Ein kurzer Rückblick von der Aufbauphase bis ins Heute soll spiegeln, wie sich der Verein entwickelt hat und wo seine Schwerpunkte liegen.
Die Gründerzeit
Die „Meinhardusstuben“ war es, in der am 2. September die Gründungsversammlung des Ortsvereins Meinerzhagen stattfand – und die sprengte mit 27 Teilnehmern wegen Überfüllung fast schon den Rahmen. Helmut Brandig (AWO-Bezirk Westliches Westfalen) sowie Hans Herold und Manfred Weitzel vom Lüdenscheid-Olper Kreisverband nahmen seinerzeit als Gäste teil. „Wir brauchen Menschen, die bereit sind, sich wie alle ehrenamtlichen Helfer der AW0 aktiv einzusetzen und einen Teil ihrer Freizeit opfern,“ stellte Brandig schon damals treffend fest.
Günther Wiedemann (1. Vorsitzender), Hartmut Grohs (2. Vorsitzender), Gertrud Wiedemann (Kassiererin), Wilfried Bader und Horst Patent (Beisitzer) bildeten den ersten Vorstand des Meinerzhagener Ortsvereins.
Nach kürzester Zeit trat der neue Ortsverein bereits mit den ersten sozialen Angeboten in Aktion: ein Ferienhilfswerk, Senioren-Erholungsmaßnahmen sowie Sonderkuren für Mütter mit Kindern wurden geplant.
Schnell wuchs die Mitgliederzahl auf 45 an. 1974 wurde die Altenbegegnungsstätte (ABS) eröffnet: Im November übergab der damalige Bürgermeister Rövenstrunk Räumlichkeiten der ehemaligen Sonnenapotheke an den Verein und zur Premiere fanden sich gleich 60 Senioren ein.
Nur ein Jahr später zählte die Meinerzhagener Arbeiterwohlfahrt bereits 130 Mitglieder und außerdem gab es die erste Seniorenfahrt – an den Rhein. Bei einem „Tag der offenen Tür“ stellte sich der Verein in der Altenbegegnungsstätte der Öffentlichkeit vor. Außerdem auf dem Jahresprogramm: ein Besuch des Bundestages in Bonn (für Senioren) und Disco-Abende (diese natürlich für junge Menschen).
1976 kamen etwa Gymnastik- und Schwimmangebote für Senioren dazu – im September sogar ein Nähkurs. Diesmal ging die Mitgliederfahrt ins damals noch geteilte Berlin und der AWO-Ferienspaß „entführte“ daheimgebliebene Kinder zur „Reiter-Hacienda Bensberg”. Ebenfalls ein Highlight: Fred Zander, damals Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit, war zu Gast und lobte ausdrücklich das umfangreiche Angebot.
Keine Zeit für Langeweile
1977 ging es in den Landtag nach Düsseldorf, nach Hamburg, nach Köln zum WDR und in den Grugapark in Essen und zum Abschluss nochmals Essen – diesmal stand der Weihnachtsmarkt auf dem Reiseplan. Auch das Programm der ABS mauserte sich: Ab August gab es ein Programm zur Familienbildung mit Makramee-, Emaille- und Bastel-Kursen und stets interessanten Vorträgen – so etwa von FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann.
Außerdem wurde etwa zur Mitte des Jahres die Beteiligung zu „Essen auf Rädern“ angefasst – im Wechsel mit der Inneren Mission und dem Caritas-Verband. Tag für Tag galt es bis zu 50 Mahlzeiten an ältere Mitbürger zu verteilen, wozu 66 Kilometer Fahrstrecke und hunderte von Treppenstufen überwunden werden mussten. Die Kinder durften in diesem Jahr als Ferienmaßnahme drei Wochen nach Österreich.
Neben buntem Karnevalstreiben stand 1978 auch ein Umzug an: die ABS nahm Abschied von der Hauptstraße, da das Gebäude endgültig der Stadtsanierung zum Opfer fiel. Doch nur wenige Tage später eröffnete die neue Stadthalle und damit auch eine größere und modernere Altenbegegnungsstätte. Hier wurde auch erstmals eine Beratungsstelle für türkische Mitbürger eingerichtet, in der der studierte Volkswirt Özgür Alaybeyoglu seine Hilfe anbot. Auch eine Hausaufgabenhilfe wurde eingerichtet.
Weitere Angebote: eine Planwagenfahrt für die Kinder der Mitglieder, eine Seniorenfahrt zum Niederthäler Hof an der Nahe und ein Kinderbesuch auf den Essener Lichtwochen.
Als ein Jahr der Reisen erwies sich 1979: 50 Mitglieder fuhren nach Berlin; es gab eine Seniorenfahrt nach Münster und in den Duisburger Hafen; 46 Kinder brachen zum Ferienlager in Schneverdingen (Lüneburger Heide) auf.
Die 80er
Es war Bundestagswahl und Politik war in diesen Jahren angesagt und es gaben sich prominente Vertreter die Klinke in die Hand: Bundesfamilienministerin Antje Huber, Ministerpräsident Johannes Rau, Günter Topmann (SPD), Wolfgang Lohmann (CDU) und Hildegard vom Hofe (FDP).
Aus gesundheitlichen Gründen musste Gertrud Wiedemann 1982 die Leitung der Altenbegegnungsstätte aufgeben. Waltraud Attern wurde ihre würdige Nachfolgerin. Gertrud Wiedemann wurde von der Arbeiterwohlfahrt des Bezirks Westliches Westfalen auf besondere Art geehrt: mit der Verdienstmedaille der AWO.
Dann kündigte 1984 auch Günther Wiedemann, Initiator und Schwungrad des Ortsvereins, seinen Rücktritt an: „Habt bitte Verständnis dafür, dass ich inzwischen etwas müde geworden bin,“ lauteten damals seine Worte. Doch drei Jahre stand er noch an der Spitze des Ortsvereins.
Ende Dezember 1986 trauerte der Meinerzhagener Ortsverein um Waltraud Attern. Die Leiterin der Altenbegegnungsstätte verstarbt an Heiligabend mit nur 47 Jahren – nach schwerer Krankheit. Ute Mohn übernahm im Februar 1987 die Leitung der ABS. Und auch Günther Wiedemann machte seine Ankündigung wahr. Klaus Willert übernahm den Vorsitz. Wiedemann erhielt die Verdienstmedaille der Arbeiterwohlfahrt.

Klaus Willert, der sich seit Beginn um die Kinder-Ferienfreizeiten gekümmert hatte, legte jetzt darauf einen besonderen Fokus. 475 Mitglieder hatte der Ortsverein jetzt. Der Freude darüber folgte 1988 die Trauer über einen schmerzlichen Verlust: Die erst 65-jährige Gertrud Wiedemann verstarb nach langer schwerer Krankheit.
Die 90er
Ein Bausteine-Verkauf im Februar 1991 sollte dem „Aufbau AWO-Ost“ dienen. Weitere bemerkenswerte Ergebnisse: 1990 nahmen 4265 Menschen an insgesamt 182 Veranstaltungen teil; der Verkauf von Wohlfahrtsmarken ergab 2500 D-Mark; eine Rubbellose-Aktion brachte 2769 D-Mark; die Haussammlungen erbrachten 9000 D-Mark.
Zwischenzeitlich knackte die Mitgliederzahl die Traummarke von 500; die Altenbegegnungsstätte wurde in AWO-Treff umbenannt, um damit anzuzeigen, dass die Arbeiterwohlfahrt für alle Generationen da ist. Im Juni 1991 öffnete der Kindergarten „Rappelkiste“ seine Pforten.
In den frühen Neunzigern intensivierten sich die Reisetätigkeiten zwischen Meinerzhagen und der französischen Partnerstadt St. Cyr.
Klaus Willert sah ein neues Betätigungsfeld im thüringischen Schmalkalden und organisierte Fahrten. Alice Schneider löste Anfang 1994 Ute Mohn als Leiterin des AWO Treffs ab. Das Zeltlager im Rahmen der Ferienspiele war seit 1978 nach wie vor ein Magnet, ebenso die Kinderfreizeit in Wiedemannsdorf / Allgäu, beides unter der bewährten Leitung von Klaus Willert und Horst Dango.
Klaus Willert erhielt für seine ehrenamtliche Arbeit die Verdienstmedaille. Die Mitgliederzahl betrug zwischenzeitlich 552 – der höchste und nie wieder erreichte Stand. Viertägige Jahresfahrten führen in die Partnerstädte Ijsselmuiden/Kampen und St. Cyr sur Loire; Gegenbesuche der niederländischen und französischen Freunde fanden regelmäßig statt. Doris Funke übernahm Anfang 2000 die Leitung des AWO-Treffs. Klaus Willert und seine Ehefrau Magdalene gründeten im April 2000 das bis heute sehr erfolgreiche Freitags- bzw. Marktfrühstück.
Das neue Jahrtausend
Die Angebote und Aktivitäten des Ortsvereins wurden stets gut angenommen: Wandertage, Sommerfest, Tag der offenen Tür, Freitagsfrühstück, Bastelkreis, Wassergymnastik und vieles mehr wie Karnevalsveranstaltungen, Grünkohl-Essen und Weihnachtsfeiern.
Klaus Willert verstarb im Alter von 64 Jahren in der Nacht zum 25. Juli 2005 nach langer Leidenszeit. Sein Tod löste große Trauer aus und riss eine Lücke. Willert hatte sich in vielfältiger Weise, um die Stadt, viele Einrichtungen und Dienstleistungen, vor allem im sozialen Bereich, verdient gemacht.
Rolf Puschkarsky als Nachfolger von Klaus Willert
Als Willerts Nachfolger zum 1. Vorsitzenden wurde am 4. Februar 2006 Rolf Puschkarsky zum 1. Vorsitzenden gewählt. Seitdem fühlt er das Amt mit viel Engagement aus, hatte ab gleich zu Beginn mit schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen zu kämpfen, da in allen sozialen Bereichen Fördermittel gekürzt wurden.

Dennoch gingen die vielen Angebote weiter. Ob Karnevalspartys, Tage der offenen Tür, Grünkohlessen, Wanderungen, Basare und Jahresfahrten (etwa wieder in die Partnerstädte oder zum Haus „Alter Leuchtturm“ auf Borkum). Auch die Zeltlager im Rahmen der Ferienspiele wurden weiter angeboten.
Im Herbst 2007 wurde die „Aktion R“ ins Leben gerufen. Weil die Erbsensuppenausgabe bei Basaren erfolgreich war, servierte nun die AWO am jedem ersten Samstag in den Monaten mit R die beliebte Erbsensuppe.

Ende 2006 entstand das Generationenprojekt „miteinander – füreinander“ und zu Beginn des Jahres 2007 bot die AWO Fahrdienste an – zu eigenen Veranstaltungen, zum Einkaufen sowie zu Arzt- und Krankenhausbesuchen. Just zu diesem Zweck wurde ein vereinseigenes Auto angeschafft – dank heimischer Sponsoren.
Die Schwankungen der Mitgliederzahlen nahmen zu: Sterbefälle, Austritte (auch umzugsbedingt) sorgten für einen leichten Schwund.
Auch das im April 2010 ins Leben gerufene Schlemmerfrühstück – jeweils einmal im Monat sonntags – bereicherte zwar das kulinarische Angebot des Ortsvereins, bescherte aber keinen merklichen Mitglieder-Zuwachs.
Die Aktion „miteinander – füreinander“ wurde auch in den letzten Jahren erfolgreich fortgesetzt und mittlerweile verfügt der Ortsverein über fünf Caddys, mit denen weiterhin sechs ehrenamtlichen Fahrer die Mitglieder zu wichtigen Terminen chauffieren – immerhin kommen rund 300 Fahrten im Jahr zustande. In Pandemie-Zeiten gab es im Advent etwa den Fensterbasar. Hier wurden Corona konform Dresdner Stollen aus Fenstern gereicht oder an Zäunen Gaben-Ecken (bestehend aus Sachspenden einiger Bürger) eingerichtet.
Als 2014/15 die Flüchtlingswelle aus dem Syrien-Konflikt in Deutschland ankam, bildete die AWO einen runden Tisch, aus dem später der Arbeitskreis Flüchtlinge entstand. Die 2. Vorsitzende Susanne Berndt organisierte Sprachkurse, ein Sachmittellager (etwa mit Kleidung, Bettwäsche und Möbeln) wurde eingerichtet und es gab Hilfe zum Start (Formulare, Amtsgänge). Hier war auch seit Beginn des Ukraine-Krieges wieder vieles davon gefragt. „Zum Glück herrscht in Meinerzhagen eine sehr hohe Spendenbereitschaft“, lobt Rolf Puschkarsky seine Mitbürger.
Die Pandemie hatte viele Einschränkungen gefordert. Doch mittlerweile sei wieder Normalität eingetreten. So wurden „in Kooperation mit der Stadt etwa die Angebote in Hinblick auf die Fahrten ausgeweitet“, berichtet Puschkarsky stolz. Auch die Angebote im Beratungssegment sei momentan sehr hoch.
Zum exakten Jubiläum wird es am 2. September eine offizielle Feier in der Stadthalle mit geladenen Gästen geben. Aber jetzt steht am Samstag 17. Juni erst einmal das Jubiläums-Sommerfest an.
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