Die Staatsanwaltschaft Hagen und die Polizei Hagen informierten am Mittwoch, 8. Oktober, über die aktuellen Ermittlungen im Fall der verletzten Bürgermeisterin Iris Stalzer aus Herdecke. Die SPD-Politikerin ist außer Lebensgefahr. Dringend tatverdächtig ist die 17 Jahre alte Tochter des Opfers. Sie soll mit zwei Messern mehrfach auf ihre Mutter eingestochen haben.

Die Pressekonferenz leiten KHK Jens Rautenberg, Leiter der Mordkommission, Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn, Polizeidirektorin Ursula Schönberg (Direktionsleiterin Gefahrenabwehr) sowie PHK Tino Schäfer (Pressesprecher).

Um 15.02 Uhr eröffnet Tino Schäfer die Pressekonferenz: "Die Tat hat von Anfang an für ein sehr hohes mediales Interesse gesorgt."

Iris Stalzer befindet sich nicht mehr in Lebensgefahr, sie befinde sich laut Schäfer "auf dem Wege der Besserung."

Um 12.05 Uhr am Dienstag, 7. Oktober, habe die Tochter der SPD-Politikerin den Notruf gewählt, teilt die Polizei die Geschehnisse des gestrigen Tages mit. Sie habe gesagt, dass ihre Mutter im Rahmen eines Raubüberfalls schwer verletzt wurde.

Die Einsatzkräfte hätten Iris Stalzer daraufhin sitzend in einem Sessel in ihrem Haus angetroffen, sie sei nicht mehr richtig ansprechbar gewesen. Aufgrund der Schwere der Verletzungen sei Stalzer mit dem Helikopter ins nahe gelegene Krankenhaus geflogen worden.

"Weil die Lage unklar war und auch ein Fahndungsdruck bestand, haben wir die polizeilichen Ermittlungen hochgefahren", beschreibt Schönberg die Geschehnisse. Gegen 12.45 Uhr hat die Polizei Hagen die Einsatzleitung übernommen, da eine entsprechend schwere Straftat vorlag.

"Wir haben die beiden Kinder der Frau Stalzer räumlich getrennt und in die Polizeiwache Ennepetal gebracht. Die Fahndung nach einem Täter lief weiter, da wir in Folge aber eine nicht unerhebliche Spurenlage innerhalb des Wohnhauses feststellten, stellte sich heraus, dass es sich vermutlich nicht um ein politisches Geschehen, sondern um einen familiären Konflikt handelte", so Schönenberg weiter.

Auch zu diesem Zeitpunkt sei die Polizei weiter von einem versuchten Tötungsdelikt ausgegangen. "Wir haben in Abstimmung mit der Oberstaatsanwaltschaft die beiden Kinder vorläufig festgenommen." Es folgten umfassende Untersuchungen der Einsatzstelle durch die kriminaltechnische Untersuchung.

Weiter geht's mit Jens Rautenberg. Der Chef der Mordkommission teilt mit, dass er gegen 12.45 Uhr alarmiert wurde. "Die erste Meldung lautete, dass es einen Raubüberfall vor dem Haus gegeben habe soll, spätere Meldungen haben das dann nicht bestätigt."

Er habe schnell feststellen können, dass es außerhalb keine Spuren gegeben habe, obwohl die Patienten deutlich verletzt war. "Wir konnten im Haus feststellen, dass sich der mutmaßliche Tathergang in einem Kellerraum ereignet hat", so Rautenberg.

Die Spuren sprächen zudem dafür, dass Iris Stalzer sich danach in den Flur geschleppt habe und dort von Kräften des Rettungsdienstes angetroffen wurde. Im Haus seien zwei Messer und Kleidung als mögliche Tatwerkzeuge vorgefunden worden. "Es war nicht auszuschließen, ob eine gemeinsame Tatausübung vorgelegen hat, daher wurden beide Kinder festgenommen."

Im Krankenhaus habe Stalzer zunächst keine Angaben machen können. "Sie wurde im Laufe des Abends erneut im Krankenhaus aufgesucht und ausführlich vernommen. Dabei habe sie ihre Tochter als Täterin angegeben.

Oberstaatsanwalt Hagedorn fährt fort: "Wir gehen davon aus, dass die Tochter der Geschädigten für die Verletzungen verantwortlich ist." Es werde aber weiterhin ermittelt. Die Aussage der Mutter konnte noch nicht verifiziert werden. Hagedorn betont, dass aufgrund des jugendlichen Alters und der reinen familiären Situation entsprechende Zurückhaltung geboten sei. "Rein rechtlich gehe ich davon aus, dass es sich juristisch um eine gefährliche Körperverletzung handelt." Zum jetzigen Zeitpunkt könne er noch nicht sagen, ob die Beschuldigte dem Haftrichter vorgeführt werden soll. Es lägen aktuell keine Haftgründe gemäß Jugendstrafrecht vor. "Ich kann keinen Strafbefehl nur aufgrund des medialen Drucks beantragen."

Auch das Jugendamt sei eingebunden. Beide Beschuldigten würden vermutlich heute entlassen und dem Jugendamt übergeben. "Das Ermittlungsverfahren wird seinen ganz normalen Gang gehen", so Hagedorn.

Ein Journalist fragt, warum der Sohn ausgeschlossen werden könne und ob bestätigt werden könne, ob es bereits im Sommer einen Einsatz wegen häuslicher Gewalt gegeben habe. Schönberg antwortet, dass beide Kinder polizeibekannt seien, ohne weiter auf die Frage einzugehen. Unabhängig von der Anzahl der Messer gehe die Polizei aufgrund der richterlich bestätigten Aussage des Opfers davon aus, dass es nur um einen Täter geht.

Ein weiterer Journalist fragt, warum es nur gefährliche Körperverletzung und kein Mordversuch sei, bei mehr als zehn Messerstichen und einem eingeschlagenen Schädel. Antwort Hagedorn: "Das ist so nicht korrekt, die ärztlichen Ergebnisse legen etwas anderes dar. Da die Tochter den Rettungsdienst gerufen und die Tat von sich aus beendet habe, sei dies kein Mordversuch.

Zur Motivlage machen die Ermittler keine Angaben.

Da es eine Reihe von Vorfällen auch mit dem Vater in der Vergangenheit gegeben habe, würden die Kinder nun durch das Jugendamt und nicht vom Vater betreut. Schönberg gibt zudem auf Nachfrage bekannt, dass es bereits im Sommer eine Information der Mutter an die Polizei gegeben habe, dass sie sich alleingelassen fühle vom Jugendamt.

Um 15.37 Uhr endet die Pressekonferenz.

Oberstaatsanwalt Bernd Haldorn äußert sich zum Angriff auf Iris Stalzer.

Hintergrund

Am Dienstag, 7. Oktober, wurde die designierte Bürgermeisterin der Stadt Herdecke bei einem Messerangriff lebensgefährlich verletzt. Nach bisherigen Erkenntnissen war die Tat nicht politisch motiviert. Es wird ein familiärer Hintergrund angenommen. Der Tatort befindet sich im Hause der Politikerin. Die minderjährigen Kinder der Herdeckerin befinden sich nach letztem Informationsstand im Rahmen der Klärung des weiteren Sachverhaltes nach wie vor bei der Polizei.

Update 5: Offenbar familiärer Hintergrund - Messerattentat auf designierte Bürgermeisterin von Herdecke | LokalDirekt