Es ist nur einen Steinwurf von Plettenberg und dem LokalDirekt-Sektor entfernt. Das Oberbecken des Pumpspeicher-Kraftwerks bei Finnentrop-Rönkhausen ist alles: Aussichtsplattform, Skate-Arena und Spazier-Rundweg, Ausflugsziel, Energie-Lehrpfad und technische Attraktion. Hier bietet sich die Möglichkeit zu einem wunderschönen Weihnachts-, Silvester- oder Neujahrsspaziergang. Weit schweift von hier der Blick über das Südsauerland.
In den 80er Jahren war das der Inbegriff von Luxus und Prosperität: Wer einen Pool auf dem Penthouse besaß, der hatte es geschafft. Dabei waren und sind derlei Bassins doch eher Plantschbecken, bautechnisch bedenkliche Geldvernichtungsanlagen und aus heutiger Sicht ökologisch und energetisch Objekte von zweifelhaftem Ruf. Wir Sauerländer brauchen sowas ohnehin nicht, denn wir punkten mit einem gigantischen Whirlpool auf dem Dach unserer Heimat. Auf dem Dahlberg bei Rönkhausen befindet sich das Oberbecken des Pumpspeicher-Kraftwerks, zu dem ein weiteres Becken 270 Meter tiefer im Glingetal gehört. Das Oberbecken ist auch über 60 Jahre nach dem Baustart immer noch zeitgemäß, ist unter den Vorzeichen der Energie- und Verkehrswende wichtiger denn. Die Anlage ist grüner Stromspeicher, sauberer Energielieferant, bietet ortsnahen sanften Tourismus, ist Sportanlage mitten im Grünen und Bildungseinrichtung für technisch Interessierte. Kurz gesagt: Ein Naherholungsziel, zu dem man hin muss. Oder zu gut neudeutsch: Ein „must have“.
Wie kommt man zum Rundweg am Oberbecken auf dem Dahlberg?
Zum Oberbecken kommt man, wenn man in Rönkhausen von der B 236 abbiegt und das Glingetal hinauffährt. Man fährt am Unterbecken und am Kraftwerk entlang, arbeitet sich konsequent und bis zum Ende die Serpentinen bergan, bis es dicht unterhalb des Oberbeckens nicht mehr weiter geht. Vom Wanderparkplatz aus pilgert man zu Fuß auf den Randweg des Oberbeckens, das von der Mark E generalsaniert wurde – und der Rundweg wurde gleich mit erneuert. Dort oben findet man den Energielehrpfad.
„Wenn ich Besuchern die Gemeinde zeige, dann gehen wir immer hier hinauf“, erklärte seinerzeit der damalige Finnentroper Bürgermeister Dietmar Hess einer besonderen Gästeschar das „Dach des Südsauerlands“: Auf dem Rundweg des Oberbeckens des Pumpspeicher-Kraftwerks Rönkhausen hatten sich zur Neueröffnung des Panoramaweges Vertreter des Tourismus, des Naturparks und der Kraftwerks-Betreiber Mark E und Stadtwerke Aachen eingefunden. Symbolisch wurde das Band zur Einweihung durchschnitten, damit zugleich der Rundweg und ein technisch hochinteressanter „Energiepfad“ für die Bevölkerung freigegeben und obendrein der Grundstein für den Familienspielplatz am Oberbecken gelegt. Das war der Start für eine touristische Attraktion sondergleichen, die zu jeder Jahreszeit ungezählte Besucher anzieht.
Mit dem Energielehrpfad konnte die 25 Mio. Euro teure Modernisierung des Pumpspeicherkraftwerks abgeschlossen werden konnte. Im Zuge der Energiewende war die Zukunft des „größten Akkus weit und breit“ mehrere Jahre ungewiss, bevor die Mark E in den Stadtwerken Aachen den Partner fand, mit dem Sanierung und auf Jahrzehnte konzipierter Weiterbetrieb des „PSW“ realisiert werden konnten. Mehr denn je geben seither die Marktentwicklung und die politische Großwetterlage unter dem Stichwort „Klimaschutz“ den beiden Energieversorgern Recht und lassen das Kraftwerk neu in eine gute Zukunft gehen. Bei der Sanierung des Oberbeckens wurde der Parkplatz vom Naturpark Sauerland Rothaargebirge und der Gemeinde Finnentrop erneuert. Parkplatz, Rundweg und Energiepfad sind öffentlich und für Besucher frei zugänglich.
Schönste Ausblicke über das Südsauerland: Herz, was willst Du mehr?
Das Areal hoch über Finnentrop mit wunderschönen Ausblicken über alle Berge weit hinüber nach Faulebutter, zur Glinge und zum Unterbecken, zum Schomberg und nach Wildewiese ist seither schöner denn je. An klaren Tagen schweift der Blick nahezu über das ganze Sauerland, reicht bis zum Münsterland, zum Teutoburger Wald und zum Siebengebirge. Herz, was willst Du mehr!
Der breite Rundweg um das Oberbecken ist sauber asphaltiert, lässt sich bequem gehen, mit Roller und Rollschuhen, mit Kinderwagen und Rollator gut nutzen, wobei alle Besuchergruppen mit etwas Rücksicht aufeinander am besten miteinander auskommen. Zur Talseite schützt ein solider Holzzaun, zur Wasserseite die Mauer gegen einen Fehltritt. Kleine Besucher, die noch nicht über die Mauerbrüstung schauen können, erheischen an Fenstern in der Beckensäumung ihren Blick auf den Wasserspiegel. Zur „Landseite“ hin gibt es sogenannte Sichtbeziehungstafeln: Kurz und prägnant wird beschrieben, wohin man blickt, was man erkennen kann, welche Ortschaften und Sehenswürdigkeiten im Umland zu erspähen sind.
Eine begeisternde Landschaft für den Radsport
Auch mit dem Rad lässt sich der Berg zum Oberbecken bezwingen. Vom Unter- bis zum Oberbecken kann man am StoppOmat die Kondition testen. Der StoppOmat ist die Attraktion für alle, die zeigen möchten, wer der beste Rennradfahrer am Berg ist. Von Mitte März bis Mitte Oktober können Rennradfahrer hier ihre Form testen und virtuell oder direkt gegeneinander um die schnellste Zeit kämpfen. Auf den 4,5 Kilometern mit 250 Höhenmetern zeigt sich, wer die meiste Kraft hat. Das Prinzip ist denkbar einfach: Man zieht eine Stempelkarte, fährt die Strecke ab und steckt die Karte am Ziel wieder in den Automaten. Somit ist die Zeit genommen – und das Ergebnis wird anschließend im Internet veröffentlicht. Dieses Prinzip ermöglicht einen Vergleich die ganze Saison über. Die Dateneingabe erfolgt ehrenamtlich durch den TV Rönkhausen.
Welchen Beitrag das Pumpspeicherkraftwerk zur stabilen Absicherung des Elektrizitätsnetzes leistet, wie es arbeitet und als größter Energiespeicher unserer Zeit Sonnen- und Windstrom konserviert, kann auf dem Energiepfad auch für Laien verständlich erfahren werden. Schwankungen im Stromnetz – sowohl ein Zuviel als auch ein Zuwenig an Strom – gleicht das Pumpspeicherkraftwerk aus. Dabei wird die Fallhöhe des Wassers zwischen Ober- und Unterbecken zur Stromproduktion genutzt; wird hingegen Energie aufgespeichert, wird das obere Becken über große Pumpen gespeist und kinetische Energie steht dort neu bereit. Pädagogisch und didaktisch gut gemachte Infotafeln erläutern das Prinzip. Im Oberbecken stecken bei Vollstau 735.000 Kilowattstunden gespeicherte Energie; werden die Schieber geöffnet, fallen sekündlich 67.000 Liter Wasser über 250 Meter in die Tiefe und auf die Turbinen im Krafthaus. Fünf Stunden lang kann Strom produziert werden, dann wird das Wasser wieder „bergauf“ gepumpt und das Oberbecken nachgespeist.
Warum gibt es das Oberbecken überhaupt?
Ursprünglich gebaut wurde das Pumpspeicherwerk als elementarer Bestandteil des Kraftwerksparks der seinerzeitigen „Elektromark“. Deren ganzer Stolz war das heute längst stillgelegte Steinkohlekraftwerk in Werdohl-Elverlingsen. Wäre dieses Kraftwerk einmal ausgefallen, wäre es also zum „Schwarzfall“ gekommen und ein Neustart erforderlich gewesen, hätte das Pumpspeicherkraftwerk die erforderliche elektrische Energie bereitstellen können, das Kohlekraftwerk in Elverlingsen wieder anzufahren. Es klingt zwar paradox, aber es stimmt tatsächlich: Um die Stromerzeugung in einem Kraftwerk anwerfen zu können, braucht man als erstes -- Strom. Und das „PSW“ im Glingetal war gewissermaßen der Schlussstein der Kraftwerksarchitektur alter Art in Südwestfalen, half, autark zu sein. Doch auch in der neuen Zeit ist das Pumpspeicherkraftwerk ein Juwel. Technisch, ökologisch, touristisch.










