre Kitze in hohem Gras verstecken und sie kurzfristig alleine lassen können. Die Ricke kehrt jedoch erst zurück, wenn es sicher ist – dazu gehört auch, dass keine Menschen in der Nähe sind. „Wenn Menschen ein Rehkitz finden, brauchen sie sich keine Sorgen zu machen, nur weil das Tier alleine ist“, erklärte Lipke weiter.
Doch nicht nur Rehe, sondern auch zahlreiche andere Tiere – seien es Bodenbrüter wie die Waldschnepfe und der Kiebitz oder Nestflüchter wie das Reh – haben gerade Nachwuchs bekommen. Aus diesem Grund hatte Lipke einige Bitten an Fußgänger, insbesondere an Hundehalter, die derzeit in Wald und Natur unterwegs sind:
- Hunde anleinen
- Jungtiere nicht anfassen
- Auf Ruhe achten
- Wege nicht verlassen
Abseits der Wege haben auch Vögel wie Stockenten und Kanadagänse ihre Eier im hohen Gras abgelegt, wo sie kaum sichtbar sind. Schon ein unbedachter Schritt kann hier den Tod des ungeborenen Jungtieres zur Folge haben. Zudem verteidigen sich Fuchs und Wildschwein, wenn man ihnen zu nahe kommt. Besonders bei einer führenden Bache – also einer Wildschweinmutter mit ihren Jungtieren – könnte das ungemütlich werden, wie Lipke erklärte.
Auf ihren Runden durch den Wald begegnen den beiden Jägern immer wieder Hundehalter, die ihre Tiere auch in der aktuellen Zeit frei herumlaufen lassen. Manche zeigen Verständnis, wenn die Jäger sie ansprechen, andere hingegen reagieren ablehnend, wie beide berichten können. Leon Witte wurde vor wenigen Tagen von einer Hundehalterin entgegnet, dass sie heute noch keine Rehe gesehen habe und daher ihren Hund frei laufen lasse. Für den Jäger eine genauso wenig nachvollziehbare Aussage wie der Hinweis, dass der Hund keinen Jagdtrieb habe oder schließlich gut höre, wenn er zurückgerufen werde. „Der Jagdtrieb steckt in jedem Tier“, ist er in Bezug auf die heutigen Familienhunde immer noch überzeugt.
Die Jäger investieren zahlreiche Stunden in der Brut- und Setzzeit, unter anderem für das Anlegen von Futterstellen, das Aufstellen der Hinweisschilder oder die Kontrolle von Wiesen vor dem Mähen – teilweise sogar mit Drohnen und Wärmebildkameras. „Viele Menschen denken immer nur an das Erlegen, doch das ist nur ein kleiner Teil der Hege und Pflege, die wir leisten“, versuchte Lipke, einen Einblick in die vielseitigen Tätigkeiten der Jäger zu geben. Denn die Arbeit der Jäger, so erklärte sie, dient vor allem dem Naturschutz.
Umso mehr ist es für die Mitglieder des Hubertusteams – einem Zusammenschluss junger Jäger, die zahlreiche Aktionen der Jägerschaft organisieren und durchführen – ein Rückschlag, wenn ihre Arbeit mutwillig sabotiert wird. So ist es zum Beispiel an der XXL-Bank in Rotthausen geschehen. Hier wurde durch Unbekannte vermutlich in der Nacht zum 16. April das Plakat und die Bauzäune beschädigt und die Bauzaunfüße versteckt. Da kein bleibender Schaden entstanden ist, haben die Jäger auf eine Anzeige verzichtet. Die ehrenamtliche Arbeit ist jedoch trotzdem ein Stück mehr geworden.