Die Psychologische Beratungsstelle Plettenberg des Diakonischen Werkes hat im Jahr 2023 insgesamt 623 Beratungsanlässe bearbeitet. Das ist nach den Corona-Jahren wieder ein deutlicher Anstieg, ausgelöst auch durch den langen Schatten, den die Pandemie noch immer wirft. Vorrangig ging es um Probleme in den Bereichen Familie (32,9 Prozent), Erziehung (25,3 Prozent) und Schule (23,4 Prozent).

Anlässlich der „Woche der Erziehungshilfe“ vom 1. bis 5. September, in der Beratungsstellen in ganz NRW auf ihre Arbeit aufmerksam machen, hat das Team von der Bahnhofstraße ein Fallbeispiel konstruiert. Es soll verdeutlichen, wie eine Beratung ablaufen kann.

Jenny ist 14 Jahre alt. Ihre Mutter ruft in der Beratungsstelle an, weil sie sich Sorgen um ihre Tochter macht.

Über das Sekretariat wird ein Termin für die kommende Woche für ein kurzes Vorgespräch mit Frau M. vereinbart.

Schlechte Noten und Stress wegen der vielen Zeit am Handy

Frau M. erzählt, dass Jenny sich viel in ihr Zimmer zurückzieht, nur noch am Handy ist. Sie wirke meistens bedrückt, wolle aber nicht mit ihr reden. Die Noten sind schlechter geworden und es gibt immer wieder Streit wegen der Schule. Stress gebe es auch oft wegen der vielen Zeit am Handy, wegen der Unordnung im Zimmer und darum, wie Jenny sich anzieht und schminkt. Eigentlich gibt es fast nur noch Streit. Frau M. ist oft wütend, fühlt sich hilflos. Vor allem sind sie und ihr Mann aber sehr besorgt.

Frau M. will Jenny fragen, ob sie bereit wäre, zu einem Gespräch mitzukommen.

Jenny kommt zum nächsten Termin mit. Nachdem sie erst sehr unsicher und verschlossen wirkt, taut sie schnell auf. Sie merkt, dass sie nicht kritisiert wird, die Beraterin sie vielmehr kennenlernen möchte, sich für sie interessiert, sie ernst nimmt und vor allem, versucht  zu verstehen, wie es ihr geht, wie sie denkt und was ihr wichtig ist.

Es wird ein nächster Termin verabredet, zu dem Jenny allein kommt.

Stärken nutzen

Es gibt in der Folge mehrere Termine nur mit Jenny. Es geht um verschiedene Themen, zum Beispiel um Konflikte mit Freundinnen. Auch darum, was sie an ihren Eltern nervt, was ihr vielleicht auch weh tut, sie traurig macht. Es wird  aber auch über die Dinge gesprochen, die sie liebt, die sie gerne tut, die ihr Spaß machen und es wird gemeinsam überlegt, wie sie ihre Stärken nutzen kann, damit sie sich wieder besser fühlt. Es wird besprochen, wie sie ihren Eltern sagen kann, was sie stört, was sie sich im Umgang miteinander anders wünscht. Da das gar nicht so einfach für sie ist, wird ein gemeinsames Gespräch mit den Eltern vereinbart. Bei diesem Gespräch gelingt es besser als zuhause, sich zuzuhören und sich wieder besser zu verstehen.

In größeren Abständen werden noch einige Gespräche verabredet, bei denen es mal um Fragen von Jenny, zum Beispiel zum Thema Schulstress geht, mal geht es auch um das Miteinander in der Familie.

Nach etwa vier Monaten wird die Beratung beendet. Jenny und ihre Eltern wissen, dass sie sich jederzeit wieder melden können, wenn sie das Gefühl haben, es „klemmt“.

Multiprofessionelles Team

Neben Fragen zur Erziehung und auffälligem Verhalten berät das multiprofessionelle Team bei Fragen zur Entwicklung, Lern-, Leistungs- und Ausbildungsproblemen, Familien- und Erziehungsproblemen, Schwierigkeiten in der Partnerschaft, Trennung und Scheidung sowie persönlichen Fragen, Problemen, Belastungen und Konflikten.

Kontaktaufnahme: Die Beratungsstelle in der Bahnhofstraße 25 ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr und montags bis donnerstags von13 bis 16 Uhr unter der Telefonnummer 02391/954025 erreichbar. Beratungsgespräche finden auch außerhalb dieser Zeiten statt.