Unabhängig, neutral, privat und ehrenamtlich: Hans-Jörg Struth stellte den Ausschussmitgliedern die Solarberatergruppe für Kierspe und Meinerzhagen vor, die eine individuelle Beratung für die Bürger in Sachen Photovoltaik und Klimaneutralität anbieten soll.
„Wir werden gedrängt aus Berlin, aber wir müssen uns auch drängen lassen“, zeigte sich Struth angesichts des verfehlten 1,5-Grad-Klimaziels überzeugt. „Es ist unsere Aufgabe für die kommenden Generationen, die erneuerbaren Energien voran zu bringen“, betonte der Koordinator der BSB-Gruppe.
„Wir möchten möglichst viele private Solarstrom-Anlagen auf Ein- und Zweifamilienhäusern haben“, formulierte Struth das Ziel der BSB-Gruppe. Oder wie sie es offiziell ausdrücken: „Unsere Vision ist eine energetisch autonome, autarke Kommune durch eigene Speichersysteme.“
Für Klarheit im „PV-Dschungel“ sorgen
Aktuell herrsche auch in Kierspe ein „Dschungel“ aus Photovoltaik-Anlagen (PV) und Angeboten, so Struth. Es gebe keine neutrale Beratung für PV-Interessierte, kritisierte er. „Wir werden daher zwei- bis dreistündige Beratungsgespräche zuhause anbieten“, stellte er das Konzept vor, das voraussichtlich Ende Juni, Anfang Juli anrollen soll.
Gemeinsam mit den Bürgen erarbeite man ein Konzept: „Was passt für dein Haus und für deinen Geldbeutel“, skizzierte Struth das Verfahren. Im Anschluss würden die BSB-Experten Pläne entwerfen, was technisch und finanziell für den Einzelfall möglich sei – „frei sowie preis- und markenunabhängig“, betonte er. Mit dem Vorschlag könnten die Bürger entsprechend Solarteure mit der Umsetzung beauftragen.
Genügend Sonne im Sauerland
Im Rahmen seines Vortrags räumte Struth mit einem Vorurteil auf: Es gebe im Sauerland nicht genügend Sonnenschein, damit sich eine PV-Anlage lohne. Allein Lüdenscheid komme auf 1600 Sonnenstunden im Jahr. Die heißen Tage im Sauerland hätten sich laut Struth im Sauerland verdreifacht.
Aber auch indirekte Sonneneinstrahlung könne durch PV-Anlagen in Strom umgewandelt werden: „Auch in diffuser Strahlung reflektieren kleinste Teilchen das Sonnenlicht, die genutzt werden können“, erläuterte Struth.

Er zeigte sich überzeugt: „Wir befinden uns in einer industriellen Revolution“. Die PV-Technik sei in über 50 Jahren immer weiter ausgereift worden. Bedenken gegenüber Brandschutz-Einbußen konnte sein Team-Kollege Ulrich Finke ausräumen: „Jedes Modul wird in Gefahrensituationen mittlerweile automatisch abgeschaltet. Diese Sorgen der Brandbeschleunigung gehören der Vergangenheit an. Auch geht keine PV-Anlage mehr unter einer Schneelast kaputt.“ Ebenso spiele die Haus-Ausrichtung bei der Entscheidung für oder gegen eine Anlage keine wesentliche Rolle.
Neben Fragen zu PV-Anlagen, beraten die BSB-Mitglieder auch zu den Themen Wärmepumpen, E-Autos und Klimaanlagen. Auch in Windenergie müsse investiert werden. Sonne alleine reicht nicht.
Politik und Bürger müssten handeln und so rief Struth auch die Ausschussmitglieder zur Unterstützung und die Bürger zu mehr Beteiligung in der BSB-Gruppe auf, wobei er einräumte, dass es sich um eine „zeitintensive Aufgabe“ handele. Aber: „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, so Struth abschließend.
Über die Internetseiten der Kommunen sollen in Zukunft die Kontakte der jeweiligen BSB-Gruppen verlinkt werden.
„BürgerSolarBeratung Oben an der Volme“
Nach einem baden-württembergischen Modell hatte die Vereinigung „Oben an der Volme“ gemeinsam mit ihren Klimaschutzmanagern ein Bürgernetzwerk ins Leben gerufen und Photovoltaik-interessierte Bürger gesucht (wir berichteten). Sechs Bürger haben sich bereit daraufhin erklärt: Struth, Ulrich Finke und Georg Würth für Kierspe sowie Markus Trapp, Klaus Laufer und Tobias Kleine für Meinerzhagen.
Im März konnten interessierte Bürger an der „BürgerSolarBeratungsschulung“ teilnehmen. Durchgeführt wird die Schulung von MetropolSolar, einem bundesweit tätigen gemeinnützigen Verein, der sich für die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien einsetzt. Das Projekt wird anteilig über LEADER finanziert.