„Halver ist soweit fertig entwickelt“, sagt Kämmerer Simon Thienel. Die großen Projekte – das Fachmarktzentrum, der neue Lidl und das Wippermanngelände – sind umgesetzt bzw. geplant. Deshalb möchte die Verwaltung nun den rechtlichen Rahmen fürs Einzelhandelskonzept schaffen, das im Juni 2010 vom Rat beschlossen wurde. Das bedeutet: Außerhalb der priorisierten Fläche sollen sich keine Einzelhandelsbetriebe, insbesondere mit nahversorgungs- und zentrenrelevanten Sortimenten, ansiedeln können. Nicht mehr. Denn: Bestandsschutz genießen alle, die bereits eine Genehmigung haben und einen Handel betreiben.
Voller Fokus aufs Zentrum also. Eine rote Linie markiert auf dem Plan für das Einzelhandelskonzept, wo Geschäfte erwünscht sind – und wo nicht. Die Frankfurter- und die Bahnhofstraße bilden demnach die priorisierte Fläche. Sie sollen gestärkt werden.

Oberbrügge liegt außerhalb der priorisierten Fläche
Im Umkehrschluss bedeutet das auch: Der Ortsteil Oberbrügge liegt außerhalb der favorisierten Zone. Ist dies das Aus für jeglichen Einzelhandel dort? Kämmerer Simon Thienel gibt Entwarnung: „Oberbrügge-Ehringhausen ist ein wichtiger Ortsteil. Wenn jemand dort einen Tante-Emma-Laden oder einen Kiosk aufmachen möchte, ist dies auch weiterhin möglich.“ Schließlich diene dies dem Ortsteil und schade andersherum nicht den Händlern im Zentrum.
Und auch ein Discounter könnte eine Filiale eröffnen. Peter Kaczor (Bauleitplanung Stadt Halver) erklärt dazu: „Ein Discounter, etwa ein Aldi, ist auf keinen Fall für Oberbrügge auszuschließen. Leider haben bislang aber alle abgesagt; es scheint durch die Lage und die Nähe zu anderen Discountern wirtschaftlich schwierig zu sein.“ Und: In (Gewerbe)Objekten, für die es bereits eine entsprechende Genehmigung gibt, könnte ein gleichgearteter Einzelhandel sich erneut ansiedeln, so Kaczor.
Und auch im Innenstadtbereich gibt es Spielraum: An der Von-Vincke-Straße etwa, so erklärt Simon Thienel, könne beispielsweise eine Bäckerei, mit einer Verkaufsfläche von bis 30 Quadratmetern, eröffnen. Reinigungen seien ohnehin weiterhin möglich, dasselbe gilt für weitere Branchen. Die „Ponywiese“ neben der Polizeiwache liegt auch außerhalb der Fläche und ist somit für den Einzelhandel „gesperrt“; dort sind Kanzleien, Praxen und Wohnbebauung vorgesehen.
Keine weiteren Werksverkäufe in Gewerbegebieten
Betroffen von der Planung sind insbesondere auch Halvers Gewerbegebiete: Der Trend, so steht’s im öffentlichen Aushang der Stadt, entwickle sich dahin, dass Händler dort große, günstige Grundstücke vorfänden und dort beispielsweise Werksverkäufe anböten. Das schwäche den Handel und somit die Kaufkraft im Zentrum. Ein Online-Handel sei kein Problem, so Thienel; es sei denn, es ist ein Lagerverkauf vorgesehen, der dann wiederum die Kaufkraft vom Zentrum fern halte.
Wie geht es weiter?
Am Dienstag, 19. März, gab es im Rathaus eine erste Bürgerversammlung zum „Bebauungsplan Nr. 44 Ortslage Halver“. Auf Nachfrage von LokalDirekt erklärt Simon Thienel, dass lediglich zwei Bürger kamen. Peter Kaczor geht nicht von geringem Interesse, sondern von einer guten Vorab-Information aus. Mit vielen betroffenen Einzelhändlern und Firmeninhabern habe er bereits im Vorfeld gesprochen und das Thema erörtert.
Noch bis zum 2. April können sich Bürger während der Öffnungszeiten im Verwaltungsgebäude an der Von-Vincke-Straße 26 ( Besprechungszimmer) über die Ziele und Zwecke der Planung informieren, diese mit der Verwaltung erörtern und sich zur Planung äußern. Im Anschluss ist eine weitere Bürgerversammlung geplant. Thienel geht davon aus, dass es zwei Sitzungsperioden dauern wird, bis der Rat dann die finale Entscheidung treffen kann.
„Taktisch kluges Vorgehen“
Kämmerer Simon Thienel betont im LokalDirekt-Gespräch, dass Peter Kaczor als Bauleitplaner taktisch klug vorgegangen ist. Nach der Entscheidung vor 14 Jahren habe er mit Weitsicht die Planungen und Veränderungen in Halvers Zentrum beobachtet und das Vorhaben bewusst schlummern lassen. Halver sei dadurch flexibel geblieben. „Jetzt können wir alles in einem Rutsch nachholen und festzurren“, so Thienel.
Wer sich für die Details des geplanten Bebauungsplans interessiert, kann diese online hier einsehen.