Das Bündnis „Wir wollen wohnen!“ fordert eine soziale Wohnungspolitik in der Kreisstadt und sagt: "Die Wohnungskrise in Lüdenscheid spitzt sich zu."

Bezahlbares Wohnen ist eine der zentralen sozialen Fragen unserer Zeit, auch in Lüdenscheid. Doch die Mieten steigen, Sozialwohnungen verschwinden, und Menschen mit geringem Einkommen werden verdrängt. Seit 2021 sind die Mieten in Lüdenscheid um 13 Prozent gestiegen, wie Zahlen der Empirica-Preisdatenbank zeigen. Zudem liegt die Leerstandsquote mit 2,4 Prozent unter den von Fachleuten empfohlenen 3 Prozent, was auf einen angespannten Wohnungsmarkt hindeutet. Dass sich die Lage ohne entschlossenes politisches Handeln weiter verschärfen wird, zeigt eine Studie der NRW.Bank: Hiernach fallen bis 2030 26,7 Prozent der Sozialwohnungen in Lüdenscheid aus der Preisbindung und können dann zu Marktpreisen vermietet werden.

„Das Thema Wohnen gehört ganz oben auf die kommunalpolitische Agenda“, betont Felix Dornhöfer, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Lüdenscheid, in einer Erklärung vor dem Wahltag am 14. September. „Wer zur Kommunalwahl antritt, muss sagen, wie er oder sie bezahlbares Wohnen sichern will und kann nicht nur auf Bund und Land verweisen. Alle politischen Ebenen können und müssen ihren Beitrag für bezahlbares Wohnen leisten.“

Zwar sind Bund und Länder für das Mietrecht und die Finanzierung der sozialen Wohnraumförderung verantwortlich, doch auch die Kommune verfügt über Instrumente eine soziale Wohnungspolitik zu stärken.

„Ziel kommunaler Wohnungspolitik muss eine barrierefreie Quartiersentwicklung sein. So können Menschen mit Mobilitätseinschränkungen oder Sinnesbehinderungen lange in der eigenen Wohnung und im vertrauten Wohnumfeld leben,“ fordert Felix Dornhöfer.

„Zu uns kommen immer mehr Menschen, die mit ihren Wohnkosten überfordert sind. Wir brauchen die Stärkung der Fachberatung zur Vermeidung und zum Abbau von Wohnungslosigkeit. Der Verlust der Wohnung ist für die Betroffenen eine Katastrophe. Präventiv Wohnungsverluste zu vermeiden, ist daher erstes Mittel der Wahl. Falls das nicht möglich ist, schnell eine neue Wohnung zu beschaffen, braucht es ein strukturiertes Angebot bei uns in Lüdenscheid. Derzeit wird präventiv über das Projekt „Endlich ein Zuhause - NRW“ durch den Caritasverband Altena-Lüdenscheid Hilfe angeboten. Neben diesem, durch Fördermittel des Landes NRW und der Europäischen Union bis Ende 2027 unterstützten Projektes benötigen aber auch die Regelstrukturen der Wohnungslosenhilfe eine finanzielle Absicherung. Wir benötigen daher dringend Unterstützung der politisch Verantwortlichen, die Angebote dauerhaft fortzusetzen. Falls das nicht gelingt, fällt Hilfe fürBetroffene ersatzlos weg. Eine Lücke die von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen direkt trifft“, erläutert Stefan Hesse, Caritasverband Altena-Lüdenscheid e.V..

Hintergrund:

Die Mietsteigerungen beziehen sich auf die Angebotsmieten. Sie sind ein Indikator für die Preisdynamik des Mietwohnungsmarktes und spiegeln die aktuelle Marktlage wider. Stark steigende Angebotsmieten erschweren Umzüge und Mobilität; sie führen dazu, dass Menschen weite Pendelwege zur Arbeit zurücklegen und / oder in Wohnungen bleiben, die nicht zu ihrer Lebenssituation passen.

Mit Leerstand ist hier der marktaktive Leerstand gemeint. Das bedeutet, dass diese Wohnungen innerhalb von drei Monaten bezugsfertig sind. Eine Leerstandsquote von etwa 3 Prozent wird als Indikator eines „gesunden Wohnungsmarktes“ gesehen. Schon geringe Abweichungen nach unten erhöhen den Konkurrenzdruck bei der Wohnungssuche. Besonders für Menschen mit wenig Einkommen oder ohne festen Wohnsitz verschärft das die Situation erheblich. Die Zahlen sind den neuesten Zensusdaten von 2022 entnommen.

Die Angaben zum Sozialwohnungsbestand beziehen sich auf den Zeitraum von 2024 bis 2030. In vielen Fällen werden weniger Sozialwohnungen gebaut als aus der Bindung fallen, weswegen der Bestand weiter abnimmt.