Halver. Es ist zweifelsohne ein Mammutprojekt, vor dem Melanie Hedtfeld, Kristian Hamm und Matthias Clever stehen. Die drei Halveraner wollen dem ehemaligen Schulgebäude an der Susannenhöhe neues Leben einhauchen. In dem derzeit leerstehenden Komplex soll Mehrgenerationenwohnen ermöglicht werden, die Turnhalle wird reaktiviert und – so sehen es die Planungen vor – das ehemalige Hausmeistergebäude soll eine U3-Großtagespflege beherbergen.
Noch gleicht das ehemalige Schulgebäude an der Susannenhöhe eher einer Ruine, als einer Oase für Jung und Alt, in der Wohnen, Sport, Hobby und Kleinkinderpflege möglich ist. Das Projekt der quatrio GmbH, die sich aus den drei Halveranern Hedtfeld, Hamm und Clever zusammensetzt, ist durchaus ambitioniert. Und visionär.
Eben diese Visionen für das Projekt „Quartier Susannenhöhe“ umfassen einen Entwurf, in dem Jung und Alt gemeinsam unter einem Dach leben können. Zugleich soll im Ortsteil Carthausen/Oeckinghausen eine neue gesellschaftliche Mitte entstehen, ein Zentrum, das es, so betont Matthias Clever, bis vor einigen Jahren schon lange an dieser Stelle gab. Doch mit der Aufgabe der Förderschule, dem Weggang der Freiwilligen Feuerwehr und der nachlassenden Nutzung der Sporthalle durch Vereine, begann der Verfall des 1964 errichteten Komplexes.
Eine kurzzeitige Nutzung erfuhr das Schulgebäude nochmal im Jahr 2015, als Flüchtlinge in sogenannten Notunterkünften an der Susannenhöhe untergebracht worden waren. Seitdem aber herrschte Stillstand, der Verfall nahm seinen Lauf. Fenster und Türen sind zum Teil eingeschlagen, der Putz bröckelt von den Wänden, das Unkraut wuchert.
Daran möchte die quatrio GmbH nun alsbald etwas ändern. Zwar sind die zeitlichen Rahmenbedingungen von behördlichen Vorgängen abhängig; Hedtfeld, Clever und Hamm planen jedoch mit einer Bauzeit von einem Jahr ab Erteilung der Baugenehmigung. „Wir gehen derzeit davon aus, dass es im Frühsommer losgehen kann“, steckt Clever den Startpunkt ab.
Womit sie ebenfalls planen, sind Baukosten im deutlich siebenstelligen Bereich, für deren Abdeckung teilweise auch Fördermöglichkeiten genutzt werden sollen.
Wie schnell Planungen diesbezüglich aus dem Ruder laufen können, erfuhren die Drei erst zu Beginn dieser Woche, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kurzum die Förderung für energieeffiziente Gebäude stoppte. „Das hat uns erstmal aus dem Konzept gebracht“, so Hedtfeld im Rahmen des Pressetermins.
Die Motivation für das Quartier Susannenhöhe sei aber trotzdem immer noch ungebrochen, versichern Hedtfeld und Clever im Gespräch mit LokalDirekt.
Während die Turnhalle ihrer eigentlichen Bestimmungen wieder zugänglich gemacht und sozusagen reaktiviert werden soll, kommt dem ehemaligen Gebäude der Klassen- und Lehrerzimmer eine andere Bestimmung zu. Auf etwa 800 Quadratmetern entsteht der Wohnkomplex der Susannenhöhe. Zehn barrierefreie Wohneinheiten zwischen circa 50 und 130 Quadratmetern sollen als Mietwohnungen jungen Familien ebenso ein Zuhause bieten, wie Senioren oder Alleinstehenden – alles vor dem Hintergrund einer Mehrgenerationen-Wohnanlage.
„Der Eingangsbereich wird vergrößert und wir bauen einen Aufzug“, erläutert Clever. Alle Umbaumaßnahmen sollen sich nach ökologischen und nachhaltigen Vorgaben richten und energetische Standards erfüllen. Geheizt werde mit Erdwärme, auf das Dach kommt Photovoltaik, so Clever weiter. Die Wohnungen erhalten zudem im Erdgeschoss einen kleinen Garten, raus auf den Innenhof, die oberen Einheiten sollen laut Clever mit einem Balkon versehen werden. Zusätzlich entstehen sowohl im Innenhof als auch im Gebäude selbst Gemeinschaftsflächen und -räume. „Miteinander und Füreinander leben, ohne alles miteinander zu teilen. Das ist das Mehrgenerationenwohnkonzept“, erklärt Melanie Hedtfeld.
Bei den Arbeiten, die zunächst einen Rückbau zum Rohbau vorsehen, möchten die Gesellschafter der quatrio GmbH bevorzugt auf heimische Unternehmen zurückgreifen.
Das ehemalige Hausmeistergebäude soll nach Vorstellung des Halveraner Trios eine Großtagespflege beherbergen. Wenn alles glatt läuft, könnten schon Ende 2022 auf 120 Quadratmetern die ersten Kinder von zwei selbstständigen Tagespflegepersonen betreut werden. Veranschlagt sei ab Baubeginn ein halbes Jahr Sanierungs- und Umbauzeit. Insgesamt können am Standort Susannenhöhe neun U3-Kinder von zwei Tagesmüttern betreut werden. Derzeit laufen Gespräche mit potenziellen Tagespflegepersonen, die die Räume für ihre Tätigkeit anmieten wollen. Interessierte können sich bei der quatrio melden.
Die Turnhalle, die ebenfalls eine grundlegende Sanierung erfahren muss, soll als Sport- und Hobbyfläche weiterhin genutzt werden. Ob Sportausübung oder Kaninchenzuchtausstellung – heimischen Vereinen möchte die quatrio GmbH die Möglichkeit bieten, an der Susannenhöhe ihr Hobby auszuleben.
Bildergalerie
Wer verbirgt sich hinter der quatrio GmbH?
Melanie Hedtfeld, Geschäftsführerin
Kristian Hamm, Prokurist
Matthias Clever, Prokurist
Die Susannenhöhe – eine Chronologie
Das Schulgebäude an der Susannenhöhe ist 1964 als Volksschule errichtet worden – etwa zeitgleich mit dem Gebäude des Anne-Frank-Gymnasiums (1969), des Eugen-Schmalenbach-Berufskollegs Ostendorf (1969) sowie der Realschule (1967).
Mit der Schulreform von 1968 wurden die Volksschulen aufgelöst. Das moderne Schulgebäude in Oeckinghausen nutzte die Schule fortan für die Unterrichtung von Kindern mit dem Schwerpunkt Lernen (damals „Lernbehinderte“). Die Förderschule an der Susannenhöhe wurde im Jahr 2014 geschlossen.
In den Jahren 2015 und 2016 nutzte der Märkischen Kreises (im Auftrag des Landes NRW) das Gelände (die ehemaligen Klassenzimmer sowie die Turnhalle) als Notunterkunft für Flüchtlinge.
Die Stadt Halver sanierte 2016/17 das Hausmeisterhaus (2 separate Wohneinheiten) grundlegend, um dort Flüchtlingsfamilien unterzubringen. Das Haus wurde zu diesem Zweck nie genutzt.
1992/93 errichtete die Stadt Halver auf dem Gelände Oeckinghausen 88 das Feuerwehrgerätehaus für die Löschgruppe Carthausen. Die Löschgruppe Carthausen wurde im Jahre 2011 aufgelöst, die Mitglieder kamen in den angrenzenden Einheiten Buschhausen und Halver-Stadtmitte unter.