„Ich finde es schade, dass immer nur über Probleme und Kosten gesprochen wird, sobald es um die Themen Einwanderung und Flüchtlinge geht“, eröffnete Bürgermeister Michael Brosch das Pressegespräch am Mittwoch, 23. April. „Die Zuwanderung bietet große Chancen, den Fachkräftemangel zu beseitigen. Ich bin stolz, dass Ziyodullo Atobekov ein Bürger der Stadt Halver ist“, betonte er weiter.
Vom Praktikanten zum Gesellen zum Meister
Die Geschichte, erklärt Malermeister Reinhard Göddert, nahm im Jahr 2018 ihren Anfang. Ein Bekannter stellte den Kontakt zu Ziyodullo Atobekov her. Und nach zwei Tagen Probearbeiten – sowohl bei Reinhard als auch bei seinem Sohn Oliver Göddert – stand für den Unternehmer fest: „Er sieht die Arbeit nicht nur, er sucht sie.“ Der Ausbildungsvertrag war daher rasch aufgesetzt und unterschrieben. Auf eigenen Wunsch begann Ziyodullo Atobekov zunächst mit einem Praktikum im Malerbetrieb.
Die Berufsschule stellte Atobekov jedoch schnell vor Herausforderungen: „Ich hatte Probleme, die Textaufgaben zu verstehen“, erklärt er. Grund genug für Reinhard und Oliver Göddert, ihn zu unterstützen: „Wir haben ihm nicht nur bei den Aufgaben, sondern auch beim Spracherwerb geholfen“, berichtet Reinhard Göddert. Mit Erfolg: Im Jahr 2021 schloss Ziyodullo Atobekov seine Ausbildung erfolgreich ab.
Aber damit nicht genug: Nach zwei Jahren Tätigkeit im Malerbetrieb Oliver Göddert meldet sich der Geselle bei der Meisterschule an – mit viel Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft, wie Atobekov erklärt: „Die Durchfallquote liegt bei rund 40 Prozent, da wollte ich auf keinen Fall dazugehören. Deshalb habe ich für die Zeit sogar daheim mein Internet und alle Streaming-Anbieter gekündigt, um nicht vom Lernen abgelenkt zu werden.“
Parallel zur Meisterschule arbeitete Atobekov weiterhin zwei Tage pro Woche regulär im Betrieb: „Montags, mittwochs und freitags war ich in Dortmund in der Schule, dienstags und donnerstags im Betrieb.“
Der Einsatz zahlt sich aus: Seit dem 10. April hält er seinen Meisterbrief in der Hand – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Selbstständigkeit mit einem eigenen Unternehmen.

„Man kann alles schaffen“
„Mir war immer klar, dass ich eine Qualifikation brauche“, erklärt Ziyodullo Atobekov. In seinem Heimatland Tadschikistan habe er zunächst ein Studium angestrebt. „Letztlich bin ich dann aber doch in Europa gelandet – und im Handwerk“, scherzt Atobekov.
Von der Selbstständigkeit – seinem nächsten großen Ziel – trennen ihn nun nur noch bürokratische Hürden. „Es ist schwer, eine individuelle und zielführende Beratung zu bekommen“, betont er. Die Ausländerbehörde habe ihm geraten, vorerst im Angestelltenverhältnis zu bleiben. Außerdem sei für die Selbstständigkeit ein deutscher Pass erforderlich.
Eine direkte Konkurrenz zu seinem Ausbildungsbetrieb sehen alle Beteiligten übrigens nicht – im Gegenteil: „Wir haben jetzt schon mehr Aufträge, als wir annehmen können, die Vorlaufzeit liegt teils bei bis zu einem Jahr“, erklärt Oliver Göddert. Geplant sei daher eine enge Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Betrieb von Ziyodullo Atobekov.
Laut Reinhard Göddert hat nun auch die Handwerkskammer Arnsberg ihre Unterstützung zugesagt: „Wir sollen ihnen alle Unterlagen und den Meisterbrief von Ziyodullo Atobekov schicken, und dann wollen sie sich an die Landesregierung wenden“, erklärt er.
Auch Bürgermeister Michael Brosch zeigt sich hilfsbereit: „Die bürokratischen Hürden müssen abgebaut werden. Die Einwanderung ist eine große Chance, den Fachkräftemangel zu beseitigen. Leider stecken aber noch immer zu viele Menschen in komplizierten Einbürgerungsprozessen fest. Seitens der Politik müssen neue Möglichkeiten und Wege eröffnet werden.“