Laptop auf, Mailfach geöffnet – da ist sie schon, die Polizeimeldung aus Lüdenscheid. Und natürlich ist er auch heute wieder mit dabei, der Containerbrand. So beginnt mindestens jeder dritte, oft aber auch jeder zweite Tag in der Redaktion. Wieder hat irgendwo in Lüdenscheid ein Container gebrannt, wieder hat die Polizei keinen Anhaltspunkt, wieder suchen die Beamten nach Zeugen.
Am Sonntagnachmittag, gegen 13.20 Uhr, brannte ein Container an der Berliner Straße. Ein Zeuge informierte die Feuerwehr. Am Abend, gegen 22.35 Uhr, war ein Papiercontainer im Innenhof eines Seniorenwohnheims an der Weststraße betroffen.
Dass die bereits drei Mal festgesetzte und mit vielen Containerbränden zweifelsfrei in Verbindung gebrachte 20-jährige Lüdenscheiderin gerade wieder auf freiem Fuß ist, ist vermutlich kein Zufall, auch wenn man es ihr derzeit nicht nachweisen kann.
Fast 50 Brände und noch immer „nur“ Sachbeschädigung
Und bei all diesen vielen Bränden, bei dem ein Container nach dem anderen in Flammen aufgeht, bleibt erstmal nur eins zu sagen: Zum Glück ist noch nie Schlimmeres passiert, blieben Leib und Leben bislang verschont. Doch dieser glückliche Umstand wirft zugleich eine neue Frage auf: Was muss denn passieren, damit aus einer von Justiz und Ordnungsbehörde gleichermaßen bagatellisierten Füchelei ein Straftatbestand wird, bei dem man nachhaltig handeln kann?
Bei fast 50 Bränden allein in diesem Jahr reden Kreispolizeibehörde und Staatsanwaltschaft noch immer von Sachbeschädigung, nicht einmal von Brandstiftung. „Wir kennen den Fall und beobachten das weiterhin“, sagte Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli auf LokalDirekt-Anfrage am Freitag. „Wenn ich jemanden einsperre, ihn der Freiheit beraube, dann braucht ein Gericht dazu einen Anlass. Und an dem Punkt sind wir hier noch nicht“, so Pauli weiter.
Und wann wäre der Punkt erreicht? Vermutlich, wenn eben doch Bürger zu Schaden kommen oder die Flammen eines brennenden Containers auf ein Wohnhaus übergreifen. Das Verhindern eines solchen Falls aber, das betonte die Staatsanwaltschaft ebenfalls, liegt nicht in ihrem Aufgabenbereich. Pauli: „Wir sind eine Strafverfolgungsbehörde. Die Präventivbehörde ist die Polizei.“
Und die? Reagiert fast schon resigniert auf Rückfragen bei brennenden Containern in Lüdenscheid. Nicht, dass die Beamten nicht ihre Arbeit machen. Im Gegenteil. Schon zwei Mal konnte die Brandstifterin – ach nee – Sachbeschädigerin, dingfest gemacht werden, ein Mal wurde sie in psychiatrischer Obhut untergebracht. Doch immer wieder mussten sie sie auch wieder laufen lassen. Dass es beim nächsten Mal anders wird – wohl kaum. Weil? Genau, Sie ahnen es: Es ist nur Sachbeschädigung.
5000 Euro – die zahlt der Steuerzahler
Fehlt zu guter Letzt noch die Feuerwehr, die jede zweite Nacht ausrückt, um die Container zu löschen. Das machen sechs Einsatzkräfte auf zwei Fahrzeugen. Entstandene Kosten seit dem 25. Dezember: Weit über 5000 Euro, sagt Sven Prillwitz, Pressesprecher der Stadt Lüdenscheid. „Das zahlt der Steuerzahler“, betont er. Neben belastenden Kosten für die Stadtkasse sehe die Feuerwehr aber noch ein anderes Problem, weiß Prillwitz: „Während die Kräfte sich die Nächte an brennenden Containern um die Ohren schlagen, könnten sie im Ernstfall an anderer, wichtiger Stelle fehlen.“ Die Feuerwehr in Lüdenscheid, das betonte der Pressesprecher, wünsche sich, „dass der Feuerteufel endlich gefasst wird, bevor Schlimmeres passiert.“
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